Mein Lese-Mai
16. Karin Slaughter - Entsetzen
17. Mattias Edvardsson - Die Bosheit
18. Alex Beer - Der zweite Reiter
Quantitativ und qualitativ hätte es gerne mehr bzw. besser sein dürfen
Mein Lese-Mai
16. Karin Slaughter - Entsetzen
17. Mattias Edvardsson - Die Bosheit
18. Alex Beer - Der zweite Reiter
Quantitativ und qualitativ hätte es gerne mehr bzw. besser sein dürfen
Mein Mai
Alexa Hennig von Lange - Die karierten Mädchen - 4
Nina Sahm - Die Tage mit Bumerang - 4
David Safier - Solange wir leben - 4,5
Steve Cavanagh - LIAR - 5
Außerdem habe ich 2 Bücher abgebrochen (Arno Strobel - Das Dorf und Petra Durst-Benning - Die Köchin)
Nur 2 dennoch eben auch gute Bücher.
They Called Us Enemy: Eine Kindheit im Internierungslager - Graphik Novel von George Takai
Reclam 100 Seiten - "Superhelden" -
Nur ein Hörbuch, dafür aber ein langes und gutes.
Peter Prange - Eine Familie in Deutschland - Am Ende die Hoffnung
Der Mai war ein guter Lesemonat.
Die einzige Frau im Raum - Marie Benedict
In diesem biographischen Roman sollte es laut Klappentext um Hedy Lamarr gehen, „die das Weltgeschehen maßgeblich beeinflusst hat und deren Errungenschaften vergessen wurden. Das Buch erzählt die Geschichte der Schauspielerin, Glamour-Ikone und Wissenschaftlerin.“
Ja, wir erfahren etwas über das Leben von Hedy Lamarr, geb. Hedwig Maria Kiesler , die 1937 in die USA immigriert. Dort wird sie nicht nur eine berühmte Schauspielerin sondern sorgt auch für eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung.
Schade, dass die Autorin das Leben von Hedy blass, platt und seelenlos beleuchtet. Zudem wird quasi aus dem Nichts aus der Schauspielerin eine Erfinderin. Alle weiteren Stationen ihres Lebens werden fast stichpunktartig abgehandelt.
Die Betrogene - Charlotte Link
Vater der Scotland Yard Polizistin Kate Linville wird ermordet. Statt den Kollegen die Arbeit zu überlassen und abzuwarten, stellt sie ihre eigenen Ermittlungen an...
Mit der Protagonistin Kate werde ich nicht warm. Das ganze Graue-Maus-Getue wird ziemlich übertrieben und warum Kate so einsam und unglücklich ist, schon vor dem Tod ihres Vaters, wird nicht nachvollziehbar erklärt. Ein unscheinbares Aussehen reicht dafür nicht. Das Gejammer über ihr ach so fades Aussehen, nerven dagegen irgendwann. Dazu ein Fall, der nicht ganz glaubwürdig konstruiert wurde und sich durch viele Beschreibungen in die Länge zieht.
Nortons philosophische Memoiren - Hakan Nesser
Norton war Hakan Nessers Hund und hier erzählt „er“ seine Geschichte. Ganz nett. Ein paar lustige Anekdoten.
Ostseenebel - Eva Almstädt
Kurzweiliger und solide geschriebener Regionalkrimi.
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton
Bis er den Mörder entlarvt hat, wiederholt sich für den Protagonisten der Tag immer und immer wieder. Hinzu kommt eine weitere Schwierigkeit: Immer wenn er an diesem Tag aufwacht, befindet sich der er in einem anderen Körper.
Diese tolle Idee und das atmosphärisches Setting (verfallenes, sehr abgeschiedenes Anwesen) sind die Pluspunkte. Nur leider zieht sich die Geschichte insbesondere in den ersten hundert Seiten. Langatmig und anstrengend zu lesen bis man weiß, wer wer ist. Es dauert zu lange bis es Spaß macht.
