Bert Wagendorp - Ventoux

  • Kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag begibt sich der Journalist Bart auf eine Reise in die Vergangenheit, denn plötzlich tauchen die Freunde aus seiner Jugend wieder auf. Mit ihnen kommen die Erinnerungen an den Sommer von 1982. Damals waren sie alle in das gleiche Mädchen verliebt und hatten alle das gleiche Hobby: Rennradfahren. Dieses Hobby brachte sie zum Mont Ventoux, denn der Gigant der Provence ist ein Muss für alle Rennradenthusiasten. In jenem Sommer gab es einen tragischen Unfall, in dessen Folge die Freunde auseinanderdrifteten. Aber jetzt will Laura, in die sie damals alle verliebt waren, darüber reden, was in diesem Sommer geschehen ist- ausgerechnet am Mont Ventoux.


    Vier Männer, die sich nach dreißig Jahren wieder auf ihre Rennräder setzen, um auf einen Berg zu fahren, der sie schon als Jugendliche überfordert hat. Ein wenig klingt das nach der Geschichte einer Midlifecrisis und zu einem gewissen Teil ist es das auch. Die Freunde haben das Radfahren nie wirklich aufgegeben, besonders Bart nicht. Er hat diese Leidenschaft sogar seiner Tochter vererbt. Aber wenn Männer kurz vor der 50 es noch einmal wissen wollen, dann ist es zu einem gewissen Teil doch eine Midlifecrisis.


    Besonders wenn der Autor von dem gemeinsamen Ausfahren vor der großen Tour redet, klingt es danach. Bart und seine Freunde schenken sich nichts, jeder will den anderen beweisen, dass er die vergangenen Jahre am besten weggesteckt hat. Haben sich die Träume erfüllt, die sie in diesem Sommer hatten?


    Aber neben dem großspurigen Gehabe gibt es auch einen anderen Unterton. Der Erzähler springt zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her und baut so eine Brücke. Vieles von dem, was jetzt passiert, hat seinen Ursprung in der Vergangenheit, vielleicht sogar mehr, als sich die Protagonisten bewusst sind. Diese Rückblicke haben nichts von dem Ton der Erzählung aus der Gegenwart, sie sind sensibel und wehmütig. Langsam wird deutlich, was damals passiert ist und wie weit die Folgen der damaligen Ereignisse in die Gegenwart reichen.


    Das Buch erzählt eine andere Geschichte, als ich erwartet habe. Aber das bedeutet nicht, dass sie mir nicht weniger gefallen hat.

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