Michael Höfler - Zeppelinträume: Bodensee im Sturm

  • »Den liebe ich, der das Unmögliche begehrt« (Goethe)

    Dieser historische Roman berichtet über jene Zeit der Zeppeline, in der man noch an den Siegeszug der Luftschiffe glaubte. Allen voran Hugo Eckener, der nach dem Tod von Graf Zeppelin im Jahr 1917 die Firma geleitet hat.


    Der Roman besteht aus mehreren Handlungssträngen, die sowohl in Deutschland als auch in Amerika spielen und umfasst die Zeit zwischen 1917 bis 1921.


    Der Diskurs Luftschiff versus Flugzeug zieht sich durch das ganz Buch, genauso wie der Konflikt Eckener und dem ehrgeizigen Konstrukteur Nikolas Ardelan, der einer geheimnisvollen Schönheit erliegt.


    Wir begegnen der Fotografin Jorina Johansson sowie dem Journalisten Fred Hoflander - beide auf der Jagd nach dem besten Bild, nach der besten Story. Beides bieten die Zeppeline diesseits und jenseits des Atlantiks. Gescheiterte Atlantik-Überquerungen und Abstürze, waghalsige Flüge und ein dem Orkan ausgelieferter Zeppelin bieten hier genügend Spektakel.


    Meine Meinung:


    Die Idee mit einem historischen Roman Hugo Eckener (1868-1954) sowie dem Zeppelin „Bodensee“ ein Denkmal zu setzen hat mir sehr gut gefallen. Autor Michael-Lothar Höfler hat viel Herzblut in diesen Roman gesteckt. Leider merkt man deutlich, dass das Buch in Eigenregie verlegt worden ist.


    Das beginnt schon beim Cover, das den Aufstieg des LZ120 Bodensee beim Aufstieg zeigt. Ob sich da nicht ein eindrucksvolleres im Zeppelin-Museum finden hätte lassen?


    Der Schreibstil ist einfach und daher lässt sich der Roman leicht lesen. Historische Fakten und Fiktion sind recht gut verknüpft. Allerdings holpert es in der Chronologie ein wenig. Wir steigen mit 2. November 1919 in den Roman ein, an jenem Tag an dem LZ120 über Spandau in Schwierigkeiten steckt und nur durch das beherzte Eingreifen von Eckener in einer Baumschule

    notlanden. Unterbrochen werden die dramatischen Szenen durch Rückblicke und Gejammer über die von den Siegermächten diktierten Verträge von Versailles. Das nimmt dem Geschehen, einen Absturz zu verhindern, die Dramatik und Spannung. Das hätte bestimmt packender erzählt werden können.


    Interessant ist, dass Eckeners Tochter Klara Grötzstein sowie ihr Schwiegervater, Hugo Eckener für den Tod ihres Ehemanns bzw. Sohns verantwortlich macht, der mit dem LZ70 über der Nordsee abgestürzt ist.


    »Deine Enkelin hat ihren Vater verloren. Deine Tochter ihren Mann. Wegen dir! Es ist dein Luftschiff!«

    Fassungslos stand Hugo da. Er schüttelte den Kopf. Bei aller Trauer ... »Klara ... es tut mir unendlich leid. Der Krieg ...«

    »Der Krieg?« Sie warf die Arme in die Luft. »Das ist deine Ausrede? Luftschiff-Fahrten sind ein ....«, sie hielt inne und spie das nächste Wort heraus:

    »Himmelfahrtskommando!« Sie verbarg ihre Augen mit beiden Händen.


    Nachdem das Buch „Luftschiffträume Teil 1“ heißt könnte es einen zweiten Band geben, der sich vielleicht mit den folgenden Jahren beschäftigt, in der die Luftschifffahrt allen Zweiflern zum Trotz gut entwickelt, bis es zur Hindenburg-Katastrophe von Lakehurst (1937) kommt. Die Luftschifffahrt wird vom NS-Regime zugunsten der Flugzeugindustrie rund Messerschmitt, Dornier oder Heinkel kaltgestellt, ist doch Hermann Göring ein Fliegerass des Ersten Weltkriegs.


    Fazit:


    Leider hat mich das Buch nicht so gefesselt, wie erwartet. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)