Birgit Borchert - Die Senckenberg-Saga

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    Selbstverwirklichung einer jungen Frau um 1910


    Sophie von Mayden, eine junge Frau aus gutem Haus, hat ihre Leidenschaft für die Paläontologie entdeckt und möchte in die Forschung. Ein Studium war zu dieser Zeit schwierig für Frauen. Nach dem Willen ihrer Mutter soll sie bald heiraten, am besten einen gutbetuchten Mann, der ihr einen entsprechenden Lebensstandard bieten kann. Doch Sophies Herz entscheidet sich anders.

    Der Roman spielt in Frankfurt am Main und eine zentrale Rolle kommt dem Senckenbergmuseum zu, dessen naturhistorische Sammlung gleichermaßen damals wie heute zu begeistern versteht.

    Die Autorin verbindet in diesem Roman sowohl gut recherchierte Fakten aus der Wissenschaft mit gesellschaftspolitischen Lebensansichten. Durch die Rollen von Sophies Schwestern Marianne und Charlotte wird eine gewisse Bandbreite von Lebensentwürfen aufgezeigt: Marianne, mehr oder weniger glücklich verheiratet und dagegen Charlotte, mit ihrer Passion für die Malerei, die sich genauso selbstverwirklichen will wie Sophie. Und dann die Eltern, die für die Töchter nur das Beste wollen, aber dies im Sinne der althergebrachten Rollenverteilung umsetzen möchten. Sophie findet auf ihrem eingeschlagenen Lebensweg Freunde, ihren künftigen Partner und trifft auch auf historische Persönlichkeiten. Im Anhang finden sich eine Auflistung der erwähnten Personen und auch Angaben zur Recherche für das Buch, beides stellt eine gute Ergänzung zum Roman dar.

    Das Buch liest sich gut und die Geschichte übt eine besondere Faszination aus. Man spürt Sophies Willen, ihre eigenen Ziele zu erreichen, man erlebt all‘ die Probleme, die sich ihr dabei in den Weg stellen und man spürt den Atem der Zeit, in der der Roman angesiedelt ist. Warum ich dann nicht die volle Punktzahl vergeben habe? Zum einen fand ich insbesondere die Handlung um die Forschungsreise nach Afrika zu kurz geraten, hier habe ich (auch aufgrund der Erwähnung im Klappentext) viel mehr erwartet. Und den Schluss fand ich dann etwas zu romantisch angelegt, das passt nach meinem Empfinden nicht so richtig, wenn man bedenkt, was Sophie für ihren Weg zur Überwindung der vielen Vorurteile hat durchstehen müssen. Auch hätte ich zur Abrundung gerne noch etwas mehr über die weitere Entwicklung der jüngeren Schwester Charlotte erfahren, die sich auch nicht mit der vorherrschenden Frauenrolle zufrieden gibt.


    Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch für Freunde historischer Romane mit etwas wissenschaftlichem Interesse. Das Thema hätte locker auch für eine Trilogie gereicht.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Birgit Borchert - Spuren einer fernen Zeit: Die Senckenberg-Saga. Roman“ zu „Birgit Borchert - Die Senckenberg-Saga. Roman“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Birgit Borchert - Die Senckenberg-Saga. Roman“ zu „Birgit Borchert - Die Senckenberg-Saga“ geändert.
  • Eine mutige Frau, ein unkonventionelles Studium


    Auf Grund einer kurzen Leseprobe konnte ich mich bereits im Vorfeld mit dem Romaninhalt vertraut machen. Allerdings war ich mir zunächst unsicher, ob mich ein Roman über eine junge Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerechnet Paläontologie studieren möchte, in seinen Bann ziehen würde.


    Diese Vorbehalte konnte ich im weiteren Romangeschehen dann bedenkenlos über Bord werfen. Auch wenn die bereits bekannte Thematik, dass eine junge Frau aus der gehobenen Gesellschaftsschicht einen Beruf erlernen bzw. ein Studium beginnen möchte und sich nicht mit der herrschenden Erwartungshaltung von Heirat und Familie beugen. Aber ausgerechnet ein Paläontologiestudium – sehr exotisch und doch von der Autorin meisterhaft in Szene gesetzt. Dank hervorragender Recherchen und sehr leicht zu verstehenden Fachinformationen gelingt es der Autorin, dass sich die Faszination und das große Interesse der fiktiven Figur Sophie von Mayden an dieser Wissenschaft auf die Leserschaft überträgt – diese Wirkung konnte ich bei fortlaufender Lektüre erleben.


