Charles Dickens - Little Dorrit (ab 02.01.2022)

  • Ich hab gestern Abend Kapitel 3 gelesen. Da Bekommt man richtig gute Kaube bei den Beschreibungen....



    Nicht.



    :totlach:


    War das Thema Pest damals noch so aktuell? Das wird ja immer wieder erwähnt.

    Neulich hab ich gelesen wir haben momentan weltweit immernoch über 100 Pesttote in einem Jahr.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • War das Thema Pest damals noch so aktuell?

    Ich weiß da nicht so viel drüber, nur ein bisschen, aber das hilft Dir vielleicht weiter.


    Die Pest ist immer noch nicht ausgestorben, aber sie tritt nicht mehr als Pandemie auf, sondern ist endemisch geworden. Da hoffen wir bei Corona ja auch drauf.


    In Europa hatten wir die großen schrecklichen Pestwellen im 14. Jahrhundert. Danach gab es immer wieder Ausbrüche, aber wie gesagt: endemisch. Im 17. Jahrhundert gab es z. B. eine große Welle in England, und auch im 18. Jahrhundert liefen größere Pestwellen durchs Europa. Im Mittelalter wusste man auch, wo sie herkam: Ostrom bzw. Konstantinopel, das man "das Königreich der Ratten" nannte,

    Heute sind meines Wissens nach die Herde Indien - China, grob dieser Bereich.


    Die Pest ist also, was das Buch angeht, durchaus noch eine Gefahr, erst recht in einer Stadt wie Marseille, in der die ganze Welt zusammenkommt.

    Ich habe nicht gewusst, dass die Marseiller da so rigoros mit Quarantäne vorgehen! Ist ja fast wie heute in China, wo Du auch in Quarantänehotels gesteckt und streng separiert wirst!


    Viel Spaß beim Weiterlesen!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Studentine und ich hatten zwischendrin überlegt, ob Euch das Pensum zu viel sein könnte, da Ihr alle auf einmal so still wart. Daher hatten wir überlegt, ob wir auf

    5 Kapitel pro Woche = 14 Wochen Lesezeit (bis Ostern) oder
    7 Kapitel pro Woche = 10 Wochen Lesezeit

    taliesin und Pinguinchen Was sagt Ihr denn dazu, so nach zwei Wochen mit zwei großen MLR parallel? Das anfänglich angedachte Pensum von ca. 120 Seiten ist offensichtlich zu groß, denn wir sind grade bei Kapitel 6 nach zwei Wochen. Was würdet Ihr denn bevorzugen, um gut in beiden Runden mitzukommen?


    War das Thema Pest damals noch so aktuell? Das wird ja immer wieder erwähnt.

    Die Pest als Krankheit wohl nicht mehr so sehr, aber sie steht wohl als Symbol für die noch immer grassierenden Seuchen wie Ruhr und ganz besonders Cholera, die immer häufiger in schlimmsten Ausmaßen durch die Metropolen der Welt fuhr. London selbst hatte, kurz bevor Dickens dieses Buch schrieb, einige heftige Choleraausbrüche durchstehen müssen. Und sie steht ja bis heute als Synonym für schier unerträgliche Umstände, ob nun biologisch oder ethisch oder wie auch immer.


    Ich habe nicht gewusst, dass die Marseiller da so rigoros mit Quarantäne vorgehen! Ist ja fast wie heute in China, wo Du auch in Quarantänehotels gesteckt und streng separiert wirst!

    Das war mir so auch nicht bewusst, aber es zeugt von gesunder Vorsicht. Immerhin hatte man verstanden, dass vielfach die Schiffe aus dem Osten die Seuche mit sich brachten, auch wenn man noch nichts über den Erreger per se wusste.

    Ja, das ist grad wirklich brandaktuell - hätte ich auch nicht gedacht als ich das Buch für unsere Runde vorgeschlagen habe O:-)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Hoffentlich habe ich mich nicht zu harsch und unverbindlich geäußert

    Ach was, überhaupt nicht. Ich finde es erfrischend, wenn jemand Klartext redet und du hast es ja einleuchtend begründet. Immer wieder interessant, wie bestimmte Personen oder Situationen von verschiedenen Lesern ganz unterschiedlich wahrgenommen werden - das finde ich immer so toll an den MLR. :drunken:


    Ich bin mittlerweile in der Mitte von Kapitel 9, will aber gar nicht zu weit vorpreschen, weil der Austausch zu den Kapiteln echt Spaß macht. Sag Bescheid, Pinguinchen, wenn du aufgeholt hast.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Was würdet Ihr denn bevorzugen, um gut in beiden Runden mitzukommen?

