Robert Preis - Gottes Plagen

  • Gottes Plagen aus Menschenhand

    Mit diesem historischen Roman entführt uns Robert Preis in das Spätmittelalter, genauer gesagt in die Zeit Kaiser Friedrichs III. (1415-1493). Diese Epoche ist geprägt von Aberglauben, Hexenwahn, Türkeneinfällen, Feudalherrschaft sowie von Wetterkapriolen und dem Kampf um die Vormachtstellung der Kirche. Der wortkarge und menschenscheue Kaiser in seinen Residenzen in Graz und Wiener Neustadt trägt sein eigenes Scherflein zu diesem düsteren Umfeld bei. Menschen zählen für ihn nicht, sondern sind häufig Figuren auf dem Schachbrett der Politik. Dazu tragen auch zahlreiche Günstlinge wie der Münzmeister von Graz, Balthasar von Eckenperg bei.


    Über den Inhalt des Romans will ich nur so viel sagen:


    Das Buch beginnt und endet mit der Enthüllung eines Freskos mit dem Titel „Gottesplagen“, das an der Außenseite des Grazer Doms gemalt worden ist. Schöpfer, des von den Grazer Bürgern gestifteten Bildes ist Thomas von Villach, ein bekannter Maler dieser Epoche.

    Dazwischen liegen fesselnde Seiten von Krieg, Brandschatzung, Mord und Totschlag, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, zwischen einem Georgsritter und einer entmachteten Königin sowie die Sicht auf eine politisch höchst instabile Zeit und einen zaudernden Kaiser.


    Robert Preis ist für seine peniblen Recherchen und seine opulente Erzählweise bekannt. Seine Leidenschaft gilt den Sagen und Mythen seiner Heimat Steiermark. Mit diesem historischen Roman, der uns in das Spätmittelalter führt, hat er sich einen großen persönlichen Wunsch erfüllt.


    Geschickt verknüpft Robert Preis Fakten mit Fiktion. Dazu gibt es ein Personenverzeichnis, das die historischen Personen als solche kennzeichnet. Im Nachwort erklärt der Autor wo er die (Welt)Geschichte der Dramaturgie des Buches wegen ein wenig geglättet hat. Ein Verzeichnis der wichtigsten Begriffe ergänzt diesen historischen Roman.


    Fazit:


    Ein historischer Roman, der das Hochmittelalter in der Steiermark höchst lebendig auferstehen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Was mir an diesem Buch am besten gefallen hat, ist die Authentizität. Es ist unglaublich realistisch beschrieben, man ist als Leser mittendrin und verfolgt den Weg von Helena und Johannes mit allen Gefahren und Unwägbarkeiten der damaligen Zeit.

    Für die heutige Zeit fast unvorstellbar. Ein Leben in absoluter Armut, der Willkür der Herrschenden unterworfen, ohne Stimme, ohne Perspektive, fast dahinvegetierend, dieses Menschenbild hat der Autor sehr eindringlich beschrieben. Und doch blitzt immer wieder ein Fünkchen Hoffnung auf. Meist für die Hauptfiguren, manchmal aber auch für Nebenfiguren. Ansonsten ist das Buch eher düster bis brutal, wobei der Autor ebenso viel Wert auf die genaue und detailgetreue Charakterisierung seiner Protagonisten legt wie auf die Beschreibung der Umgebung dieser düsteren Zeit. Zugige, muffige Schlösser mit grausamen Herrschern, mit arroganter Willkür regierende Burgherren und seltsame Mönche gibt es in diesem Buch zuhauf.

    Sehr schön finde ich auch die Frage, wem man in solchen Zeiten überhaupt trauen kann und ob der Feind im eigenen Land nicht schlimmer sein kann als der marodierende Feind aus der Ferne.

    Der Sprachstil ist perfekt und sowohl der Zeit als auch dem Thema absolut angemessen.

    Was ich in diesem Buch allerdings absolut vermisst habe, ist die explizite Kriminalhandlung. Auf dem Cover wird eindeutig mit der Beschreibung historischer Krimi geworben, aber das geht für mich absolut unter. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf dem historischen Teil, der auch sehr gut gelungen ist. Leider war es mir persönlich zu wenig "explizite" Krimihandlung, aber allen Fans von historischen Romanen sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

    Vier kampferprobte Sterne für ein tolles und atmosphärisch bezauberndes Buch.