Thomas Hürlimann - Der rote Diamant

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Auch wenn mich die Handlung nicht sehr ansprach, so muss ich doch das handwerkliche Können des Autors hier bewerten.
  • „Der rote Diamant“ von Thomas Hürlimann ist mein erster Roman von diesem bekannten deutschen Autor. Auch wenn mir die erzählte Geschichte über die Suche nach dem Habsburger Juwel, zwischen Geschichtsunterricht über das Herrscherhaus und das Schulleben im erzkatholischen Internat, nicht wirklich begeistern konnte, so ist doch das literarische Können hervorzuheben.


    Es geht um einen Diamanten, der zu den Juwelen der Habsburger gehörte und in Maria Schnee, einer Benediktinerabtei in der Schweiz, versteckt sein sollte. Dieser Edelstein sollte einst die Rückkehr Kaiser Karls auf den Thron sichern, doch wir wissen heute, dass das nicht geklappt hat. In den 60ger Jahren will eine Gruppe von Klosterschülern versuchen, den verschwundenen Diamanten wiederzufinden.


    Der Roman mit autobiographischen Zügen erzählt über eine Zeit, die längst vergessen scheint. Der Schulalltag macht Schülern und Lehrern zu schaffen, religiöse Rituale und alljährlich wiederkehrende Ereignisse zeugen von einem schwer erträglichen Leben hinter den dicken Klostermauern. Die Suche nach dem roten Diamanten bringt Abwechslung in die Tristesse und läutet den Verfall einer erzkatholischen Realität ein.


    "Vom Glauben jedoch war ich abgefallen, wie die meisten unserer Klasse. Abgestumpft durch den täglichen Messbesuch, die heruntergeleierten Pflichtbeichten oder die uninspirierten Predigten, die uns die Neuerungen des Vatikanischen Konzils schmackhaft machen sollten, waren wir Vasen tatsächlich hohl geworden, Urnen mit einem Aschenrest, unserem Kinderglauben, an den man sich ab und zu mit einem leisen Heimweh erinnerte - wie man sich an die Kirmes erinnerte, die irgendwo in der Tiefe der Jahre mit einem leer sich drehenden Karussell eine verstimmte Orgel scheppern ließ."