Die Autorin muss wahnsinnig recherchiert haben, fast 20 Seiten lang ist die Bibliografie am Ende. Mehr als die Benennung im Titel spielt Jack the Ripper im Buch keine Rolle. Hier soll es um seine Opfer gehen. Denen hat Hallie Rubenhold nachgeforscht.
Vorab sind im Buch ein paar Zeilen von der US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde (1934-1992) zu lesen. Sie bezeichnet sich selbst als Schwarze, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin:
Ich schreibe für die Frauen, die nicht sprechen,
für die, die keine Stimme haben,
weil sie so voller Angst sind, denn wir wurden gelehrt,
die Angst mehr als uns selbst zu respektieren.
Uns wurde beigebracht, dass die Stille uns retten wird,
aber das wird sie nicht.
Vorangestellt sind ein Stadtplan von London. Den angezeigten Straßen ist jeweils der Anfangsbuchstabe einer der fünf Frauen hinzugefügt. Ich schätze, das waren ihre Wohnorte.
Im Vorwort wird über London zur Zeit 1887 allgemein berichtet. Aus der Sicht der Reichen und der Armen. Mehr aus der Armensicht: Wenn die Morde in Whitechapel etwas ans Licht brachten, dann die entsetzlichen, unfassbaren Bedingungen, unter denen die Armen in diesem Bezirk lebten. Und dies in allen Lebensbereichen. Die hygienischen Bedingungen, unter denen die Menschen gehaust haben, können, ja mögen wir uns nicht vorstellen. Die, denen es ganz schlimm erging, hausten als Familie in einem Zimmer, das man so gar nicht bezeichnen mag. Da fand alles statt. Da wurde Kohle gelagert, Babys liefen nackig umher, die Notdurft wurde hier getätigt und im Beisein der Kinder wurden neue fabriziert.
Fünf Prostituierte soll Jack the Ripper ermordet haben, doch von dreien der Frauen konnte gar nicht nachgewiesen werden, dass sie diesem Gewerbe nachgingen. Von ihnen wusste man nur, dass sie gelegentlich auf der Straße schliefen, weil ihnen das Geld für eine Unterkunft fehlte. Laut Autopsie wurden alle Frauen in liegender Position ermordet. Niemand in der Nähe hörte Schreie. Eine wurde in ihrem Bett ermordet.
Es lag also nahe, dass sich der Ripper schlafende Frauen suchte. Doch die Polizei hielt hartnäckig an ihrer Theorie von den Prostituierten fest und suchte somit gar nicht erst nach anderen Tätern.
In der Folge werden die fünf Frauen vorgestellt, die bis heute dem Vergessen anheimgefallen sind. Mir war leider auch nur Polly ein Begriff, da sie immer als sein erstes Opfer bezeichnet wird.
Aber es ist doch bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass wir uns der Täter erinnern und den Opfern, wenn überhaupt, nur mal einen kurzen Gedanken widmen.
Von daher danke ich Hollie Rubenhold sehr für dieses Buch.
Ich wollte nach dem Buch jeder einzelnen Frau einen eigenen Blogbeitrag widmen. Leider ist es mir bisher nur bei Mary Ann "Polly" Nichols gelungen. Ich versuche aber dranzubleiben.