Manfred von Richthofen - Der rote Baron: Diable Rouge

  • Die Autobiographie eines Kampffliegers, der mit 26 Jahren "Für Gott, Kaiser und das Vaterland" vom Himmel geholt wurde


    Ein Dokument aus dem Ersten Weltkrieg ...


    Auf knapp 110 Seiten des e-Books lernen wir den Jagdflieger Manfred Freiherr von Richthofen kennen.


    Geboren 1892 in Breslau lebt er vorerst das Leben eines Landjunkers mit Reiten und Jagen als Hauptbeschäftigung. Er tritt 1911 in ein Ulanen-Regiment ein. Der Draufgänger langweilt sich bald und sucht nach Herausforderungen. Die kommen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieg. Ursprünglich an der Ostfront eingesetzt, wird er bald nach Westen, als Nachrichtenoffizier und Ordonnanz, abkommandiert. Wieder fühlt er sich unterfordert und lässt sich im Mai 1915 zur Fliegertruppe versetzen. Er absolviert eine Ausbildung nach der anderen und findet endlich seine Bestimmung.


    In den wenigen Jahren seines kurzen (Flieger)Lebens hat er 52 feindliche Piloten getötet, mehr als jeder andere.

    Manfred von Richthofen selbst wird im Juli 1917 bei einem Luftkampf am Kopf schwer verwundet, kann aber noch notlanden.

    Nach nur 40 Tagen Rekonvaleszenz steigt er wieder in seinen berühmten, rot lackierten Fokker-Dreidecker. Er begibt sich mit seiner Staffel tief in feindliches Gebiet.


    Am 21. April 1918 erfüllt sich sein Schicksal. Er verliert Luftkampf und Leben.


    Meine Meinung:


    Das autobiographische Buch basiert auf Tagebucheintragungen, mit allen Stärken und Schwächen persönlicher Aufzeichnungen.

    Nicht immer ist alles chronologisch. So ist die letzte Datumsangabe mit 29. April 1917, mit dem Besuch des „alten Herrn“, wie er seinen Vater immer nennt. Anschließend gibt es noch ein paar Gedanken zur Jagd im Mai 1917 und einen Rückblick auf die Verwundung seines Bruders Lothar und eine Reminiszenz auf den bereits im Juni 1916 abgeschossenen Ausbildner und Freund Oswald Boelke.

    Weil dieses Buch autobiographisch ist (und vermutlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt war), sind auch ziemlich flapsige Bemerkungen darin zu finden:


    „Da flogen wir eines schönen Tages mit unserem Großraumflugzeug los, um die Engländer mit unseren Bomben zu erfreuen, erreichten das Ziel, die erste Bombe fällt.“.


    Oder


    „Mir machte es unheimlich Spaß, die Brüder da unten zu bepflastern.“


    In einigen Stellen ist das Adrenalin zu spüren, das die Piloten beherrscht haben muss. Man muss versuchen, sich die Situation vorzustellen: die ersten Maschinen waren offen, teilweise aus Sperrholz, die Piloten saßen buchstäblich im oder auf dem Tank und waren Wind und Wetter ausgesetzt.


    Sehr eindrucksvoll schildert Manfred von Richthofen den Flug durch die Gewitterfront. Etwas, das ein Pilot eher vermeiden sollte. Doch er ist ein Grenzgänger – im wahrsten Sinn des Wortes. Er pendelt zwischen den Fronten und fliegt tief ins Feindesland.


    Interessant sind auch die Bemerkungen über die Piloten anderer Länder, wie z.B. der Engländer, die als „sportsmen“ bezeichnet werden.

    Manchmal habe ich den Eindruck, Manfred von Richthofen und seine Kameraden halten den Luftkrieg nur für ein großes Abenteuer. Ja, natürlich wissen sie, dass jede Stunde ihre letzte sein könnte, verdrängen dies aber durch ihre markigen Sprüche siehe oben.

    Der Titel „Der Rote Baron“ wird ihm von den Engländern verliehen, die nichts dem deutschen „Freiherrn“ entsprechendes haben.

    Die Franzosen nennen ihn „Diable Rouge“ (=Roter Teufel). Als das erste Mal das rote Flugzeug auftaucht, wird es von den Feinden verunglimpft. Man streut die Propaganda, dass „eine Jungfrau in dem roten Flieger sitzt, ein echter Mann würde so etwas nie tun.“


    Eine kleine Kritik muss ich beim Verlag anbringen: Es wäre angebracht, das Schicksal des Manfred von Richthofen in einem Nachwort zu ergänzen.


    Erwähnenswert ist auch, dass von Richthofen vorerst von den Engländern begraben wurde. Bei seinem Begräbnis flogen die Engländer das erste Mal die „Missing Man Formation“ als Ehrenbezeugung. Die Deutschen erhielten erst zwei Tage nach der Beerdigung die Information, dass ihr Fliegerass „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ gefallen war.


    Fazit:


    Ein interessantes autobiographisches Dokument aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)