Wie ein Leuchten in tiefer Nacht - Jojo Moyes
Das Thema der „Satteltaschenbibliothek“ hat mich neugierig gemacht. Damit ist die von Eleanor Roosevelt gegründete Initiative gemeint, die den Menschen auf dem Land Zugang zu Büchern ermöglichen sollte. Ich fand alles, was mit dieser besonderen Bibliothek zusammenhängt gut gemacht, aber die ganzen Beziehungsdramen waren mir zu überladen, zu kitschig.
Rache verjährt nicht - Reginald Hill
Frage nach Schuld und Vergeltung – spannend und kurzweilig.
Piccola Sicilia - Daniel Speck
Diese fesselnde Familiengeschichte spielt größtenteils in Tunis im Jahr 1942/43. Genauer gesagt im bunten italienischen Einwanderviertel von Tunis, Piccola Sicilia. Die drei Religionen leben in friedlicher Nachbarschaft bis die Deutschen den Krieg zu ihnen bringen und alles
anders wird.
Atmosphärisch, empathisch, zum Nachdenken anregend, insbesondere wenn es um die Frage der Identität geht. (Der Deutsche Moritz fragt den in Italien geborenen Juden, der in Tunis lebt: Als was fühlst du dich? Jude, Italiener, Tunesier oder Franzose? Antwort: Warum „oder“?)
Jaffa Road - Daniel Speck
„Jaffa Road“ ist die Fortsetzung von "Piccola Sicilia". Hier wird über die Gründung des Staates Israel und über den Beginn des Nahostkonflikts erzählt. Der Konflikt wird aus verschiedenen Perspektiven (für mich neuen Perspektiven) dargestellt. Vielschichtig, vielstimmig, lehrreich aber nicht belehrend oder urteilend. Auch hier geht es auch um die Frage nach Identität, Heimat, Herkunft.
Farm der Tiere - George Orwell
Endlich habe ich es geschafft den Klassiker gelesen (letzten Monat „1984“) und werde jetzt auch die Andeutungen in Büchern, Serien und Filmen, die immer wieder über diese zwei Bücher auftauchen, besser verstehen können.
Helga Schubert über Anton Tschechow - Helga Schubert
Ein sehr schöne, persönliche Abhandlung über den russischen Schriftsteller. Ein paar Seiten
mehr wären schön gewesen. Aber es hat mich sehr neugierig auf das Werk von Tschechow gemacht.
Der Sucher - Jo Nesbo
Der 5. Band der Harry-Hole-Reihe: unterhaltsam und spannend.
Das Holländerhaus - Ann Patchett
Ein vielschichtiger Familienroman, der die Themen Schuld, Verantwortung, Vergebung interessant umsetzt. Die Autorin zeigt sehr schön auf, wie die Vergangenheit auch nach Jahren Macht über uns hat und wie sich unsere Erinnerungen mit der Zeit wandeln und wie wenig wir uns darauf verlassen können, "richtig" zu erinnern. Ann Patchett ist eine wunderbare Erzählerin.
Die Fährte - Jo Nesbo
Harry Hole ermittelt in einem Fall, in dem ein Bankräuber ohne ersichtlichen Grund eine Bankangestellte erschießt. Gleichzeitig wird seine ehemalige Geliebte tot aufgefunden...
Harry Hole ist ein gelungener Protagonist. Durch seine Alkoholsucht ziemlich kaputt, aber es besteht immer noch Hoffnung für ihn. Dieser 4. Band ist bisher der beste. Spannend und
komplex.
Mein Lese-Mai konnte sich sehen lassen... ich hatte aber auch viele Comics aus der Bibliothek ausgeliehen, unter denen einige Jahreshighlights zu finden waren.
022. Nick Drnaso „Acting Class“ [OT: Acting Class, Übers. Karen Köhler & Daniel Beskos, EA 2022] … 5*
Comicroman. Sehr beunruhigendes Buch! Erschütternde Sinnsuche einiger verlorener Seelen. Phänomenal gezeichnet. Meditativ, relevant, sicherer Platz auf der Jahresbestenliste!
