Anka Jeziora - Die berstende Stadt

  • Klappentext


    Eine legendäre Stadt kurz vorm Untergang. Drei Retter, die alles wollen - nur nicht zusammenarbeiten ...


    Roésd - schillernder und stinkreicher Stadtstaat zwischen türkisblauem Meer und bedrohlicher Wildnis. Thias Absturz von Roésds geachteter Soldatin zur Schmugglerin war kurz und schmerzhaft - und eine Hypothek muss sie auch noch abbezahlen. Deswegen verführen sie Gerüchte von fetter Beute zu einer Reise ins Niemandsland und direkt in die Flugbahn des gerissenen Piratenkapitäns Tanios.


    Pech für beide: Die Beute ist kein Schatz aus Gold und Silber und hat nicht die geringste Lust, sich stehlen zu lassen. Laía ist eine ehrgeizige Magierin auf lebenswichtiger Mission. Gelangt sie nicht schnellstmöglich nach Roésd, ist die Stadt dem Untergang geweiht.


    Als alle drei fernab der Zivilisation im Gebirge stranden, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Eigentlich müssen sie an einem Strang ziehen, um ihre Heimatstadt zu retten. Doch Schmugglerin und Pirat sind sich nur in einem einig: Roésd hat sie verraten - und das ist ihre Chance auf Rache.


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    Handlung

    Zum Inhalt selbst möchte ich gar nicht mehr sagen - der Klappentext trifft die Sache bereits auf den Punkt. Was angepriesen wird, wird auch geliefert.

    Ich fand den Plot sehr originell - zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, zu wissen, was und wie da noch kommen würde. Die Spannung wurde bis zum Schluss gehalten. Sowohl die Handlung als auch die Auflösung entwickeln sich durch die Charaktere, ihre Entscheidungen und Handlungen getrieben.


    Setting/Worldbuilding/Magie

    Die Geschichte spielt in einer postapokalyptischen Fantasywelt - mit Luftschiffen. Mehr will ich nicht verraten. Das aussergewöhnliche Setting wird häppchenweise vorgestellt, immer so viel, wie für die Geschichte gerade nötig ist. Es bleiben immer Fragen offen, auf die später zurück gekommen wird. Man weiss nie zu wenig, um der Geschichte anständig folgen zu können und vieles wird implizit vermittelt. Damit wurde ich beim Lesen selbst zur Entdeckerin dieser Welt. Ich empfand das als sehr angenehm.

    Gleiches und ähnliches gilt für die Magie. Mir hat gefallen, wie sie zugleich so omnipräsent und alltäglich ist - und auch im Alltag genutzt wird - und dennoch sehr geheimnisvoll und selten bleibt - und eben nicht ständig eingesetzt werden kann, um dem Plot/den Protagonist*innen zu helfen. Auch die Balance zwischen Erklärung und Geheimhaltung mir als Leserin gegenüber finde ich sehr gut gelungen.


    Charaktere

    Thia, Tanios und Laia sind drei sehr eigenwillige und unterschiedliche Protagonist*innen. Sie werden wie die Welt vorgestellt - häppchenweise. Das braucht zwischendurch etwas Geduld - und Vertrauen in die Autorin, dass sie schon an alles gedacht hat. Sie alle haben starke und teils widerstreitende Charakterzüge, machen eine spannende und befriedigende Entwicklung durch und treiben mit ihren Stärken und Schwächen den Plot voran. Gewisse Punkte hätten etwas mehr Akzentuierung vertragen können, aber grundsätzlich haben sie mich überzeugt.

    Die Nebenfiguren glänzen zu Anfang mit ihren prägnanten charakteristischen Auftritten. Ich hatte gleich ein starkes Bild vor Augen, das im Weiteren schnell mit Facetten angereichert wurde.


    Struktur, Stil, Sprache

    Ich habe es weiter oben schon angerissen: Es gibt hier keinen Infodump, man wird nicht mit Erklärungen und Hintergrundinformationen bombardiert - und Lücken werden rechtzeitig geschlossen. Das gilt nicht nur für die Welt, sondern auch für die Charaktere und die Handlungslogik. Ich bin versucht zu sagen, dass die Geschichte strukturell teilweise fast etwas rückwärts geschrieben scheint, indem Dinge erst einmal so sind/stattfinden und die Erklärung dann im weiteren Verlauf nachgereicht wird. Dadurch wurde ich immer wieder dazu angehalten, zurück zu denken und vorgefasste Urteile neu zu überdenken. Ich fand das ein sehr spannendes Leseerlebnis, das ich so bisher selten erfahren habe.

    Ganz allgemein macht es der schwungvolle Stil und der ungezwungene Ausdruck recht vergnüglich, die Geschichte zu lesen - und hat mich schnell mitgenommen. Die Autorin hat einen sehr charakteristischen Stil und eine bildhafte Sprache geschaffen, die gut in die Welt und gut zu den Charakteren passt. Oft machte mich Wortwitz und trockener Humor schmunzeln. Ein sprachliches und vielleicht auch stilistisches Highlight war für mich, dass es mir möglich war, mit allen Sinnen in die Geschichte einzutauchen. Denn alle Sinne wurden regelmässig - und unaufdringlich - angesprochen und einbezogen. Gelungen eingebaut sind auch Rückblenden und Erinnerungen: An passender Stelle und dann prägnant, relevant und kurz.

    Etwas gewöhnungsbedürftig sind die vielen Adjektive - und manchmal deren Wahl. Es gibt hier und da holprige Formulierungen, Tippfehler oder Ausrutscher in der Grammatik. Und leider auch ein, zwei Sätze, die gar keinen Sinn ergeben. Aufgefallen sind mir ausserdem gewisse Stilelemente, die sich stellenweise häufen und dann wieder verschwinden, was teilweise etwas merkwürdig anmutet. Diese sprachlichen Unsauberkeiten kosten das Buch dann leider auch den fünften Stern.


    Fazit

    “Die berstende Stadt” ist in erster Linie richtig gute Unterhaltung: amüsant, rasant, spannend. Danke der Autorin für die Entführung in diese Welt. Und danke für diese interessanten Reiseführer. Ich habe den Ausflug sehr genossen und würde jeder Zeit einen weiteren wagen.


    Gibt von mir 4 Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: