Maria Vöckler mit Sara Schurmann - Blau mit ganz viel Glitzer

  • Inhalt:

    Luis Vöckler ist drei Jahre alt, als er das erste Mal seinen größten Wunsch äußert: Er möchte ein Mädchen sein so wie sein Vorbild die Eiskönigin Elsa. Das ist nur eine Phase, denken seine Eltern Maria und Cai und lassen ihm zu Hause den Spaß am Verkleiden. Doch mit der Zeit merken sie, dass in ihrem kleinen Sohn tatsächlich ein Mädchen stecken könnte. Für die ganze Familie beginnt ein Auf und Ab der Gefühle. Maria Vöckler erzählt vom Leben mit ihrem trans* Kind Luisa. Sie geht offen mit dem Thema um, bezieht den Kindergarten mit ein. Und zunächst scheint alles gut zu laufen. Doch dann beschweren sich andere Eltern bei der Leitung des Kindergartens, die daraufhin das Jugendamt einschaltet. Der Vorwurf: Kindeswohlgefährdung.Maria Vöcklers ganz persönliche Geschichte schreibt die Journalistin Sara Schurmann auf. Sie hatte im Sommer 2019 für ein Interview nach Eltern von trans* Kindern gesucht. Die Recherche war nicht leicht, Maria Vöckler war aber schließlich bereit dazu, von ihren Erfahrungen zu erzählen.

    Quelle: https://www.rupertusbuch.at/it…26263c8fc7144dd4467e293cc


    Autorin und Mitwirkende :(Quelle Amazon)

    Maria Vöckler wurde 1989 in Leipzig geboren und wuchs in Ingolstadt auf. Seit 2007 ist sie mit ihrem Mann Cai verheiratet. Mit ihm hat sie zwei Kinder, Finn und Luisa. Die Familie lebt im Ruhrgebiet. Maria Vöckler ist eine echte Löwenmutter, die für ihre Kinder kämpft. Das ist nicht immer ganz leicht, doch sie gibt nie auf.

    Sara Schurmann wurde 1993 in Gelsenkirchen geboren, wuchs in Dinslaken auf und studierte in Münster Germanistik sowie Kunstgeschichte. Während ihres Studiums arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei der Neuen Rhein Zeitung (NRZ). Nach ihrem Master-Abschluss absolvierte sie ein Volontariat bei der NRZ und ist dort mittlerweile als Redakteurin tätig.


    Mein persönlicher Eindruck:

    Vorweg: Mich haben gerade die letzten beiden Sätze der Inhaltsangabe etwas irritiert, da ich es bei der Lektüre des Buches so verstanden habe, dass sich Maria Vöckler, die Mutter, selbst entschlossen hatte, ihre bzw. die Geschichte ihrer Tochter öffentlich zu machen.


    Das Buch umfasst den Lebensabschnitt von Luisa beginnend mit ca 3 Jahren bis in die Schulzeit. Luisa wurde bei der Geburt aufgrund ihrer Körpermerkmale das männliche Geschlecht zugeschrieben und für ihre Eltern und ihren Bruder war sie auch 3 Jahre lang der Sohn bzw der Bruder. Das Buch, geschrieben aus der Muttersicht, lässt viel Platz für ihre Emotionen, die Unsicherheiten, die Zweifel, die Wut, zwischendurch auch mal die Resignation. Immer wieder ähnelt es einem Drahtseilakt: wie offen gehe ich damit um, wie reagiert die Umwelt darauf (Mitarbeiter im Kindergarten, beim Jugendamt, in der Schule, beim Turnunterricht, die eigene Familie, ...)?

    Dabei geht es doch eigentlich immer nur um eines: Das Kind soll glücklich und zufrieden sein.

    Die Mutter versucht alles, um ihrem Kind genau das zu ermöglichen, auch wenn sie gerade anfangs selbst noch unsicher ist. Immerhin ist Luisa noch ein Kindergartenkind, kann man da schon davon sprechen, dass ein Kind genau weiß, was es ist, oder ist es eher eine Phase?


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Bei ein paar Szenen kam ich jedoch selbst ins Grübeln. Vor allem in Bezug auf das Outing und die Doku.