    Auf jeden Fall die 5 Kapitel Variante. Zwei MLR zu zwei sehr interessanten, aber auch

    zeitaufwändigen Büchern, brauchen auch etwas Muße. Ich fange bei Dickens schon an

    Dinge zu überlesen, die wichtig für die Geschichte sein könnten.

    Also, ich würde eine gemütliche Vorgehensweise bevorzugen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Immer wieder interessant, wie bestimmte Personen oder Situationen von verschiedenen Lesern ganz unterschiedlich wahrgenommen werden - das finde ich immer so toll an den MLR. :drunken:

    Ja, ich liebe das auch. :D

    Übrigens fand ich grad Kapitel 7 mega-interessant und aufschlussreich :lechz:

    Ich fange bei Dickens schon an Dinge zu überlesen, die wichtig für die Geschichte sein könnten.

    Das wäre echt schade, das sollte nicht sein

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • da der Dickens mich noch nicht fesselt.

    An Dickens muss man anfangs dran bleiben, damit er einen einsaugt. Er stellt einem immer erstmal viele Personen und Handlungsstränge vor, die er dann kunstvoll verbandelt und verknotet. :wink: Ist "Krieg und Frieden" für Dich einfacher?


    Auf jeden Fall die 5 Kapitel Variante. Zwei MLR zu zwei sehr interessanten, aber auch

    zeitaufwändigen Büchern, brauchen auch etwas Muße.

    Da drawe sich uns anschließt und wir anderen flexibel sind, machen wir das doch so. Dann kannst du genussvoll in beiden Runden lesen. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Bis Kapitel 6


    Also diese ganze Gefängsbisvatersache hab ich eher als Status verstanden. Der schliesser war der Vater weil er am längsten oder war. Dann war dorrits papa am längsten dort und hat diesen Status übernommen. Es scheint ja dort auch eh eine Rangfolge zu geben. Mich erinnert das alles bissl an die Mafia. :loool:

    Squirrel das was du zuletzt dazu geschrieben hast kannst du den englischen Teil mal zusammen fassen?


    Ich find de Papa auch ganz nett, aber das er sich ans Tor stellt wie sonst wer fand ich auch etwas eigenartig. Das mit den Kupfermünzen hab ich erst nach eurer Erklärung verstanden. Sehr seltsam das ganze.


    Die Uhr hatte ich schon wieder vergessen. :lol:

    Ich erinnere mich so, das Dorrit in der Tpr stand als Arthur sie das erste mal bemerkte.

    Alles sehr seltsam mit der jungen Frau und das da immer Mädchen stand hab ich auch nicht verstanden sie ist 22 da ist sie wohl kaum ein Mädchen. Aber ich stolpere bei meinem Buch über ein paar komische Dinge. Bisher würde ich die Ausgabe nicht unbedingt weiter empfehlen.

    Wird sie in euren Übersetzungen auch als Mädchen bezeichnet?


    Bin jetzt etwas besser drin und auch interessiert wie es weiter geht.


    Wie findet ihr denn jetzt Arthur? Ich mag ihn...


    Das mit der vereitelten Ehe Hab ich auch erst nicht so richtig kapiert. Da hatte ja die Mutter ihre Finger im Spiel.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Das mit der vereitelten Ehe Hab ich auch erst nicht so richtig kapiert. Da hatte ja die Mutter ihre Finger im Spiel.

    Die Mutter wird überzeichnet: sie ist durch und durch ein Drachen.

    Wenn ich mich richtig erinnere, ging es um Geld? Die Braut hatte nicht genug Vermögen?


    Da liegt die Spekulation auf der Hand, dass sie nun mehr Vermögen hat als die heruntergewirtschaftete Familie Clennam in ihrem Totenhaus und dass sie irgendwie auch was mit der Geschichte zu tun haben wird.


    Da bin ich auch noch nicht viel weiter als hier.

    "Krieg und Frieden" ist aber echt ein gewaltiges Vorhaben, Respekt...! Ein echtes Epos!

    Wieviele Jahre habt ihr für die Lektüre eingeplant :wink: ?

    Wie findet ihr denn jetzt Arthur? Ich mag ihn...

    Sogar mir geht es wie Dir, man muss ihn mögen, und ich frage mich wieder, wie Dickens es schafft, diese Sympathien in seinem Leser hervorzurufen.

    machen wir das doch so.

    Also diese Woche Kapitel 7 - 11?

    Ich finde es erfrischend, wenn jemand Klartext redet

    Danke, das beruhigt mich :winken: .

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Also diese ganze Gefängsbisvatersache hab ich eher als Status verstanden.

