Klappentext
Düster, geheimnisvoll und hoch atmosphärisch erzählt Boris Koch im Fantasy-Roman »Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen« von Irrlichtern, Schuldgefühlen und dem Monster im Moor.
Nur in den gewaltigen nebelverhangenen Schwarzmooren am Rand des Königreichs ist jener besondere Torf zu finden, der die magischen Feuer der Alchymisten nährt. Jeden Tag riskieren die Torfstecher aus der abgelegenen Stadt Nebelbruch ihr Leben für das wertvolle Gut, denn im Moor lauert der Tod in mannigfaltiger Gestalt: Ein falscher Schritt, und man versinkt in der schwarzen Tiefe oder wird von fleischfressenden Sumpfkriechern angefallen. Nachts locken Irrlichter die Unvorsichtigen und Einsamen ins Verderben, und im dunklen Herz der Schwarzmoore haust der Letzte der grausamen Drachen: der sagenumwobene Nachtwyrm.
(gekürzt)
Meine Meinung
Einen Einzelband zu finden im Fantasy Genre ist ja mittlerweile gar nicht mehr so einfach... umso mehr hab ich mich über diese Neuerscheinung gefreut, die uns in das düstere Schwarzmoor entführt, wo sich Irrlichter tummeln, um die Moorstecher auf falsche Pfade zu führen - und der sagenumwobene letzte Drache, der immer wieder Opfer fordert.
Schon der kurze Prolog stimmt sehr schön auf diese Geschichte ein - auch wenn man hier noch kaum etwas erfährt, erhascht man einen kurzen Blick auf einen zukünftigen Moment, der mich neugierig gemacht hat, wo mich der Autor hier hinführen wird!
Wir lernen Milan im Alter von 11 Jahren kennen. Seine Eltern und seine Schwester Elyn arbeiten als Torfstecher, eine gefährliche und mühselige Arbeit. Aber auch eine eingeschworene Gemeinschaft, die Stolz ist auf ihren Mut und ihren Wahlspruch: Einer für alle - alle für einen!
Milan selber muss noch in der Torfverarbeitung mithelfen, da er noch zu jung ist, um ins Moor hinauszugehen, kann den Tag seiner Moorweihe aber kaum noch erwarten.
Der Stolz seiner Eltern und die Ehre ihrer Gilde wird sehr hoch geschätzt und ist sehr bestimmend für all ihr Tun. Während die anderen auf die Torfstecher herabschauen, lassen sie sich dennoch nichts gefallen. Schließlich sind sie es, die den seltenen Nachttorf entdecken, den die Adeligen und die Alchymisten für ihre magischen Zwecke benötigen.
Ich kann "Stolz" an sich irgendwie immer etwas schwer nachvollziehen, vor allem in dieser Art. Für mich hat das Wort oftmals so einen negativen Beiklang, so als wäre jemand weniger wert, wenn er nicht viel geschafft hat und man nicht auf ihn, ja, stolz sein kann.
Und genauso klingt es dann auch bei Milans Eltern durch. Sie wollen stolz auf ihre Kinder sein, die alles so machen sollen wie es vorgeschrieben ist. Ja nicht auffallen, nicht daneben benehmen, sich nichts gefallen lassen; und dabei gerne auch mit den Fäusten verteidigen. Das Elternhaus von Milan wirkte sehr traurig auf mich, auch wenn es den Kindern an sich gut geht, so von außen betrachtet - aber es schien alles sehr oberflächlich zu sein und ohne Wärme. Also dieses typische korrekte Vorzeigebild, das in der Nähe aber viel vermissen lässt.
Als dann etwas passiert, das Milans Leben total aus der Bahn wirft, kommt genau das zum Tragen: Vorurteile und Schuldzuweisungen versagen ihm alles, worin er seine Zukunft gesehen hat. In seiner Einsamkeit muss er nicht nur gegen die anderen, sondern auch gegen sich selbst ankämpfen, bis er schließlich das verborgene Geheimnis des Moores aufdeckt.
Der Schreibstil ist hier wirklich sehr einnehmend und spiegelt perfekt die Atmosphäre. Verschlungene Moorpfade, undurchdringlicher Nebel, gefährliche Sumpflöcher und die tückischen Irrlichter, man spürt regelrecht die Gefahr, sobald man einen Schritt in das Schwarzmoor wagt.
Ein bisschen schade fand ich, dass der erste Teil sehr viel Raum eingenommen hat. Hier hätte man schon einiges kürzen können und dafür den Moment, ab dem sich alles wendet, viel mehr ausbauen sollen.
Es zog sich nicht unbedingt, aber ich hatte teilweise schon das Gefühl, das es etwas schneller vorangehen dürfte. Vor allem im Rückblick jetzt hätte ich mir da mehr Gleichgewicht gewünscht.
Besonders schön und faszinierend fand ich ja die Irrlichter. Ich finde, die haben immer einen so mystischen und leicht unheimlichen Charme, der hier auch voll ausgenutzt wurde! Die vielen Anspielungen auf ihren sagenumwobenen Hintergrund und die Auflösung schließlich haben mir sehr gut gefallen!
Wer ruhige Geschichten mag, die mit ihrer Atmosphäre punkten und dem stimmungsvollen Setting, gemischt mit magischen Komponenten, ist hier auf jeden Fall richtig
Mein Fazit: 4 Sterne
Weltenwanderer