    Zur Familie von Mayden, Mitglied der gehobenen Gesellschaftsschicht von Frankfurt, zählen drei Töchter. Wobei es Anna von Mayden erfolgreich gelungen ist, die älteste Tochter standesgemäß an einen deutlich älteren aber sehr wohlhabenden Mann zu verheiraten. Sophie, die zweite Tochter, sieht in Heirat und Familie kein erstrebenswertes Ziel und auf Grund des bereits in ihrer Schulzeit geweckten Interesses an Lebewesen aus der Urzeit beschreitet sie den schweren und zunächst unmöglichen Weg ihren unkonventionellen Studienwunsch der Paläontologie in die Tat umzusetzen. Die jüngste Tochter, künstlerisch talentiert und als Nesthäkchen mit verhältnismäßig großem elterlichen Freiraum ausgestattet, weiß diesen zu ihren und letztendlich auch zu Sophies Gunsten anzuwenden. Glücklicherweise steht Herr von Mayden den Emanzipationsversuchen der beiden jüngeren Töchter nicht unbedingt ablehnend gegenüber. Geprägt von einem großen Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf seine Töchter ist er – ganz im Gegensatz zu seiner Ehefrau – durchaus in der Lage, sich mit der sich abzeichnenden Lebensplanungen bzw. – gestaltung von Sophie und Charlotte ernsthaft zu beschäftigen, sodass letztendlich zufriedenstellende Entscheidungen für alle Beteiligten getroffen werden können.


    Nicht nur eine ungemein interessante, informative und spannende Zeitreise in eine Zeit, in der immer mehr Frauen sich den gesellschaftlichen Erwartungshaltungen nicht fügen, sondern ein selbstbestimmtes Leben, vor allem in beruflicher Hinsicht, führen wollten. Diese Entwicklung wird gekonnt durch die Charaktere Sophie von Mayden authentisch wiedergegeben.


    Auch die unterschiedlichen Nebencharaktere, bei denen sich laut dem angefügten ausführlichen Personenregister teils um reale Personen handelt, überzeugen durch eine sehr einfühlsame und verständliche Charakterisierung. Dabei wird gekonnt die wissenschaftliche Bedeutung einzelner Charaktere hervorragend ins Leben gerufen und so manches mal ergeben sich erstaunliche und überraschende Erkenntnisse.


    Besonders erwähnen möchte ich noch den fiktiven Charakter von Paul Klüver, ausgestattet mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, mit einem sehr zurückhaltenden Wesen und dem es gelingt, das Herz von Sophie zu erobern. Teilweise sehr amüsant zu lesen, was für alle offenkundig ist, die beiden jedoch nicht registrieren.


    Und Richard, Kommilitone von Sophie und bester Freund. Obwohl aus adliger und vermögender Familie, lässt er dies nicht erkennen. Dass er seine Herkunft letztendlich als rettende Unterstützung von Sophie ins Feld führt – eine ungemein erheiternde Begebenheit, die trotzdem nachvollziehbar und überzeugend dargestellt wird.


    Ein wunderbarer und auch seitenstarker Lesegenuss, den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte.

  • Auf diesen Roman bin ich auf Grund der Rezension hier im BT gestoßen. Da mich auch noch der Klappentext überzeugen konnte bzw. als sehr interessant heraus stellte, war das Buch ziemlich schnell auf meinen Reader :wink:

    Gelesen habe ich die Geschichte gerne, das es Frau B. Borchert schafft von der ersten Zeilen einen sofort in den Bann zu ziehen mit ihrem Schreibstil. Was sie für mich nicht schafft den Protagonisten das "richtige Leben" ein zu hauchen bzw. ihre Charaktere vollständig zu entwickeln. So verfällt Sophie immer wieder in alte Muster obwohl sie sich schon hier und da mal heraus gearbeitet hat. Ja, sie kämpft für ihren Lebenstraum und das ist auch absolut gut so, aber es gibt auch so viel Zufälle, so viele Unterstützer das mir irgendwann nur noch das Augen rollen übrig blieb. Es war einfach zu viel!!!!! in meinen Augen.
    Was mir so auch nicht gefallen hat war ein Ereignis, was unter den Tisch gekehrt wurde