    Die Mutter, der es selbst gut tat, wenn sie Unterstützung durch Beratungsstellen bzw. von anderen Eltern mit Trans*Kindern bekam, wurde - da sie sich ja auch immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert sah - zur Kämpferin für ihr Kind und der nächste Schritt war dann nicht mehr weit, nämlich jener, auch in der Öffentlichkeit für die Akzeptanz von Trans*Kindern einzustehen.

    Und genau hier bin ich hin- und hergerissen.

    Einerseits bin ich froh, wenn jemand den anderen Eltern eine Stimme gibt, die sich ebenfalls oft mit menschgemachten Hindernissen auseinandersetzen müssen, gegen Vorurteile ankämpfen müssen, etc. , andererseits hatte ich ab und zu das Gefühl beim Lesen:

    ja, es ist die Geschichte der Mutter, geschrieben aus ihrer Sicht, aber wie sieht es in Luisa aus? Damit meine ich nicht ihre Entscheidung als Mädchen wahrgenommen zu werden, hier war sie die treibende Kraft selbst. Mir geht es eher um die Reportage/Doku und die Fernsehsendung. War dies zu einem Zeitpunkt, als Luisa sich allem bewusst war, was so eine Ausstrahlung für ihre Zukunft bedeuten könnte?

    Wenn sie später durch eine Transition auch noch die körperlichen Attribute erhält, will sie dann nicht einfach als Frau weiter durchs Leben gehen, als das Geschlecht, dem sie sich schon immer zugehörig fühlte?

    Wie frei bin ich aber dann, wenn meine Mutter in einer Fernsehsendung zu dem Thema spricht (in meinem Kindesalter). Hatte ich als Kind die Wahl, dass ÜBER mich dort gesprochen wurde? Werde ich dann immer als die Trans*Frau wahrgenommen und nicht einfach als die Frau, die einem gegenübersteht?


    Wäre interessant zu wissen, wie Luisa darüber denkt oder auch andere ehemalige Trans*Kinder, die inzwischen Erwachsene sind.

    Vielleicht wird es auch einfach kein Thema mehr in der Zukunft, weil die Gesellschaft offener wird und sich die entsprechenden Gesetze auch ändern ...... (was ich sehr schön finden würde).


    Zusammenfassend finde ich das Buch auf jeden Fall 4 Sterne wert, einen 1/2 Punkt gibt es noch dazu für die ergänzenden Erklärungen der Psychologin am Ende des Buches, wo auch noch diverse Adressen bzw. Links angeführt sind, die einem eventuell weiterhelfen können, wenn man Fragen zu diesem Thema hat bzw Unterstützung benötigt.


    Interessant wäre auch für mich gewesen, etwas mehr vom Vater und vom Bruder zu lesen.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

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  • Maria Vöckler erzählt vom Leben mit ihrem trans* Kind Luisa. Sie geht offen mit dem Thema um, bezieht den Kindergarten mit ein. Und zunächst scheint alles gut zu laufen. Doch dann beschweren sich andere Eltern bei der Leitung des Kindergartens, die daraufhin das Jugendamt einschaltet. Der Vorwurf: Kindeswohlgefährdung.

    Ernsthaft? Das finde ich ganz schön heftig. Vor allem in der heutigen Zeit.

    Kannst du noch etwas mehr zu dem Teil sagen? Also was da berichtet wurde, warum das Jugendamt der Meinung war und so (gerne als Spoiler markiert).


    Wie frei bin ich aber dann, wenn meine Mutter in einer Fernsehsendung zu dem Thema spricht (in meinem Kindesalter). Hatte ich als Kind die Wahl, dass ÜBER mich dort gesprochen wurde? Werde ich dann immer als die Trans*Frau wahrgenommen und nicht einfach als die Frau, die einem gegenübersteht?

    Schwierige Sache, das stimmt schon. Und ich sehe das ähnlich wie du: Gut finde ich es nicht. Also generell schon, dass darüber gesprochen wird und alles. Aber wenn es die richtigen Namen der Beteiligten sind, finde ich das nicht so gut. Man könnte ja einfach mit fremden Namen und nicht so genauen Angaben arbeiten, dann ist das später kein Problem. Und grundsätzlich die Geschichte ja auch wichtig. Aber da hätte man dann doch mehr drüber nachdenken sollen, falls es tatsächlich die richtigen Namen sind.

