Annahita Esmailzadeh - Von Quotenfrauen und alten weißen Männern

  • Wahrscheinlich hat schon jeder von uns während seiner Arbeitszeit schon einmal Bekanntschaft mit Vorurteilen gemacht, egal ob man mit ihnen konfrontiert wurde oder auf der anderen Seite gestanden hat: die Mutter, die in Teilzeit keine Aufstiegschancen hat, aber als Rabenmutter gilt wenn sie Vollzeit arbeitet, Die junge Frau, die bei einem Meeting von Managern automatisch nach Kaffee gefragt wird, weil man sie für die Sekretärin hält, ... das sind nur drei von vielen festgefahrenen Gedanken, denen wir uns in der Arbeitswelt immer wieder stellen müssen.


    Annahita Esmailzadeh hat viele davon schon selbst erlebt. Als Führungskraft von Microsoft arbeitet sie in einer lange von Männern dominierten Welt. Auch wenn sich das in immer größeren Schritten ändert. Was früher eher geduldete Quotenfrau war, wird heute meistens als gleichwertige Kollegin akzeptiert. Trotzdem halten sich viele der alten Ideen immer noch hartnäckig in unseren Köpfen. Die Autorin zählt sie nicht nur auf, sondern sie erklärt auch, wie sie sich in den Köpfen festgesetzt haben.


    Die Erklärung ihrer Herkunft fand ich interessant, denn ich einige Gedankengänge gefunden, die ich auch habe. Auch wenn ich mich immer wieder bei ihnen ertappe, ist es sehr schwer das abzustellen, was sich jahrelang im Kopf festgesetzt hat. Der Ansatz, immer wieder kritisch zu hinterfragen, wie man sich selbst in manchen Situationen fühlt oder auch den berühmten Schritt zurückzumachen, um die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, ist ebenso wichtig wie einfach.


    Annahita Esmailzadeh erzählt in ihrem Buch viel Bekanntes, aber sie erzählt es aus einem anderen Blickwinkel als in den meisten Texten, die ich bis jetzt zu diesem Thema gelesen habe. Aber sie erzählt es auch ein wenig einseitig, denn die Personen, die in ihrem Buch zu Wort kommen, stammen zum größten T eil aus der gleichen beruflichen und sozialen Schicht. Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass sie sich zu kurz fasst, aber bei der Anzahl an Dingen, die sie anspricht, kann sie das auf den nur wenig über 200 Seiten, wenn man die Anmerkungen auslässt, auch nicht anders machen. Sie gibt nur das Werkzeug in die Hand, benutzen müssen wir es selbst.

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