Produktvorstellung bei Amazon
In seinem faktenbasierten Buch liefert der Migrations-Experte Hein de Haas Wissen statt Meinung zu einem der drängendsten und umstrittensten Themen unserer Gegenwart: Migration.
»Das Migrationsaufkommen ist so hoch wie nie zuvor«, »Die Klimakrise wird zu einer Massenmigration führen«, »Wenn der Wohlstand in Herkunftsländern wächst, wird es weniger Migration geben«. Hein de Haas zeigt: All das sind Mythen, die zwar gerne von Politik und Medien verbreitet werden, aber jeglicher Faktengrundlage entbehren.
Ausgehend von jahrzehntelanger Forschung bringt er Klarheit in die Gemengelage von Panikmache und naivem Optimismus und räumt mit 22 gängigen Mythen auf. Er zeigt: Migration ist weder ein Problem, das gelöst werden müsste, noch eine Lösung für andere Probleme. Auf Basis unzähliger Daten erklärt Hein de Haas, wie Migration wirklich funktioniert und befähigt uns, fundierte und differenzierte Debatten führen zu können – jenseits von politischen oder ideologischen Interessen.
Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus Amazon)
Der Klappentext des mir vorliegenden Originals ist wesentlich umfänglicher und gibt auch mehr Details zu dem, was einen auf diesen Seite erwartet.
Nach einer kurzen Einführung unter anderem in die hier im Buch enthaltene Begrifflichkeiten, setzt sich der langjährige Migration forscher mit verschiedenen 'Wahrheiten' über Migration auseinander, die jeder kennt, da sie ständig die öffentliche Debatte beherrschen. Diese verteilt er über drei Teilbereiche (1. Mythen zur Migration: Volumen, Sicherheit von Grenzen, die 'Flüchtlingskrise', Diversität unserer Gesellschaft, Entwicklungshilfe, Armutsmigration und Arbeitsmigration; 2. Immigration: Jobraub und Lohn-Dumping, Gefährdung des Wohlfahrtstaats, fehlende Integration, Segregation, steigende Kriminalitätsraten, Brain Drain, Angleichung und Antworten auf eine veraltende Gesellschaft; 3. Migrationspropaganda: Grenzen sind dicht, Konservative sind gegen Einwanderung, die Öffentlichkeit ist gegen Einwanderung, Schmuggler erzeugen illegale Migration, Trafficking ist moderne Sklaverei, Grenzbehinderungen reduzieren Einwanderung und Klimawandel wird zu einer Massenmigration führen).
Das Buch ist so konzipiert, dass man jedes Kapitel einzeln ansteuern kann. Das bedeutet aber, dass man beim linearen Lesen manche Inhalte immer und immer wieder liest - was auch stellenweise innerhalb von Kapiteln vorkommen kann. Das macht das Lesen in dieser Form gelegentlich etwas ermüdend.
Zunächst einmal ist es wichtig die realen Migrationszahlen global zu betrachten (erstaunlich konstant über das letzte Jahrhundert) und wie groß der Anteil der medien- und propagandmäßig interessanten ungewollte (aus Sicht der Zielländer) ist (erstaunlich gering) , und wieviel davon wieder illegale Migration ist - im Unterschied zu der international eigentlich legale Asylmigration.
Bei legaler und illegaler Migration stellt sich dann die Frage nach permanenter, temporäre und zirkulärer (etwa bei Wanderarbeiter*innen) Migration. Flüchtlingsbewegungen sind in der Regel Ereignis gebunden und anscheinend größtenteils temporär. Die Menschen wollen eigentlich wieder nach Hause.
Es scheint vor allen Dingen der Arbeitskräftebedarf in den Zielländern zu sein, die vergleichsweise junge Menschen, die sich die Reisen leisten können, auf den Weg bringt - was von den Medien und Politiker*innen in de Haas' Augen nicht genug gewürdigt wird. Nur ein ehrlicher Umgang mit den realen Verhältnissen kann helfen Probleme um und mit der Migration, die immer auch mit anderen Problemfeldern eng verknüpft sind zu bearbeiten. Dabei zeigt er sowohl global unterschiedlich, wie auch historische Umgehensweisen mit Migration auf, wie man sie z.B. auch in der Serie 'Warrior' gut am Beispiel der früheren irischen und dann chinesischen Arbeitsmigration nach San Francisco in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufzeigt. Tatsächlich sind die unterschiedlichen Einwanderungswellen in die USA hier sehr anschaulich dargestellt und auch die jeweiligen Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit darauf.
Menschen sind durch die Welt gewandert, seitdem sie sich aufrecht gestellt haben, und so ist Migration in meinen Augen eigentlich eine menschliche Konstante. Genau wie der mehr oder minder passende Umgang der nicht Migrierenden damit. De Haas plädiert darum für mehr Ehrlichkeit mit den Zahlen und den Fakten und für weniger Marktschreierei.
Viele erläuternde Graphiken ergänzen das Geschriebene - genau wie umfangreiche Endnoten. Ein Index ermöglicht ein schnelles Auffinden der verschiedenen Unterthemen. Auf eine Bibliographie würde verzichtet, aber der Endnotenapparat quillt quasi über von bibliographischen Angaben.
Ein sehr wichtiger Beitrag zur sich immer mehr polarisierenden Migrationsdebatte. Sollte jeder lesen, bevor er uns mit seinem gefährlichen Halbwissen in Talkshow belästigt.
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Verlag: S. Fischer