    Trotzdem hätte ich es mir gewünscht, wenn auch nur als Wutausbruch gegenüber der von Anna von Mayden ( der Mama von Sophie).
    Für mich war der krönende Abschluss war letztendlich die Auflösung um die Herkunft von Paul Klüver #-o
    Entschuldigung Frau B. Borchert aber das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Sie haben die Hintergründe um das Studium von Frauen zu dieser Zeit so gut recherchiert, Sie haben so einen angenehmen Schreibstil das die Zeile nur so dahin fliegen. Das sich das Buch fast von selbst liest, aber bitte demnächst nicht mehr so viel Zufälle und die Protagonisten konsequent weiter entwickeln.

    Diesmal vergebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Sophie von Mayden, Tochter aus gutem Haus, und ihre Schwestern Marianne und Charlotte teilen das Schicksal Tausender junger Mädchen und Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Gesellschaft nimmt keine Rücksicht auf Wissbegierde, Lernwillen oder persönliche Neigungen. Junge Mädchen und Frauen sollen vor allem eines sein: hübsch anzusehen, aber unscheinbar in ihrem Auftreten, gebärfreudig, aber ohne zu genießen und, wenn möglich vermögend.


    Die Familie von der Mayden hat gleich drei Töchter, die aus dieser Weltanschauung ausbrechen. Marianne, die älteste fügt sich zuerst in die Heirat mit einem wesentlich
    älteren Mann und bricht, nach einigen Ehejahren aus.


    Doch Mittelpunkt dieses historischen Romans ist Sophie, deren größter Wunsch ist, Paläontologie zu studieren und über Dinosaurier zu forschen. Zu ihrem Leidwesen
    ist zu dieser Zeit ein Studium an Deutschlands Universitäten nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten möglich ist. Doch wozu ist ihr Vater, der selbst an Forschung interessiert ist, Sponsor und Mitglied der Senckenbergischen Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main?


    Wird sich Sophie ihren Traum auch gegen alle Widerstände erfüllen können?


    Meine Meinung:


    Dieser historische Roman spielt im Frankfurt am Main zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor der prächtigen Kulisse des Senckenberg-Museums.


    Birgit Borchert zeichnet ein Bild der gehobenen Gesellschaft, die langsam aber sicher einem Wandel unterliegt. Immer mehr Frauen wie Sophie oder ihre jüngere Schwester Charlotte,
    die unbedingt Malerin werden will, brechen aus ihren starren, ihnen zugewiesenen Rollenbildern aus. Während sich Marianne mit Alkohol betäubt und sich einem jungen Lover nimmt, beißt sich Sophie als außerordentliche Studentin durch und das Nesthäkchen Charlotte schlägt überhaupt fast radikal anmutende Wege ein. Sie legt das Korsett ab, kleidet sich in "Reformkleider" und freundet sich mit Suffragetten und Frauenrechtlerinnen an. Fast könnte einem die Mutter leidtun, aber nur fast. Alle ihre hübschen Pläne, die Töchter gewinnbringend an den Mann zu bringen, scheinen zum Scheitern verurteilt zu sein.


    Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen. Irritiert hat mich der Überbegriff „Die Senckenberg-Saga“. Kommt da noch etwas? Grundsätzlich kann ja aus dem Leben der drei Schwestern eine Trilogie werden oder eine Art Fortsetzungsgeschichte mit den Töchtern (?) von Sophie und Charlotte. Auch hätte ich mir mehr über die Forschungsarbeit in Afrika gewünscht.


    Gut gelungen ist, wie die Autorin Heerscharen von historischen Persönlichkeiten in die Geschichte rund um Sophie Einflicht. Um hier einen Überblick über das „Personal“ zu haben, gibt es ein Personenverzeichnis.


    Fazit:


    Ein gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)