Lars Jaeger - Emmy Noether: Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik

  • Emmy Noether - Ein Leitstern für die theoretische Physik


    Lars Jaeger, Autor und Naturwissenschaftler, nimmt sich in diesem Buch einer fast vergessenen Frau an: der brillanten deutschen Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935). Sie gilt als Begründerin der Modernen Algebra, ohne die zahlreiche Erkenntnisse in der Physik nicht möglich (gewesen) wären.


    Emmy Noether wächst in einer liberal-jüdischen Familie auf und hat, wie Vater Max und Bruder Fritz einen messerscharfen, brillanten mathematischen Verstand. Nach einem Abschluss als Sprachlehrerin nimmt sie mit einer Sondererlaubnis ein Studium der Mathematik auf. Lange verwehrt man ihr die Promotion. Sie geht nach Göttingen und arbeitet dort mit den Koryphäen ihrer Zeit. Weil sie eine Frau ist, erhält sie weder Gehalt noch eine akademische Position. Dennoch sind ihre Vorlesungen bestens besucht. Ihre, für die Physik, bahnbrechenden Arbeiten werden von Kollegen und Professoren ohne Nennung ihres Namens und Mitwirkens veröffentlicht.


    Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wird sie der Universität verwiesen. Unbeirrt lehrt sie in ihrer kleinen Dachkammer weiter, muss aber einsehen, dass sie Nazi-Deutschland verlassen muss. Sie überlegt in die Sowjetunion zu emigrieren, nimmt aber dann die Einladung in die USA an und lehrt u.a. in Princeton.


    Emmy Noether stirbt wenige Tage nach einer Unterleibsoperation im April 1935 mit nur 53 Jahren.


    Meine Meinung:


    Das Buch ist eine wissenschaftliche Biografie, vielleicht weil es über den privaten Menschen Emmy Noether wenig bekannt ist. Sie lebt für die Mathematik. Zeit ihres Lebens bleibt ihr die gebotene Anerkennung versagt. Selbst ihre engsten Kollegen mokieren sich in despektierlicher Weise über ihre Lebensweise und ihr Aussehen. Emmy Noether muss, weil ja ihre Arbeit nicht bezahlt wird, von ihrem schmalen Erbe leben. Da sind keine großen Sprünge möglich.


    „Als Studentin und junge Mathematikerin wurde sie von ihren männlichen Kollegen nach den Maßstäben der damaligen Zeit beurteilt. Fast ausnahmslos gingen sie bei der Einschätzung ihrer beruflichen Leistungen auf die Tatsache ein, dass es sich bei Emmy Noether um eine Frau handelte - immer mit dem Ergebnis, dass weniger talentierte Mathematiker ihr vorgezogen wurden.“ (S. 166)


    Und selbst in ihrer Trauerrede wird sie klein gemacht und ihre wissenschaftliche Arbeit herabgewürdigt.


    Um das Buch wirklich genießen zu können, ist einerseits eine hohe Konzentration und andererseits gewisse Vorbildung in Mathematik und Physik notwendig. Der Autor setzt doch ein wenig mehr als Abiturwissen voraus. Manchmal schweift er von Emmy Noethers Biografie ab, um später nachfolgenden Wissenschaftlern breiten Raum zu geben. Überhaupt liest sich das Buch wie das Who-is-Who der Mathematik und Physik. Von Albert Einstein, Erwin Schrödinger, Max Planck zu Ernst Mach oder den wenigen Mathematikerinnen wie Grete Herrmann (Noethers erste Doktorandin) und Olga Taussky-Todd bis zu Kenjiro Shoda oder Baartel Leendert van der Waerden.


    Sehr gut, weil kritisch, sind die Anmerkungen des Autors zu den diskriminierenden Aussagen von Emmy Noethers Zeitgenossen.


    Ergänzt wird diese Biografie von zahlreichen Abbildungen, eine Vielzahl von Fußnoten sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis und Hinweise auf weiterführende Literatur.


    Fazit:


    Dieser Hommage an eine zu Unrecht fast vergessene brillante Mathematikerin, ohne deren Kunst zur mathematischen Abstraktion, zahlreiche Erkenntnisse für die Physik und Mathematik nicht möglich gewesen wären, gebe ich gerne 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Danke für diese interessante Rezension Bellis-Perennis

    Um das Buch wirklich genießen zu können, ist einerseits eine hohe Konzentration und andererseits gewisse Vorbildung in Mathematik und Physik notwendig. Der Autor setzt doch ein wenig mehr als Abiturwissen voraus.

    Ach schade, damit fällt es für mich leider weg. Da fehlt es mir völlig an dem notwendigen Wissen oder könnte es auch doch ohne gehen? Ich lege es mir auf jeden Fall mal auf meine Wunschliste.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Lars Jaeger - Emmy Noether: Ihr steiniger weg an die Weltspitze der Mathematik“ zu „Lars Jaeger - Emmy Noether: Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik“ geändert.