Philipp Schaaf mit Fred Sellin - Inside KSK. Ein Ex-Kommandosoldat über das verborgene Innenleben der Eliteeinheit und ihre Skandale

  • Klappentext


    Fast 20 Jahre diente Philipp Schaaf beim Kommando Spezialkräfte, kurz KSK, das als bestausgebildete Truppe der Bundeswehr gilt. Ursprünglich aufgestellt, um deutsche Geiseln im Ausland zu befreien sowie den internationalen Terrorismus zu bekämpfen, dringt über das KSK bis heute wenig nach außen. Ausbildung und Einsätze werden streng geheim gehalten, das Headquarter in der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw ist von der Öffentlichkeit abgeschottet.

    In diesem autobiografischen Buch erzählt der ehemalige Oberstabsfeldwebel die Geschichte seiner außergewöhnlichen Karriere. Eindringlich beschreibt er die physisch und psychisch extrem fordernden Auswahlverfahren, zum Beispiel die sogenannte Höllenwoche, sowie die mehrjährige Spezialausbildung, die hierzulande einzigartig ist.

    Schaaf galt als Vorzeigesoldat. Er absolvierte mehrere Auslandseinsätze, stieg ins Führungsteam seiner Kompanie auf und wurde als Verbindungsoffizier beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr eingesetzt. In einer ehrlichen und selbstkritischen Rückschau auf seine Dienstzeit gibt er Einblicke in das verborgene Innenleben der Elitetruppe, berichtet von geheimen Einsätzen, bei denen deutsche Soldaten starben, und deckt Hintergründe des bisher größten Skandals beim KSK auf, in dessen Folge er selbst in Untersuchungshaft und vor Gericht kam.


    Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus Amazon)


    Der Aufdruck SPIEGEL-Bestseller-Autor dürfte sich wohl auf Fred Sellin beziehen, der mit einem anderen Ex-Soldaten ein Buch über das Kämpfen in der Ukraine herausgebracht hat.


    Dieses Buch ist nach Aussage von Herrn Schaaf ziemlich subjektiv - und dabei auch noch ziemlich distanziert wirkend, weil viele Dinge (insbesondere die Namen anderer KSK-Mitglieder) weiterhin der Geheimhaltung unterliegen.


    Im Jahr 2017 begannen von Seiten der Bundeswehr Ermittlungen wegen der sogenannten 'Schweinekopfparty', einer Feier zur Verabschiedung eines Kompaniechefs im Frühjahr des gleichen Jahres. 70 Personen wurden deswegen mehrfach vom WDA (Wehrdisziplinaranwalt) und später Angehörigen des MAD vernommen. Verdacht: Tragen verfassungswidriger Symbole und Bezug zu rechtsextremen Gruppierungen beim Verabschiedeten und Zeigen des 'Deutschen Grußes' bei der Feierlichkeit (ein Vorwurf, der von der einzigen Zeugin später zurückgezogen wurde). Die Anklage ging groß durch die Presse - ihre Niederschlagung nicht so sehr. Herr Schaaf, als Mitorganisator der Feier war mit im Visier, wobei Verstöße gegen Maßnahmen zur Kriegswaffenkontrolle, die nicht mit dem Prozeß in Verbindung standen herauskamen, die zum Teil in kleinerem Maßstab schon immer Teil der Bundeswehrrealtität gewesen sind. Für Schaaf war diese Untersuchung - und der Umfang der Verfehlungen - das Ende seiner soldatischen Karriere.


    Im zweiten Teil des Buchs beschreibt er seinen Weg vom einfachen Soldaten zum. Angehörigen und später Ausbilder bei der KSK, sowie noch später als Ausbildungskoordinator. Das ist - wenn man sich mit den S.E.A.L. oder dem SAS beschäftigt hat nicht unbedingt neu, wohl aber die vielen organisatorischen und administrativen Aspekte, die damit zusammenhängen. Und die Schaaf teils mit der Gründlichkeit eines Administrators darstellt. Dabei wird auch gezeigt, wie sich diese Ausbildung in den letzten 20 Jahren verändert hat.


    Im letzten Teil des Buchs geht es dann um einige Einsätze, an denen Herr Schaaf teilgenommen hat - unter anderem beim Ausbilden von Polizeikräften in Afghanistan. Seine Beurteilung der tatsächlichen Verwendung der KSK im Vergleich mit ihrem erklärten Verwendungszielen fällt sehr negativ aus und er ist sich sicher, dass ein Teil der Geheimhaltung um diese Einsätze speziell dazu dient, dies zu verschleiern. Womit er einer Studie aus dem historischen Seminar unter anderem der Universität zu Köln aus den 90ern noch einmal Bestätigung verleiht, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis solcher Elite-Einheiten zumindest im 20. Jahrhundert als vergleichsweise gering einschätzte. Insbesondere, wenn diese dann - wie Herr Schaaf beschreibt - nicht so eingesetzt werden, wie ursprünglich vorgesehen, sondern Aufgaben übernehmen, die genauso gut reguläre Einheiten durchführen könnten. Dass diese Einheiten für die jeweiligen Armeen eine hohe Werbewirkung haben - ähnlich wie die SEKs der Polizei bei Tagen der offenen Tür oder bei anderen PR-Veranstaltungen betrachtet er dabei allerdings nicht.


    Man merkt sehr deutlich, dass Herr Schaaf lange Soldat gewesen ist - und dabei in den letzten Jahren mit starker übergreifender administrativer Einbindung. So schreibt er oft in 'Behördendeutsch' in der besonderen Abart der Streitkräfte, was für die normale Leserschaft etwas dröge wirken kann. Und als ehemaliger Ausbilder erklärt er wirklich sehr, sehr, sehr, seeehhr, sehr viel - manches auch mehrfach -, was im Ausbildungsbereich auch notwendig, für einen Leser oder eine Leserin ohne entsprechenden Hintergrund (und wahrscheinlich auch für solche mit) eine weitere Herausforderung darstellt. Das, zusammen mit der Notwendigkeit Namen und identifizierbare persönliche Details anderer Beteiligter zurückhalten zu müssen, macht es schwierig, einen emotionalen Bezug zu dem Geschriebenen aufzubauen - selbst, wenn einen das Thema wirklich interessiert.


    Wirklich in erster Linie für Militärenthusiast*innen und Leute, die an diesem Aspekt Deutscher Außenpolitik interessiert genug sind, um sich durch diese Sprache durchzuarbeiten.