    Wenn man sich als trans Person später selbst in die Öffentlichkeit stellen will, bzw öffentlich berichten, dann ist das ja was anderes. Fremdbestimmt ist aber immer blöd. (Und nach noch aktuellem Gesetz sogar verboten. Aber ich denke das zählt nur für die Verwandten/Bekannten von Erwachsenen trans Personen. Kinder haben diese "Rechte" sicher noch nicht.)


    Kurze Info: Ich weiß nicht, warum hinter "trans" ein Sternchen steht (in der Inhaltsangabe schon). Ich glaube es gibt Situationen wo man das wegen irgendwas tut, bin nicht sicher. Aber grundsätzlich ist "trans" einfach wie "cis" ein normales Adjektiv. Und bei eindeutigen Fällen wie hier, brauchts da keine Sternchen, soweit ich weiß.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Man könnte ja einfach mit fremden Namen und nicht so genauen Angaben arbeiten, dann ist das später kein Problem. Und grundsätzlich die Geschichte ja auch wichtig. Aber da hätte man dann doch mehr drüber nachdenken sollen, falls es tatsächlich die richtigen Namen sind.

    Im Buch steht (Seite 7) , dass Maria Vöckler selbst ihre Geschichte unter ihrem Geburtsnamen veröffentlicht. Sie möchte ihr Kind schützen, aber auch offen mit dem Thema umgehen.

    Ja, scheinbar empfindet auch sie es auch als Spagat. Und es ist auch sehr schwierig hier die goldene Mitte zu finden.


    Kurze Info: Ich weiß nicht, warum hinter "trans" ein Sternchen steht (in der Inhaltsangabe schon). Ich glaube es gibt Situationen wo man das wegen irgendwas tut, bin nicht sicher. Aber grundsätzlich ist "trans" einfach wie "cis" ein normales Adjektiv. Und bei eindeutigen Fällen wie hier, brauchts da keine Sternchen, soweit ich weiß.

    Im Buch wurde es so verwendet und ich habe es beibehalten.

    Hier noch einen Link dazu: https://www.gender-nrw.de/wp-c…12/Position-Sternchen.pdf


    Kannst du noch etwas mehr zu dem Teil sagen? Also was da berichtet wurde, warum das Jugendamt der Meinung war und so (gerne als Spoiler markiert).

    Ich schätze, dass wenn man etwas nicht will oder etwas nicht gut findet, eröffenen sich immer wieder diverse Möglichkeiten zu Fehlbeschuldigungen.


    Ich setzte jetzt mal etwas in den Spoiler (nur als Beispiel)

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  • Im Buch wurde es so verwendet und ich habe es beibehalten.

    Hier noch einen Link dazu: https://www.gender-nrw.de/wp-c…12/Position-Sternchen.pdf

    Fände ich persänlich blöd bei mir, aber gut, wenn die da meinen das so machen zu müssen. Aber da ich nicht zu denen gehöre, die sich als "nicht so richtig trans" einordnen (und für Luisa im Buch gilt das ja auch)., gefällt mir das irgendwie nicht. Aber das muss wohl jeder für sich entscheiden.


    Im Buch steht (Seite 7) , dass Maria Vöckler selbst ihre Geschichte unter ihrem Geburtsnamen veröffentlicht. Sie möchte ihr Kind schützen, aber auch offen mit dem Thema umgehen.

    Ja, scheinbar empfindet auch sie es auch als Spagat. Und es ist auch sehr schwierig hier die goldene Mitte zu finden.

    Wenn das so ist, passt das aber ja doch ganz gut, denke ich. Dann ists immerhin nicht der Name den Luisa auch hat und dann sollte das später nicht ganz so schwierig für sie sein.


    Und danke dir für die restliche Erklärung. Schwierige Sache. Aber klingt interessant, das Buch. :D

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  • Habe es als eBook, sonst hätte ich es dir prompt geschickt

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