Inhalt:
Colombo, Sri Lanka, Anfang der Neunzigerjahre. Maali Almeida, ein verkappt schwuler Kriegsfotograf und Zocker, erwacht eines Morgens im Jenseits, das eine himmlische Einwanderungsbehörde zu sein scheint. Während sein toter Körper gerade im Beira Lake versinkt, hat Maali keinen blassen Schimmer, von wem und warum er umgebracht wurde. Mitten im Bürgerkrieg ist die Liste der Verdächtigen leider bedrückend lang, wovon all die Geister und Dämonen, die ihn ab jetzt begleiten, ebenfalls ein furchterregendes Lied singen können. Doch auch im Leben nach dem Tod ist Zeit ein knappes Gut: Sieben Tage bleiben Maali, um herauszufinden, was geschehen ist. Und noch etwas treibt ihn um: Wie kann er mit den beiden ihm am nächsten Menschen Kontakt aufnehmen, um ihnen mitzuteilen, wo die Negative einiger hochbrisanter Fotos versteckt sind, die Sri Lanka in Aufruhr versetzen und der Welt zeigen sollen, was in seiner Heimat geschieht?
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Autor:
Shehan Karunatilaka wurde 1975 in Galle im Süden Sri Lankas geboren. Aufgewachsen in Colombo, wo er heute wieder lebt, studierte er in Neuseeland und lebte und arbeitete in London, Amsterdam und Singapur. 2010 erschien sein Debütroman Chinaman, für den er u.a. mit dem Commonwealth Prize ausgezeichnet wurde. Außerdem schreibt er Rocksongs, Drehbücher und Reiseliteratur und veröffentlichte in verschiedenen internationalen Medien wie The Guardian, Newsweek, Rolling Stone, GQ und National Geographic. Er zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Sri Lankas. Die sieben Monde des Maali Almeida ist sein lang erwarteter zweiter Roman, der 2022 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde.
Übersetzer:
Hannes Meyer, geboren 1982, übertrug u. a. Bücher von Tommy Orange, Phil Klay, Chanel Miller und Hernan Diaz ins Deutsche. Für seine Übersetzung von Anuk Arudpragagasams Die Geschichte einer kurzen Ehe war er für den Internationalen Literaturpreis nominiert.
(Quelle: amazon)
Bemerkungen:
Sri Lanka in den 90-er Jahren, es herrscht Bürgerkrieg, Menschen verschwinden, werden umgebracht aufgrund ihrer politischen Meinung.
Maali Almeida ist Kriegsfotograf, fotografiert alles, was ihn interessant erscheint, ist Glücksspieler, Atheist und homosexuell.
Anfangs kann er nicht glauben, dass er tot ist, glaubt an Pillen, die ihm Halluzinationen verschaffen. Aber nach und nach wird ihm klar, dass er wirklich tot ist und in einer Art "Zwischenwelt" gelandet ist .
In dieser Zwischenwelt gibt es Geister, Dämonen und auch Helfer, die ihm sagen, dass er sieben Monde Zeit hat - Zeit, um herauszufinden, was ihm widerfahren ist und um seinen Nachlass zu regeln. Sein Nachlass besteht aus einer Schachtel mit Photos, die die Gräueltaten an Journalisten und Aktivisten belegen und an denen natürlich auch die Konfliktparteien ein Interesse haben.
Almeida muss Kontakt mit seiner Freundin Jaki aufzunehmen, damit diese die Photos in Colombo verbreiten kann und die Gewalttätigkeit des Konfliktes zwischen den Gruppen offenzulegen.
Es ist nicht einfach, von der Handlung zu erzählen -zu komplex, zu übervoll an Informationen ist der Roman.
Karunatilaka hat eine ungewöhnliche Erzählperspektive gewählt, nämlich die Perspektive der zweiten Person Singular. So erhält die Geschichte eine leicht distanzierte Wirkung.
Der Leser erfährt viel von den politischen Zuständen Sri Lankas, seiner Bürokratie (die es sogar im Zwischenreich gibt), seinem Glauben und den Mythen.
Ein originelles Buch, mysteriös, fantasievoll, spannend zu lesen, mit einem versöhnlichen Ende.
Karunatilaka hat mit diesem Roman den Booker Prize 2022 gewonnen.