Janice Jakait - Tosende Stille

  • Über die Autorin:
    Janice Jakait, geboren 1977 in Lengefeld (Erzgebirge) gab ihre Arbeit als IT-Beraterin für den Extremsport auf. Als erste Deutsche überquerte sie 2011/12 allein und ohne Begleitboot in einem Ruderboot den Atlantik. Ziel ihrer Aktion in Zusammenarbeit mit der Organisation OceanCare war es, es auf das Thema Unterwasserlärm hinzuweisen, der insbesondere auf Meeressäuger und Fische dramatische Auswirkungen hat. Über ihre Erfahrungen berichtete Jakait hautnah in ihrem Blog Rowforsilence.com. Für die Zukunft plant die Autorin weitere spektakuläre Abenteuer: die Überquerung des Pazifiks in einem Segelboot sowie des Indischen Ozeans im Kite-Boot.
    (Quelle: Amazon)


    Buchinhalt:
    Im November 2011 sticht die damals 34-jährige Janice Jakait in Portugal in See. Ihr Ziel: als erste Deutsche den Atlantik in einem Ruderboot zu überqueren – allein, nur mit Muskelkraft und viel zu wenigen Zigaretten im Seesack. In Zusammenarbeit mit der Organisation OceanCare möchte sie auf den Unterwasserlärm und seine tödlichen Folgen für Meeressäuger und Fische aufmerksam machen. Aber sie will auch ihre innere Unruhe besiegen, raus aus den Sinnkrisen – aussteigen aus dem Karussell des Alltags und den endlos kreisenden Gedanken. Endlich mal frei sein! Sie bricht alles hinter sich ab, lässt den Lärm der Welt am Festland zurück und taucht in ein Meer längst verloren geglaubter Gefühle ein. Über Wochen begleitet von einem Wal und einem Vogel – nach 90 Tagen, 6500 Kilometern und einer Million Ruderschlägen: Land in Sicht! Am Ende ist sie nicht nur in Barbados, sondern auch bei sich selbst angekommen.


    Das Buch umfasst 216 Seiten, gegliedert in 4 Teile à 3 Kapitel, die jeweils eine Woche umfassen. Ein kurzes Glossar sowie Anmerkungen zum Text finden sich hinten. In der Mitte sind einige Fotografien eingeschlossen.


    Meine Meinung:
    Eine Frau begibt sich auf eine gewagte Reise: allein in einem Ruderboot über den Atlantik. Es ist trotz der zweijährigen Vorbereitungszeit eine gewisse Spontanentscheidung, die zwar schon länger in den Gedanken der Autorin gärte, aber dann recht plötzlich umgesetzt wurde. Mit der Hilfe vieler Menschen gelingt es ihr, ein entsprechendes Boot aufzutreiben, auszurüsten und dann in Zusammenarbeit mit OceanCare tatsächlich aufzubrechen. Technisch ist sie gut vorbereitet, psychisch nach meinem Gefühl nach dem Lesen des Buches eher nicht. Kann man sich auf so eine Tour psychisch vorbereiten? Ich weiß es nicht, kann es nicht beurteilen.
    Die Autorin nimmt uns mit komplett durch all ihre Erfahrungen, hauptsächlich aber eben die psychischen Erfahrungen, Erlebnisse, Gedankenspiele, die geistige und seelische Tour-de-Force, die so eine Tour demjenigen aufzwingt, der sich das traut. Es ist durchaus spannend, Janice Jakait dabei zu begleiten, aber es ist eben eine sehr psychologische Erzählung in den Hauptaspekten. Janice Jakait ist dabei sehr ehrlich, scheint mit nichts hinter dem Berg zu halten, gibt alles offen preis was ihr durch den Kopf geht in der langen Zeit allein auf See. Da sie währenddessen Logbuch und einen Blog führte sowie durch elektronische Signale ihre tatsächliche Route nachverfolgbar ist, konnte sie auf diese Unterlagen zurückgreifen als sie zwei Jahre nach der Tour dieses Buch schrieb. Doch vermutlich bin ich doch nicht ganz der Personenkreis, der sich von dieser Art „Nabelschau“, die ganz zwangsläufig erfolgt und völlig den beim Leser geweckten Erwartungen entspricht, angesprochen fühlt. Ich habe mich nicht gelangweilt, aber ich war auch nicht traurig als ich das Buch beendet hatte. Doch für alle, die sich auf längeren Wanderungen oder langen anderweitigen Touren mit sich selbst auseinandersetzen möchten oder bereits getan haben, ist das Buch und was die Autorin zu erzählen hat bestimmt interessant.

    Die stilistischen Lobeshymnen auf Amazon und dem Buchrücken kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Ich finde den Stil weder sprachgewaltig noch poetisch. Er ist ehrlich, natürlich, den Erlebnissen entsprechend, aber eben eher so als ob die Autorin am Küchentisch ihre Erlebnisse präsentiert.


    Dieses Buch gehört zu denen, bei denen man nicht genau weiß wo man sie einordnen soll: Reisebericht, Biografie, Roman, Sachbuch - keine Ahnung. Daher habe ich die Rezension unter Sonstiges eingestellt. Falls sich durch eine Diskussion ein klareres Bild ergeben sollte, dann kann der Thread noch immer verschoben werden. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



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