Henrike Lähnemann & Eva Schlotheuber - Unerhörte Frauen: Die Netzwerke der Nonnen im Mittelalter

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Interessanter Einblick in die Netzwerke der Nonnen
  • Interessanter Einblick in das Leben mittelalterlicher Nonnen und deren Netzwerke


    Das Autorinnen-Duo Henrike Lähnemann & Eva Schlotheuber widmet sich in diesem Buch einem interessanten Kapitel der Geschichte, das bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: Der Rolle der mittelalterlichen Klosterfrauen im politischen Umfeld. Wer waren sie? Warum sind sie in ein Kloster eingetreten? Warum wissen wir so wenig über ihren Klosteralltag?


    Basis dieses Buches ist eine kleine Sensation, nämlich das Tagebuch einer leider unbekannten Nonne, die das Leben im Kloster beschreibt. Über mehrere Jahre dürfen wir Leser (und die Forscherinnen) am Alltagsleben der Unbekannten teilhaben, bis das Tagebuch, während einer Pestepidemie plötzlich abbricht. Es ist zu vermuten, dass die Schreiberin der Seuche zum Opfer gefallen ist.


    Neben diesem Tagebuch liegen diverse Briefe diesem interessanten Buch als Quelle zugrunde. So erfahren wir, dass die Frauenklöster oftmals Spielball der weltlichen Herrscher waren, sich immer wieder behauptet haben, wenn ihre Existenz bedroht war. Die Äbtissinnen, die häufig aus wohlhabenden bzw. einflussreichen Familien stammten, haben ihren politischen Einfluss geltend gemacht. Sie haben aus armen Klosterniederlassungen florierende Wirtschaftsbetriebe gemacht, was zweifellos oft den Neid ihrer männlichen Kollegen hervorgerufen hat.

    Wir erfahren einiges über die „Laufbahn“ der Nonnen, die oft schon als kleine Mädchen mehr oder weniger freiwillig in ein Kloster eintreten.


    Ihre Überzeugung, dass sie und ihre Gebete von Gott erhört werden, ist tief in ihrem Glauben verwurzelt. Dass sie daneben Einfluss auf die Mächtigen ihrer Zeit haben, ist ihrem Status zuzuschreiben. Diese Frauen waren alles andere als unerhört, auch wenn ihre Bedeutung durch die durchwegs männlichen Chronisten heruntergespielt worden ist.


    Der Titel kann auf unterschiedliche Weise interpretiert werden: einerseits als ungehört im Sinne von nicht wahrgenommen und andererseits im Sinne von aufmüpfig, ungehörig. Wobei ungehörig je nach Sichtweise zu betrachten ist.


    Fazit:


    Gerne gebe ich diesem außergewöhnlichen Einblick in eine mittelalterliche Lebensweise 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Das klingt wirklich super interessant, danke für die Rezi! Das passt perfekt in mein Beuteschema.