    So verstehe ich das auch. In dem englischen Zitat von mir geht es um die Stelle, in der der Schließer krank im Lehnstuhl sitzt und manchmal zu schwach ist, um seiner Arbeit nachzugehen. Da hat Dorrit dann für ihn die Schließarbeit übernommen. Der Schließer setzt diese Statussache mit den Worten in Gang: "Wir beide sind die ältesten hier und wenn ich sterbe, dann bist Du der Vater von Marshalsea" - am nächsten Tag stirbt er und die Insassen übernehmen diesen Vaterspruch - ab da ist Dorrit also der Vater von Marshalsea, einfach weil er der Älteste ist. :wink:

    Sogar mir geht es wie Dir, man muss ihn mögen, und ich frage mich wieder, wie Dickens es schafft, diese Sympathien in seinem Leser hervorzurufen.

    Weil Dickens es schafft, die Menschen in feinster Sprache in allen Schattierungen zu zeichnen - Dorrits Handlungen sind vielleicht nicht die besten, aber Dickens schreibt ihn auf eine Art, dass jeder um den zutiefst guten Charakter dieses Mannes weiß. Was immer er tut und wenn wir das auch nicht gutheißen was er tut, er macht es nie in der böswilligen Absicht jemandem zu schaden.


    Alles sehr seltsam mit der jungen Frau und das da immer Mädchen stand hab ich auch nicht verstanden sie ist 22 da ist sie wohl kaum ein Mädchen. Aber ich stolpere bei meinem Buch über ein paar komische Dinge. Bisher würde ich die Ausgabe nicht unbedingt weiter empfehlen.

    Wird sie in euren Übersetzungen auch als Mädchen bezeichnet?

    Was für komische Dinge? Vielleicht stehen sie bei uns ja auch drin und es liegt nicht an der Ausgabe? Oder es liegt an der Ausgabe und wir können helfen, das gerade zu richten.


    Die junge Frau wird bis hier auch immer als Mädchen gezeichnet (das Alter hat mich auch überrascht), was wohl hauptsächlich an der winzigen Statur liegt. Kapitel 7 sorgt da für Klarheit. :)

    Also diese Woche Kapitel 7 - 11?

    Ja :) und ich mach dann mal den Anfang mit Kapitel 7, denn das bietet gute Einblicke - wir lernen Little Dorrit richtig kennen.


    Kapitel 7


    Little Dorrit bekommt einen Namen, sie heißt Amy. Und sie bekommt Charakter und Gesicht, wobei sich etliche unserer Spekulationen bestätigen. Schon das kleine Kind, adoptiert von allen Insassen und mit dem Schließer als Paten, fühlt unbewusst, dass der Vater nicht belastbar und völlig überfordert ist. Sie schließt sich stark dem Paten an, der sich verblüffend rührend um die Kleine sorgt. Mit 8 Jahren muss sie dann quasi über Nacht erwachsen werden - ihre Mutter stirbt und das kleine Kind übernimmt sukzessive die Mutterrolle für ihren Vater und die älteren Geschwister. So wächst sie auf mit der Überzeugung und in der Erkenntnis, alles für alle richten zu müssen, da niemand der restlichen Familie in der Lage scheint, Verantwortung übernehmen zu können.

    Wobei "wachsen" offensichtlich auf den seelisch-moralischen und praktischen Teil bezogen ist, denn körperlich bleibt sie weit hinter dem Normalen zurück. Das interpretiere ich als Folge von chronischer Unterernährung, wie Amy es ganz sicher erleben musste. Insofern ist "Little Dorrit" ein zweideutiger Titel. :shock:

    Amy ist zielstrebig und fleißig in all ihren Unternehmungen und zumindest hat sie auch Erfolg bei ihrer Schwester. Ihr Bruder dagegen kommt sehr nach dem Vater - er ist lebensuntüchtig, aber auf eine andere, negativere Art: er will einfach nicht arbeiten, lässt sich lieber treiben und von der Schwester mit versorgen, denn das ist viel angenehmer für ihn als für sich selbst gerade zu stehen. Sein Werdegang ist damit vorgezeichnet und am Ende ist er endgültig wieder in Marshalsea, dieses Mal aus eigener Schuld.

    Für sich selbst sorgt Amy insofern, dass sie für ihre eigene Ausbildung genauso sorgt wie für die der Schwester. Sie sieht zu, dass sie in allem was wichtig ist von allen, die verfügbar sind, lernt und so weit über ihr Alter hinaus selbständig wird. Und bei allem was sie tut, schützt sie den lebensuntüchtigen Vater, hält seine Illusionen am Leben um ihn nicht zu zerstören.


    Vater Dorrit, Father of Marshalsea: ein Charakter, über den sich streiten lässt. Ich empfinde ihn als weichherzigen, gutmütigen, lebensuntüchtigen Menschen, der allein im Leben untergehen würde bzw. ja bereits untergegangen ist. Dabei hat er vordergründig ein anderes Bild von sich, doch tief im Inneren scheint er um seine Unfähigkeit zu wissen, diese aber zu verdrängen um nicht daran zu zerbrechen. Auch seine Tochter hat das erkannt, weshalb sie alles tut, um den Schein aufrechtzuerhalten.

