ZitatManche Winter beginnen mit Sonnenschein. Dieser begann an einem strahlenden Tag Anfang September, eine Woche vor meinem vierzigsten Geburtstag.
Was als eine fröhliche Party mit Freunden beginnt, endet fast in einer Katastrophe. Katherines Mann fühlt sich nicht wohl. Daraus wird ein wochenlanger Krankenhausaufenthalt in dessen Verlauf sie mehrmals fürchten musste, ihn zu verlieren. Als es ihm wieder besser geht, er nach Hause kommt und die Familie ihr Leben wieder aufnehmen kann, wird Katherine krank. Aber ihre Krankheit äußert sich anders als die ihres Mannes. War bei ihm der Körper krank, ist es bei ihr die Seele.
"Wenn das Leben innehält..." kann man danach nicht einfach so weitermachen, als ob nur kurz die Pausentaste gedrückt worden wäre. Vielmehr muss man sich neu ausrichten und auch gegenseitig neu kennenlernen. Das ist etwas, was Katherine nicht begreifen kann. Nachdem ihr Mann wieder gesund ist, sollte es doch wieder so werden wie früher. Aber das wird es nicht. Und sie kämpft dagegen an. Sie kocht und backt und will fast schon mit Gewalt ein Nest für sich und die Menschen schaffen, die sie liebt.
Schon als ihr Mann an dem Tag am Strand krank geworden ist, konnte ich ihr Verhalten nicht verstehen. Sie ignoriert sein Leiden so lange, bis ein Freund ihr nachdrücklich sagen muss, dass es jetzt Zeit ist, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Betrachtet man nur diese Szene, wirkt Katherine vielleicht überfordert. Wenn man das Buch liest, versteht man sie. Katherine lebt am Limit. Sie steht so unter Stress, dass jedes kleine bisschen mehr ihr zerbrechliches Gefüge zum Einstürzen bringt. Das weiß sie auch und deshalb versucht sie, das Unvermeidliche so lange wie möglich aufzuschieben. Katherine wird lange krank geschrieben. Ihre Arbeit ist etwas, was wie ein bedrohlicher Schatten vor ihr aufragt und da sie nicht bewältigen kann. Ihre Krankheit dauert viel länger als die ihres Mannes.
Beim Lesen habe ich den Eindruck gewonnen, dass Katherine eine Suchende ist. Sie reist weit, unterhält sich mit Freunden und Fremden und begreift doch nicht, dass sie das was sie sucht schon lange gefunden hat. Vielmehr sieht sie sich wie eine Beobachterin. Nur manchmal erkennt sie rückblickend, dass sie eigentlich schon da war, wo sie hinwollte. Aber man kann keinen Moment wiederholen.
Mein Fazit
Auf mich wirkt Katherine May wie jemand, der von einer schweren Last niedergedrückt ist. Auch das Erzählen fällt ihr schwer. Das macht die Lektüre zäh, aber gibt auch einen guten Einblick in das Seelenleben einer Frau, die immer so wirkt als ob sie jemand anderes oder zumindest an einem anderen Ort ihres Lebens sein will.