023. Julian Voloj & Thomas Campi „Joe Shuster: Der Vater der Superhelden" [OT: The Joe Shuster Story: The Artist Behind Superman, Übers. Julian Voloj, EA 2018] … 3,5*
Comicroman. Etwas brav erzählte aufregende David-gegen-Goliath-Geschichte, schöne Zeichnungen, aber mir zu uneindeutige Gesichter.
024. Patrick Wirbeleit & Sascha Wüstefeld „Eine farblose Familie“ (Haus Nr. 8 #1) [EA 2020] … 4*
Kindercomic. Tolles Setting, liebenswert schräge Typen, gute Ideen (Farbe läuft aus, Spiegelwelt, Spukhaus).Ich liebe die satte Farbigkeit!
025. Hanns Heinz Evers "Freche Fee und lustiger böser König" [aus: „Singwald. Märchen und Fabeln für große und kleine Kinder“, Die verkaufte Großmutter“ und „Die Ginsterhexe und andere Sommermärchen“, EA 1902, 1903, 1905; 2014] ... 4*
Märchen. Gerade nicht moralische, lässige, eigenwillige Kunstmärchen und Lausbubereien. Manches toll, manches egal. Immer einfallsreich. Moderne Verlagszusammenstellung von Herausgeber Sven Brömsel.
026. Alexander Kaschte & Jaroslaw Gach „Der Junge lebt im Brunnen“ [EA 2018/2020] … 4*
Comic. Schön und düster, andeutungsreich. Berührt mich auf eine leise Weise. Gelesen in der erweiterten Neuauflage.
027. Tanja Esch „Ulf und das Rätsel um die Neue“ [EA 2020] … 4*
Kindercomic. Total tight erzählte, launig witzige Jugendbandengeschichte. Spannend obendrein. Dezent moralisch, toll gezeichnet! Tipp!
028. Nozomi Horibe „Der Trip“ [Übers. Gregor Suchan, EA 2021] … 3,5*
Comic. Eine Japanerin aus Berlin auf großer Radtour durch Brandenburg. Freundlich, schrullig, liebenswert.Wenig Land und Leute, kaum Metathemen, zu viel "ich müsste mal bald mit Brandenburgern reden".
029. Guillem March „Karmen“ [OT: Karmen #1-#5, Übers. Joaquim Balada Hartmann, EA 2021] … 4*
Sammelband der Comicreihe. Außergewöhnlicher Comic über Selbstmord und den personifizierten Tod, Seelenwanderung, Herzschmerz, Eigensinn und Verantwortung. Beeindruckend gezeichnet, vor allem die Bewegungen der Körper.
030. Anke Kuhl „Manno! Alles genau so in echt passiert“ [EA 2021] … 5*
Comicgeschichten für Kinder. Großartig, wie Kindheit in Lachen, Verzagtheit, Überschwang, zu vielen und zu wenig Gedanken wiederaufersteht! Unbedingt lesen!
031. Nora Krug „Heimat. Ein deutsches Familienalbum“ [OT: Belonging. A German Reckons With History and Home, Übers. Nora Krug, EA 2018] … 5*
Comicmemoir. Bisher mein Buch des Jahres. Über eine durch den Krieg zerrissene Familie, über Heimat, die es nur als Verlusterfahrung gibt. Ehrlich, anrührend, grandios!
032. Sousuke Toka „Ranking of Kings 1“ (Ranking of Kings #1) [OT: 王様ランキング, Ōsama Ranking, Übers. Gyo Araiwa, EA 2017] … 4,5*
Manga. Vielversprechender Anfang einer ungewöhnlichen Thronfolgegeschichte. Macht viel Spaß! Tolle Hauptfigur(en)!
033. Max de Radiguès "Die Rudelführerin" (Stig & Tilde #2) [OT: Cheffe de meute, Übers. Annette von der Weppen, EA 2018] ... 3,5*
Kindercomic. Direkte Fortsetzung auf anderer Insel. Im Grunde passiert wenig, wenige Figuren, keine Schauwerte. Dennoch interessant.
