Charlotte Jacobi - Strahlen der Liebe

  • Wenn wir wirklich wissen, wofür wir brennen, dann leuchten wir! (Albert Einstein)

    1924 München. Seit Jahren führt das Ehepaar Henya und Jakob Schmerler nun das traditionsreiche Schmuckgeschäft Thomass. Tochter Lulu wurde ebenfalls mit dem Juwelenvirus geboren und wünscht sich nichts mehr als Goldschmiedin zu werden, so dass ihr Vater Jakob sie schon bald in die Lehre nimmt. Ihr älterer Bruder Valentin dagegen arbeitet als Anwalt in einer angesehenen Kanzlei. Als der Eigentümer des Juweliergeschäfts, Fritz Thomass, sowohl das Wohnhaus als auch das Geschäft beim Glücksspiel an den ewigen Widersacher Gehrke verliert, steht die Familie Schmerler vor den Scherben ihres Lebens. Doch dann naht Rettung durch die Ankunft von Ayumi, die im Auftrag ihres Onkels Kokichi Mikimoto ein Ladengeschäft in München finden soll, um dort die weltberühmten Mikimoto-Perlen zu vertreiben. Während Valentin sich sofort in Ayumi verliebt, durchlebt ausgerechnet Lulu immer wieder ein Wechselbad der Gefühle, denn ihr Angebeteter ist nicht nur der Sohn des Erzfeindes, zwischen ihnen gibt es auch immer wieder Missverständnisse, bis Tobias auf einmal spurlos verschwunden ist…


    Mit „Strahlen der Liebe“ legt das Autorenduo Charlotte Jacobi den finalen Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der nicht nur mit gut recherchiertem historischen Hintergrund glänzt, sondern auch mit einer weit verzweigten Familiengeschichte zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil bringt den Leser zurück ins vergangene 20. Jahrhundert, um sich dort im Juweliergeschäft Thomass einzunisten und den Familienmitgliedern, allen voran Valentin und Lulu, auf Schritt und Tritt zu folgen. Während Valentin seinen Beruf als Rechtsanwalt in einer Kanzlei ausübt, verdingt sich Lulu erst als Verkäuferin im eigenen Laden. Insgeheim jedoch möchte sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin machen, um all ihre Ideen in die Tat umsetzen zu können. In Australien packt Jakob Schmerlers alter Freund Daku mit seiner Familie die Koffer, da die Geschäfte schlecht laufen. Eine Einladung von Kokichi Mikimoto, dem Onkel seiner Frau, nach Japan soll die Wende bringen. Tochter Ayumi ist sofort Feuer und Flamme für die japanischen Zuchtperlen und eignet sich mit Hilfe von Kokichi einiges an Wissen an, mit dem sie dann nach München geschickt wird, um dort ein Ladenlokal zu finden. Über wechselnde Perspektiven erhält der Leser nicht nur einen guten Einblick in die japanische Perlenkunst, sondern erlebt parallel die Schwierigkeiten mit, die das Haus Schmerler und das Juweliergeschäft Thomass erreichen. Während im Hintergrund Hitler versucht, mit seinen Schergen Unruhe in München zu verbreiten, Drogen Einzug in die Tanzlokale halten sowie Hass und Intrigen zu einem Toten und einer Verhaftung führen, reist der Leser zwischen München und Italien hin und her. Der Spannungslevel wird durch die Perspektivwechsel in die Höhe gepuscht und lässt Raum für allerlei Spekulationen, die nach und nach aufgeklärt werden.


    Die Charaktere besitzen authentische menschliche Eigenschaften, die sie dem Leser ans Herz wachsen und ihnen auf Schritt und Tritt folgen lassen. Lulu ist eine liebenswerte, offene junge Frau mit Talent. Tobias Gehrke ist ein herzensguter Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein eigenes Restaurant. Valentin ist ein zurückhaltender, eher pragmatischer Mann, den nichts so leicht aus der Reserve locken kann. Ayumi betört nicht nur mit ihrem exotischen Aussehen, sondern auch mit ausgeprägtem Wissen und Cleverness. Aber auch Jakob, Henya, Kokichi, Daku, Gesa, Joetze und der alte Gehrke tragen auf ihre Weise zum Unterhaltungswert der Handlung bei.


    „Strahlen der Liebe“ bildet einen gelungenen Abschluss der Perlen-Trilogie um das Traditionsjuweliergeschäft Thomas am Münchner Marienplatz und überzeugt mit Familiengeschichte, Liebe, Intrigen und guter historischer Hintergrundrecherche. Verdiente Leseempfehlung für eine unterhaltsame sowie lehrreiche Lektüre!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ein gelungener Abschluss der Trilogie

    Dieses Buch ist der Abschluss der Trilogie rund um „Das Haus der Perlen“, des heute noch, wenn auch unter anderen Eigentümern, existierenden Juweliers Thomass in München.


    Man schreibt das Jahr 1924 und das Ehepaar Henya und Jakob Schmerler führt das traditionsbewusste „Haus der Perlen“. Die Kinder des Paares sind wohlgeraten: Tochter Luise geht nach langem Bitten beim Vater in die Goldschmiedelehre, Sohn Valentin ist Rechtsanwalt in einer angesehenen Kanzlei. Doch als Fritz Thomass, der Eigentümer, Geschäft und Haus beim Glücksspiel ausgerechnet an den ärgsten Feind der Schmerlers verliert, scheint das Ende des Juweliers besiegelt.


    Doch mit Ayumi, der Nichte des Perlenzüchters Kokichi Mikimoto, der in Europa mit seinen fast makellosen Zuchtperlen Fuß fassen will, naht die Rettung. Gehört doch Ayumi zur australisch-japanischen Verwandtschaft der Schmerlers.


    Dass die Investition in den Juwelier im München von 1924 nicht reibungslos verlaufen wird, versteht sich von selbst. Denn neben zahlreichen Missverständnissen auf persönlicher Ebene stehen der aufkeimende Nationalsozialismus sowie die drohenden wirtschaftlichen Probleme der Weimarer Republik der Rettung des Geschäftes im Weg.


    Meine Meinung:


    Dem Autorenduo ist es wieder gelungen, die politischen Ereignisse gekonnt in den Roman einzuflechten. Sehr gut ist auch der Fremdenhass beschrieben. Noch weiß niemand, dass Japan Hitlers Verbündeter im Zweiten Weltkrieg sein wird und die „heroische japanische Rasse den Ariern gleichgestellt“ sein wird.


    Der Schreibstil ist bildhaft und authentisch. Die aufwendigen Recherchen rund um den Hofjuwelier Thomass haben sich gelohnt. Fakten sind mit Fiktion gekonnt zu einem opulenten historischen Roman verknüpft.


    Fazit:


    Gerne gebe ich auch dem Abschluss der Trilogie 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)