    Ich spekuliere mal, dass er völlig unbedarft in irgendeine schiefe Sache gezogen wurde, ausgenutzt von jemandem, der ihn durchschaut und benutzt hat. So ist er mit der Familie in Marshalsea gelandet - eine Situation, die Dickens als Kind ja selbst erlebt hat und die er hier bestimmt mit in die Geschichte geschrieben hat. Nur dass jetzt Amy in "seiner Haut" steckt und die Familie über Wasser hält.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ja :)

    Warum schreibst du dann Dorrit? Dorrit ist doch das Kind? Bin ich jetzt total doof? :scratch: :totlach:

    Dorrit ist der Familienname (kein Vorname) und Little Dorrit heißt eigentlich Amy Dorrit :wink: Das ist wie wenn wir hier jemanden als "der kleine Schmidt" rufen würden.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Oh man ok das hab ich überhaupt nicht gerafft.

    Das wird auch erst richtig deutlich in Kapitel 7, als Amy endlich mit ihrem richtigen Vornamen genannt wird. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Alles sehr seltsam mit der jungen Frau und das da immer Mädchen stand hab ich auch nicht verstanden sie ist 22 da ist sie wohl kaum ein Mädchen.

    Oh da hast du ja gut aufgeholt. :thumleft: Ich war auch erstaunt, dass sie schon 22 ist, hatte ich doch eher bei dem Namen Little Dorrit mit einem Kind gerechnet. Aber weil sie so zart gebaut und so unheimlich still, zurückhaltend und schüchtern ist, irritiert mich die Bezeichnung Mädchen eher nicht.

    Das interpretiere ich als Folge von chronischer Unterernährung, wie Amy es ganz sicher erleben musste. Insofern ist "Little Dorrit" ein zweideutiger Titel.

    Stimmt, guter Gedanke. :thumleft:

    Wie findet ihr denn jetzt Arthur? Ich mag ihn...

    Ich mag ihn von Kapitel zu Kapitel mehr. :lol:

    "Krieg und Frieden" ist aber echt ein gewaltiges Vorhaben, Respekt...!

    Finde ich auch. :thumleft: Vor allem parallel zur Dickens-MLR :shock: , ist ja doch beides recht anspruchsvoll.

    Schon das kleine Kind, adoptiert von allen Insassen und mit dem Schließer als Paten

    Diese etwas andere Familie aus allen Insassen, die sie adoptiert haben, erinnert mich an die Zirkusgemeinschaft in "Harte Zeiten", die auch so ein zusammengewürfelter Haufen war und wo sich jeder um jeden gekümmert hat.

    das kleine Kind übernimmt sukzessive die Mutterrolle für ihren Vater und die älteren Geschwister. So wächst sie auf mit der Überzeugung und in der Erkenntnis, alles für alle richten zu müssen, da niemand der restlichen Familie in der Lage scheint, Verantwortung übernehmen zu können.

    Eigentlich erstaunlich, dass so ein kleines Mädchen so früh zu dieser Erkenntnis kommt. Ich habe mich beim Lesen irgendwann gefragt, wann denn ihr Vater sich um ihre Bildung kümmern wird und war ganz überrascht, dass sie mit 13 Jahren lesen und rechnen konnte, weil sie heimlich in eine Abendschule gegangen ist. Kam sie von ganz allein auf diese Idee? :-k Denn eine richtige Vorbildfigur hatte sie ja nicht. Schrecklich, dass das Kind ohne Anleitung oder Fürsorge durch den Vater für sich und ihre Geschwister sorgen muss.

    Ihr Bruder dagegen kommt sehr nach dem Vater - er ist lebensuntüchtig, aber auf eine andere, negativere Art: er will einfach nicht arbeiten, lässt sich lieber treiben und von der Schwester mit versorgen, denn das ist viel angenehmer für ihn als für sich selbst gerade zu stehen.

    Der Bruder ist wirklich so unpraktisch, faul und verantwortungslos. Ich hatte das Gefühl, dass er Angst vor der Welt draußen hat und sich nur innerhalb des Marshallgefängnisses sicher und heimisch fühlt, weswegen es ihn immer wieder dorthin zurückzog. Und ja, dort war es für ihn auch bedeutend bequemer.


    Traurig fand ich auch die Figur des Onkels, auf den sich das Unglück des Bruders auch erstreckt. Wobei das natürlich kein Grund ist, sich nicht zu waschen. :loool: Aber immerhin hatte ich das Gefühl, dass er auf die Schwester aufpasst.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six