034. Max de Radiguès "Der Club der Loser" (Stig & Tilde #3) [OT: Le club des losers, Übers. Annette von der Weppen, EA 2019] ... 4*
Kindercomic. Der dritte Band ist endlich voll mit Aktion, dutzenden Figuren und stimmiger Bündelung aller Stränge aus den ersten beiden Bänden. Prima!
035. Mathieu Burniat & Marc-André Selosse "Eine Reise unter die Erde: Die Geheimnisse der Welt unter uns" [OT: Sous Terre, Übers. Ebi Naumann, EA 2021] … 4*
Sachcomic. Aufregende, lehrreiche Tour de force durch den Erdboden. Toller, klassischer, schön bunter Zeichenstil!
036. Nugiko Kutsushita "Sayonara Tokyo, Hallo Berlin 1" (Sayonara Tokyo, Hallo Berlin #1) [OT: 思えば遠くにオブスクラ / Omoeba Tooku ni Obscura, Übers. John Schmitt-Weigand, EA 2021] ... 4,5*
Manga. Sehr unterhaltsamer Alltagsmanga über eine Japanerin in Berlin. Die auftretenden Figuren sind eine sehr angenehme Gesellschaft!
Vorgelesen habe ich:
#037. Paul Biegel "Wie Tim am Strand ein Mädchen fand" [OT: Juttertje Tim, Übers. Ita Maria Neuer, EA 1991] ... 3,5*
Kinderbuch. Vier Geschichten mit Tims besonderem Vergangenheits-Fernrohr. Manches etwas behäbig. Fehlt großer Atem.
#038. Paul Biegel „Der Räuber Hupsika“ [OT: De rover Hoepsika, Übers. Eva Schweikart, EA 1977] … 3,5*
Abenteuerroman für Kinder. Zwar rasant und lustig, klebt aber zu sehr an seinem Schema.
Mai 2023 - qualitativ bester Monat des Jahres (bisher)
abgebrochen:
5. Joanne K. Rowling – Phantastische Tierwesen
Nach 60 Seiten hatte ich immer noch nicht kapiert habe, wovon Rowling erzählt. Ist sowieso eher für die Bühne gedacht.
gelesen:
51. Kjersti A. Skomsvold – Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich
Der Ehemann der fast 100-jährigen Ich-Erzählerin Mathea ist kürzlich gestorben; kinderlos und ohne Kontakte nach außen lebt sie in ihrer Wohnung, die sie nur in Ausnahmefällen verlässt. Anrührender kleiner Roman, der dicht bei der Protagonistin bleibt, die Mitleid, Beistand und Verständnis des Lesers auf sich zieht.
52. Ian Rankin – Ein Haus voller Lügen
Rebus als alkohol- und nikotinfreier Pensionär. Aber bei einem Leichenfund hört man ihn fast zwischen den Zeilen hecheln. Umso mehr, weil es um ein Delikt geht, an dessen Aufklärung er vor über zehn Jahren scheiterte.
Im Hintergrund operiert Malcolm Fox, und Siobhan mischt auch mit. Und dort liegt die Krux: Wer wurschtelt wo herum? Wo beginnt die Korruption, wo hört sie auf? Den Strukturen des Falles konnte ich folgen, verirrte mich aber im Geflecht der Zuständigkeiten und Verwaltungsebenen.
Trotzdem muss man Rankin applaudieren, dass er nach 22 Bänden einer Krimireihe immer noch literarische Qualität produziert.
53. Romy Hausmann – Liebes Kind
Vor 14 Jahren wurde Lena entführt, wird seitdem in einer Hütte im Wald zusammen mit zwei Kindern gefangen gehalten. Ihr Vater gibt nicht auf, sie zu suchen.
Der Krimi fesselt. Man liest ihn ohne Pause runter. Zwischendurch Wendungen, mit denen man nicht rechnet. Aber: Eine Ansammlung blöder Figuren. Ich kann es nicht leiden, wenn literarische Personen sich dämlich verhalten, nur damit der Autor die Spannung hoch hält.
54. Akiz – Die Königin der Frösche
Herzogstochter Ragna soll den Jagdfürsten Waidhofenstein heiraten. Sie will nicht, das Gehabe am Hof stößt sie ab. Im Traum küsst sie einen Frosch – und alles ändert sich.
