Luca Brosch - Bevor die Welt sich weiterdreht

  • Kurzmeinung

    kleinschorschi
    Eine junge, starke Frau kämpft, für ihre Tochter wird sie zur Spionin, doch zu welchem Preis
  • Kurzmeinung

    kleine_hexe
    Spannender Roman, der auch "vergessene" Geschichte ans Tageslicht holt, ohne belehrend oder oberstudienratmäßig zu wirke
  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Die Schweiz im 1. Weltkrieg – interessanter Agentenplot
  • Eigentlich ist die Schweiz ein neutrales Land, außerhalb vom Krieg, Erholung von Krankheit, Tod und Verwundungen. Vergnügen, Lachen und genügend Essen für alle. Für Johann ihre Heimat, ihre Zuflucht als sie von den Schlachtfeldern von Verdun zurückkehrt. Hochschwanger von ihrem toten Geliebten. Ihr Vater nimmt ihr das Kind und erzwingt eine Verlobung. Gleichzeitig ist Davos ein Tummelplatz für alle Geheimdienste und Johanna gerät zwischen die Fronten. "Wer den Frieden will rüste für den Krieg".

    Genau das macht Johanna, sie wächst über sich selbst hinaus, sie würde alles tun um ihr Kind wieder zu bekommen. Als Leserin konnte ich jeden Schritt von dieser jungen Frau verstehen. Wie sie in die Spionage hinein gezogen wird, wie sie mit ihrer Menschlichkeit, mit ihren Überzeugungen kämpft. Wie sie die Bilder des Krieges immer wieder sieht, wie das Trauma auch sie begleitet, daher der Gedanke alles tun zu müssen um weitere Tote zu verhindern.

    Die Nebenfiguren sind ebenso überzeugend dargestellt und beschrieben. Die Kriegsgewinnler, die Überzeugungstäter, die Opfer, vor allem die anderen Spione, wie und warum sind sie dazu gekommen.

    Die Gräuel des Krieges und die Traumata werden in kurzen Sequenzen erzählt, was es aus den Menschen macht, lässt sich emotional nachvollziehen.

    Es ist ein Buch das zeitgleich mit der Serie Davos erscheint. Anscheinend war die Serie eher fertig als das Buch. Ein spannender Gedanke das die Bilder vor dem Text entstanden sind. Für mich, die ich nie die Filme nach dem Buch schaue, gibt es ein Novum, ich werde diese Serie schauen und bin gespannt ob es diesmal mit meinem Kopfkino stimmig wird.

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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Luca Brosch - BEVOR DIE WELT SICH WEITERDREHT“ zu „Luca Brosch - Bevor die Welt sich weiterdreht“ geändert.
  • Die Schweiz im 1. Weltkrieg – interessanter Agentenplot


    Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit einem riesigen Gebäudekomplex oberhalb eines bewaldeten Bergrückens. Nebelig ummantelt steht mit Blick auf das ferne Sanatorium die Hauptfigur des Romans, die Krankenschwester Johanna Gabathuler. Ein frontal angebrachter Tag verrät, dass dieser Roman zur Serie DAVOS 1917 gehört. Durch diese bildlich passende Einstimmung des Covers findet man sich wieder in der neutralen Schweiz, in Davos, einem noblen Bergkurort für Tuberkulosekranke. Das luxuriöse Ambiente an diesem Ort mit schillernden, internationalen Persönlichkeiten lässt zunächst nicht auf ein Nest voller Spione im 1. Weltkrieg schließen. Jedoch neben der Ochrana, der Geheimpolizei im zaristischen Russland, ist auch die Entente, die Tripleentente von Frankreich und England sowie dem bolschewistischen Russland aktiv hier neben dem deutschen Geheimdienst Kaiser Wilhems. Auch über König Leopold II. von Belgien und seinen Kongogräueln erfährt man einiges. Einige Kapitel dreier Soldaten, tatsächlich an der deutschen Front in Frankreich im Einsatz, runden das Gräuelbild eines Weltkriegs ab: Erich gefallen, Max Horowitz – als Chirurg Teil des deutschen Heeres mit kurzer Karriere als Spion der Entente und Georg Kohlmann, Bolschewist. Die Einbeziehung derer Aktivitäten zunächst mittels Rückblende wirkt etwas konstruiert, macht aber im Gesamtbild den abwechslungsreichen Plot interessanter, spannender. Inmitten und zwischen allen Fronten steckt die junge Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler mit unehelichem Kind, das zum Spielball wird. Freundschaft und etwas Liebesgeplänkel finden ebenso statt. Insgesamt eine schlüssige Kulisse im internationalen Agentenkrieg, auch wenn etwas zu viel geraucht wird inmitten all der Tuberkulosekranken.

  • Wer ist der Gute, wer ist der Böse?

    Beim Lesen dieses Buches musste ich anfangs an Thomas Mann denken. Die Assoziation fällt nicht schwer. Der Zauberberg von Thomas Mann spielt auch mit diesen Themen: Schweiz, Davos, Lungensanatorium, Tuberkulose, Patienten die sterben, nur um durch andere ersetzt zu werden, Menschen aus ganz Europa kommen da zusammen. Damit aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Der Stil ist ein ganz anderer, als bei Thomas Mann (OK, der ist unerreichbar), der Satzbau ist knapp, der Stil direkt.

