Ich bin ein großer Fan von
Spielbüchern, in denen man selbst Entscheidungen treffen kann.
Mittlerweile gibt es eine relativ große Auswahl mit verschiedenen
Settings, aber dies war tatsächlich eines der ersten, dass explizit
für zwei Personen konzipiert ist. Da mein Mann und ich gern mit
Freunden das Kartenspiel „Die Crew“ spielen, konnte ich es kaum
erwarten mit ihm dieses Buch durchzuspielen. Leider konnte es uns
nicht ganz überzeugen.
Aber zuerst zum positiven: Es handelt
sich eigentlich um zwei Bücher, damit man problemlos zu zweit lesen
(bzw. vorlesen kann). Die Cover sind schön gestaltet und ergeben ein
großes Bild, wenn man sie nebeneinander stellt. Die Regeln sind
schnell gelesen, hier ist alles wirklich sehr einfach gehalten. Für
das Solospiel gibt es natürlich auch eine Erklärung.
Die beiden eher dünnen Bücher sind
jeweils aus der Perspektive von der weiblichen Cim und dem männlichen
Prosper geschrieben. Für uns als Pärchen super, für eine andere
Konstellation wird es vielleicht ein wenig weird. Ohne zu spoilern,
aber so ganz kann ich mir eine Teenager-Mutter-Kombination beim Lesen
jetzt nicht vorstellen.
Was mich bei anderen Spielbüchern
manchmal stört ist, dass die einzelnen Absätze sehr kurz sind. So
muss man sehr viel blättern, was nach einiger Zeit nervt. Das ist
bei „Die Crew“ anders gelöst, hier sind die zu lesenden
Abschnitte eher lang. So baut sich eine richtige Story auf und man
lernt die einzelnen Charaktere besser kennen. Diese sind allerdings
eher ein wenig flach, aber das ist vermutlich auch gar nicht der
Anspruch des Buches.
Auch eine physikalisch richtige
Darstellung der Astrodynamik darf hier nicht erwartet werden. Aus
dramaturgischen Gründen werden Slingshots hier auch mal spontan
verändert. Fachvokabular ist zwar vorhanden, theoretische
Erklärungen finden sich aber glücklicherweise nicht.
Wie in allen Spielbüchern kann man
auch hier scheitern und das wird sicherlich auch ein paar Mal
passieren. Hier kommt man aber ganz schnell zurück zur letzten
Entscheidung und muss nicht von vorn anfangen. An zwei Stellen wurden
wir allerdings fehlgeleitet und die Verweise waren definitiv falsch.
Das ist – gerade bei so vergleichsweise dünnen – Büchern
wirklich ärgerlich.
Die eher seichte Story eignet sich gut
für Young Adult Leser:innen, im Spiel zu zweit muss aber recht viel
vorgelesen werden. Das ist für einige vermutlich nicht so einfach zu
bewältigen, schließlich soll es dem Zuhörer oder der Zuhörerin
auch gefallen. Die in grau gedruckten Texte sind dabei nicht ganz
gleich so, dass das Mitlesen leider nicht funktioniert. Das hatte ich
mir laut der Beschreibung zwar anders vorgestellt, uns hat es aber
nicht gestört.
Insgesamt ein sehr schöner Ansatz, das
Spielbuch für zwei Personen erlebbar zu machen. Die Entscheidungen
trifft allerdings nur eine Person, Interaktion gibt es nicht. Das
gegenseitige Vorlesen ist manchmal recht lang und könnte auch anders
gelöst werden. Ich hätte mich zum Beispiel über verschiedene
Informationen in den Büchern gefreut, die dann einen Austausch nötig
gemacht hätten. Da man allerdings auch mit nur einem Buch die
Geschichte solo durchspielen kann, doppelt sich quasi alles. Dieser
Kompromiss tut dem ganzen nicht gut, wer allein spielen möchte kann
lieber zu einem anderen Buch greifen. Und wer zu zweit ist, findet
hier eben auch nicht das optimale Spielerlebnis.