Unschwer zu erkennen: Märchenadaption des Froschkönigs mit vertauschten Rollen und anderen Vorzeichen. Mit bösem Blick auf das höfische Zeremoniell, die starren Verhaltensmuster und die ewig gültige Weltanschauung. Man wünscht der Prinzessin und dem Frosch nur das Allerbeste.
55. Juli Zeh / Simon Urban – Zwischen Welten
Stefan, Journalist einer innovativen Zeitung in Hamburg, und die Besitzerin eines mittelgroßen Bauernbetriebs in Mecklenburg-Vorpommern, Theresa, kennen sich seit Studententagen, und sie nutzen ein zufälliges Wiedersehen, um in Kontakt zu bleiben. Früher wäre es ein Briefroman geworden, heute kommunizieren sie per Mail und Whatsapp.
Die Themen der beiden sind brisant, wichtig, zukunftswirksam, strittig und nie ohne Zweifel. Alles wird hinterfragt, aber für kein Problem existiert eine ideale Lösung: Klimawandel, Krieg, Gendersprache, Strukturreformen, soziale Gerechtigkeit, Generationenkonflikt, … Die Protagonisten zucken angesichts des Bergs mit denselben Schultern wie wir alle. Bis dahin gut.
Was das Buch herabzieht: Der Umgang der beiden miteinander. Ihre pubertären Streitigkeiten, ihr Gejammer, ihr Selbstmitleid (v.a. bei Stefan), ihre kleinkarierten und dünnhäutigen Reaktionen, wenn der / die andere mal nicht so reagiert wie erhofft.
56. Donatella di Pietrantonio – Borgo Süd
2. Band von „Arminuta“. Inzwischen lebt und arbeitet L‘Arminuta erfolgreich als Dozentin in Frankreich, während ihre Schwester Adriana sich in Pescara als alleinerziehende Mutter mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hält. Man ruft die Schwester nach Hause, als sich Adriana bei einem Sturz schwer verletzt.
Die Erzählerin, jene L‘ Arminuta, erwähnt ihre zweigeteilte Kindheit nicht, sondern erzählt von der Jugendzeit, dem Erwachsenwerden und ihrer tragischen Ehe.
Die Eindringlichkeit des 1. Bandes fehlt. Die beiden Frauen wären dem Leser näher gekommen, hätte die Autorin die Vergangenheit der Erzählerin durchscheinen lassen und die Handlung der Bände stärker verknüpft.
57. Samuel Björk – Dunkelschnee
Zwei ermordete Jungen werden im Schnee gefunden, zwischen ihnen ein toter Fuchs. Ein ähnlicher Fall findet sich ungelöst in acht Jahre alten Akten. Holger Munch, gerade zum Chef befördert, holt die Polizeischülerin Mia Krüger in sein Team.
Ein nachgeschobener erster Band zur Munch-Krüger-Trilogie. Der Fall und seine Hintergründe könnten gefallen, wären sie komprimierter erzählt. Rätselraten beim Lesen, verschiedene Stränge und Personen, unerwartete Wendungen – sehr schön. Aber seitenweise Gedanken, Überlegungen, Spekulationen und Abschweifungen, die wohl mit Blick auf die gewünschte Seitenzahl geschrieben wurden, machen die besten Krimielemente zunichte und langweilen. Schade.
58. Alex Capus – Eine Frage der Zeit
Ein reales Possenstück, das Capus hier erzählt: 1913 lässt Kaiser Wilhelm II. ein Kanonenboot zerlegen, nach Deutsch-Ostafrika transportieren, um es dort von Werftarbeiter zusammenmontieren zu lassen. Hitze, ungewohntes Essen und die Entfernung von zuhause setzen den Männern zu. Der 1. Weltkrieg bricht aus und dehnt sich bis in die Kolonien aus.