    Die Handlung nimmt einen sofort gefangen. Schon bald fragt man sich, wer ist krank, wer simuliert? Wer spioniert für wen und gegen wen? In Davos scheinen sich legale und geheime Vertreter aller Krieg führenden Nationen die Klinke in die Hand zu drücken. Neid, Missgunst, Hass, Ressentiments gegen andere Völker sind an der Tagesordnung. Wir erfahren auch über die Gewaltherrschaft der Belgier über den Kongo oder wie die Armee des deutschen Kaisers Belgien überrannt hat, um schneller in Frankreich einzufallen und was für ein brutales Blutbad das war, sowohl im Kongo als auch in Belgien. Das sind Nebenschauplätze der Geschichte, die leider zu schnell Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Luca Brosch macht uns diese Taten gegenwärtig, holt sie ans Tageslicht. Auch die Rolle Deutschlands im Ausbruch der großen Oktoberrevolution in Russland findet Eingang ins Buch. Die Hölle von Verdun ist äußerst präsent im Roman. Eine Krankenschwester, ein Arzt und Deserteur, ein Soldat, sie haben sich dort zwar nicht getroffen, aber das gleiche erlebt und sind davon für ihr Leben gezeichnet. Diese Erfahrungen fließen in die Romanhandlung ein. helfen uns die Beweggründe der handelnden Personen zu verstehen. Die Schweizer, als neutrale Personen, wollen kräftig mit dabei verdienen. Der Krieg ist ja für alle da. Für manche zum Sterben, für andere, um noch reicher zu werden, auch wenn das eigene Land dadurch in Gefahr gerät, von einer der kriegführenden Parteien überrannt zu werden.

    Der Schluss des Buches ist noch nicht das Ende des Romans. Dafür sind zu viele Enden lose oder gar offen. Es sind zu viele Fragen unbeantwortet.Die Handlung erstreckt sich über ein paar Monate, zwischen November 1916 und das erste Drittel von 1917. Was geschieht mit den Spionen und Personen, die das erste Buch überlebt haben? Es ist so passend und praktisch, dass alle, die Johanna und Elli gefährlich werden könnten, einen gewaltsamen Tod sterben auf den letzten Seiten und dadurch Johanna den Weg ebnen als Ehefrau eines schweizer Magnaten und Spionin des deutschen Kaiserreichs. Was geschieht mit Johanna nach Kriegsende Wird sie für die Räterepublik spionieren müssen und wird irgendwann die Gestapo an sie herantreten und sie zur unfreiwilligen Mitarbeit zwingen? Luca Brosch, lassen Sie uns bitte nicht zu lange warten auf die Fortsetzung!

  • Die junge Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler darf im Jahr 1915, unter der Voraussetzung, dass sie sich nach ihrer Rückkehr mit einem von ihrem Vater ausgesuchten, betugten Mann, verheiraten lässt, an die Front ziehen um dort zu helfen. Dabei lernt sie den Soldaten Erich kennen und lieben. Doch Erich fällt an der Front und als Johanna 1917 nach Davos zurückkehrt, ist sie hochschwanger. Abgeholt von ihrer Schwester, wird sie in ein Privatzimmer der Diakonisse gebracht um dort zu entbinden. Allerdings wird ihr ihre kleine Tochter Elli sofort nach der Geburt weggenommen, da es nicht üblich ist, ein uneheliches Kind großzuziehen.


    Ungewollt gerät Johanna zwischen die Fronten der Spione, denn um ihre uneheliche Tochter zurückzubekommen, lässt sie sich auf ein tödliches Spiel mit dem deutschen Geheimdienst ein – und wird so plötzlich zum Zünglein an der Waage, das über Krieg oder Frieden entscheidet. Wem kann sie hier noch vertrauen? Wird sie ihre Tochter wieder bekommen?



    Fazit / Meinung:

    Das Buch als Hardcover hat 464 Seiten, einen schönen Umschlag und ein eingebundes rotes Bändchen als Lesezeichen. Es ist in mehrere Kapitel eingeteilt, die alle eine Überschrift haben, aus der hervorgeht, um was es sich im jeweiligen Kapitel handelt. Die Kapitel sind von der Länge her genau richtig und gehen in eins über. Der Schreibstil ist locker, flüssig und spannend zugleich. Ich konnte mich sehr gut in das Buch hineinversetzen und mir alles sehr gut vorstellen.


    Anfangs könnte einen die Seitenzahl und dicke des Buches etwas abschrecken und man könnte denken, dass man ewig an diesem Buch liest. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist so spannend geschrieben, dass es beim Lesen nicht langweilig wird. Man wird regelrecht abholt und mitgenommen in eine grausame Zeit. Hin und wieder gibt es von verschiedenen Protagonisten ein Kapitel, welches einen Rückblick auf die Person beschreibt, wie sie vorher war und wie sie zu dem geworden ist, was sie in der Gegenwart ist.


    Alles in allem ist es für mich ein sehr spannendes Buch. Ich kann es jedem empfehlen, der sich für die Geschichte und den Geschehnissen des 1. Weltkrieges interessieren.


    Von mir gibt‘s eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne!!