Das Groteske und Perverse stellt Capus mit satirischem Blick und grimmigem Humor dar. Dass nämlich der 1. Weltkrieg, wegen Gebietsrangeleien in Europa angezettelt, nach Ostafrika, ins heutigen Gebiet von Tansania und Ruanda, importiert wird, wo eigentlich niemand weiß, um was auf dem fernen Kontinent geht. An der tatsächlichen Front unbrauchbare Soldaten spielen hier Krieg – mehr zum eigenen Vergnügen als zu strategischen Zwecken. Die drei Werftarbeiter geraten zwischen die fragwürdigen Fronten und versuchen zu überleben.
59. Robert Seethaler – Das Café ohne Namen ---> Monatsbestes
Robert Simon, ein Aushilfsarbeiter, pachtet eine Kneipe, zu der ihm kein Name einfällt, und macht sie zu einem Treffpunkt des Viertels und einer Anlaufstelle für Leute aller Art.
Einige Kunden aus Simons Alltag lernt der Leser kennen, andere werden nur erwähnt, die dritten verflechten ihr Schicksal mit dem des Wirtes.
Was passiert? Fast nichts passiert, aber das, was nicht passiert, erzählt Seethaler wunderschön.
60. Helena Adler – Die Infantin trägt den Scheitel links
Eine bigotte Mutter, ein trinkender Vater, zwei zänkische, manchmal brutale ältere Schwestern – der elterliche Bauernhof von der Jüngsten abgefackelt. Pfarrer, Lehrer, Jäger, alles was sich in der Heimat der Heimatromane tummelt, tritt auf.
Ein sprachgewaltiger Heimatroman der anderen Art, von der dritten Schwester wütend, laut und rebellisch erzählt.
61. Benjamin Ludwig – Ginny Moon hat einen Plan
Ginny, eine autistische 14-jährige, mit 9 Jahren wegen Vernachlässigung und Misshandlung der Mutter entzogen, lebt nach mehreren Pflegestellen nun bei ihren „Herzenseltern“. Doch Ginny will ihre Mutter finden, denn in deren Wohnung liegt die Babypuppe, für die sich das Mädchen verantwortlich fühlt. Als ihre Adoptivmutter ein Kind zur Welt bringt, ändert sich alles.
Ginny erzählt selbst – und macht es dem Leser dadurch umso schwerer. Denn er weiß, dass die Trennung von Mutter und „Babypuppe“ zu Ginnys Bestem war. Manchmal möchte man schreien und Ginny schütteln, damit sie versteht, was gerade mit ihr und um sie herum passiert. Der Autor schafft es durch diesen literarischen Schachzug, dem Leser seine eigene Lebenslage als Vater einer autistischen Adoptivtochter sehr nahe zu bringen: 1. Liebe. 2. Geduld. 3. Nerven.
62. Katrine Engberg – Wintersonne
Chefermittler Jeppe Kørner verbringt ein Sabbatjahr auf Bornholm. In Kopenhagen in Annette Werners Revier taucht eine zerschnittene Leiche in einem Koffer auf. Die Spuren führen nach Bornholm, wo auch Esther sich Recherchen widmet.
Der 5. und evtl spannendste Band der Reihe. Verzwickt bis kompliziert wegen der Figuren und ihren Verbindungen, dennoch gut zu lesen. Der Fall reicht zurück in die Vergangenheit, und Esthers Nachforschungen ergänzen Annettes Ermittlungen. Immer wieder lotst die Autorin den Leser zu bestimmten Theorien, um dann am Ende eine ganz andere Lösung zu präsentieren. Nach dem Ende gibts noch eine Sahnehäubchen-Pointe.
63. Martin Suter – Melody ***/*
Der junge Jurist Tom Elmer erhält von dem steinreichen und todkranken Nationalrat Stolz den Auftrag, seine Hinterlassenschaft zu sortieren, dabei zu schreddern, was ein schlechtes Licht auf ihn wirft. An Abenden mit viel Alkohol und schwerem Essen erzählt Dr. Stolz die Geschichte seiner großen Liebe Melody, die kurz vor der Hochzeit für immer verschwand.
Einerseits: Der alte Suter ist wieder da. Er erzählt packend, lässt den Leser an der langen Leine der Handlung laufen und unterhält mit Begebenheiten aus dem Leben eines Mannes aus seinen bevorzugten Kreisen, der Upper Class. Andererseits: So richtig nah rückt keine der Figuren, sie bleiben blass, und auch Toms Liebesgeschichte lässt das Knistern vermissen.
Vom Feinsten: Die endgültige Pointe.
64. Julie Cameron – Das Landhaus **
Tom und Izzy ziehen auf seinen Wunsch hin in ein Haus auf dem Land. Ihr ist nicht nur das Unternehmen „Landleben“ suspekt, sondern vor allem das Haus, das ihr vage bekannt vorkommt und in dem sie Unheimliches entdeckt. Außerdem scheint jemand sie zu beobachten und zu verfolgen. Doch niemand, weder der Ehemann noch die Polizei glaubt ihr.
Altbekannte Motive, dazu eine Protagonistin mit seelischen und körperlichen Wunden nach einem Überfall, an den ihr die Erinnerung fehlt. Ein Täter, den der Leser früh errät, obwohl die Autorin sich Mühe gibt, so zu tun als ob sie falsche Fährten legte.
Ich hatte einen recht guten Lesemonat:
Meine gelesenen Bücher im Juni:
Nicolas Evans "Die wir am meisten lieben"
Christine Brand "Blind"
Christine Brand "Die Patientin"
Lucy Clarke "One of the girls"
Hazel Prior "Miss Veronica und das Wunder der Pinguine"
Alles anzeigenMeine gelesenen Bücher im Juni:
Nicolas Evans "Die wir am meisten lieben"
Christine Brand "Blind"
Christine Brand "Die Patientin"
Lucy Clarke "One of the girls"
Hazel Prior "Miss Veronica und das Wunder der Pinguine"
Du bist mit deinen Juni Büchern leider im Mai gelandet.
Du bist mit deinen Juni Büchern leider im Mai gelandet.
OOPS ... Sorry!
Mein Mai 2023
Jeffery Deaver - Lincoln Rhyme und Amelia Sachs-Reihe (Teil 8)
Klappentext: Lincoln Rhyme ist in einen transatlantischen Fall vertieft, als er einen höchst unwillkommenen Telefonanruf erhält: sein Cousin Arthur ist wegen vorsätzlichen Mordes verhaftet worden. Alle Indizien weisen darauf hin, dass er schuldig ist. Und soviele Indizien können nicht falsch sein.
Oder doch? Während Lincoln und Amelia ermitteln entdecken sie ein Spinnennetz aus Verbrechen, gewebt von dem hinterhältigsten Mörder, dem sie je begegnet sind. Ein Mann, der vom Sammeln besessen ist - vom Müll auf der Straße über Details über seine Opfer bis hin zur ultimativen Trophäe: menschliche Leben selbst. Dies ist ein Mann, der foltert und mordet, ein Mann der geschickt mit Rasiermesser und Schußwaffen ist, dessen gefährlichste Waffe aber Informationen darstellen.
Informationen, die er wie besessen aus den betrieblichen und amtlichen Datenbanken zieht und die jeden Aspekt unserer Leben berühren.
Informationen, die er mit skrupelloser Präzision gegen diejenigen einsetzt, die er als Ziele ausgewählt hat ... und gegen diejenigen, die versuchen, ihn aufzuhalten.
Val McDermid - Tony Hill und Carol Jordan-Reihe (Teil 1)
Klappentext: Vier Männer werden tot aufgefunden. Offenbar wurden sie vor ihrer Ermordung grausam gefoltert und verstümmelt. Der Psychologe Tony Hill wird von der Polizei um Hilfe bei der Lösung des Falles gebeten. Und sieht sich plötzlich einer Situation gegenüber, mit der er nicht gerechnet hat: Er könnte das nächste Opfer sein!
Mein Lesemonat Mai (etwas verspätet... )
Elizabeth Lim - Die sechs Kraniche
Nina Blazon - Banshee Blues: Der Fluch der Todesfeen
Mein Mai 2023:
Beide Bücher sind unendlich toll geschrieben.