Wieder das übliche Männer-System ... 🙄 aber realistisch in einem bildgewandten Setting umgesetzt 🥰
Bewertung:
Die Erzählung basiert auf die Ich-Erzählform von Nor. Sehr einseitig zwar, aber mich hat das hier nicht besonders gestört. Ich denke, ich war zu abgelenkt mit den vielen Fehlern im Verlauf. Gelungen finde ich die tollen Namen, wirklich was besonderes. 👍
Wieder das typische Männersystem! 🙄 Steckt so tief in uns drin ... So einfallslos, immer wieder dasselbe System, das von Männern regiert wird und die Frauen sich dem zu beugen haben. Das wird von der Autorin sehr realistisch umgesetzte:
Sie hatte uns immer ermahnt, uns feminin zu geben, den Blick zu senken und zur Seite zu sehen, wenn man uns Komplimente machte, stets darauf zu achten, dass unsere Kleidung gut geschnitten und schmeichelnd, aber nie zu eng war. (Seite 85)
Ich hätte mir mal etwas anderes gewünscht, aber es ist nun mal so, dass unsere Gesellschaft sich in Büchern wiederfindet. Das können wir ja stetig lesen. Uns fehlt der Mut auszubrechen, auch fiktiv in Romanen. 😣 Positiv möchte ich aber erwähnen, dass die Autorin Nor so reflektiert geschrieben hat, dass sie die Leser zum Nachdenken über solch ein System, das wir gemein haben, anregt.
Das Setting finde ich super! Es kommt auch richtig die 🌊 meerische Atmosphäre rüber! Ich hatte ja beim Anblick des Buches die Befürchtung, es handle sich um Meerjungfrauen oder einer Unterwasserwelt etc. Deshalb hatte ich das Buch auch eine Zeit lang auf meiner "Vielleicht"-Liste, aber im Buchhandel habe ich es mir dann genauer angesehen und es dann gekauft. Das Setting stimmt total mit der Aufmachung des Buches, inklusive Karte überein. Was ich mir allerdings gar nicht vorstellen konnte, war dieser ⛰️ Berg vor dem 🏰 Schloss. Richtig merkwürdig, sie müssen da alle klettern, um ins Schloss zu gelangen. ich habe das nicht richtig verstanden, es steht nur, sie klettern ... Merkwürdig. Ich habe mir immer einen Berg vorgestellt, wo sie wie Wanderer klettern, und das ohne Ausrüstung. Total komisch, ich bin damit nicht klargekommen. Hier hat mir eine detailliertere Beschreibung gefehlt und Informationen. Die Autorin hat den Berg und das komische Klettern so hingeschrieben, als sei das normal und überall in anderen Büchern zu finden. Nicht des Schreibens wert, sozusagen. Ansonsten hatte ich keine Schwierigkeiten, die Erzählung in Bildern in meinem Kopf umzuwandeln.
Schön finde ich - ebenfalls zum Setting und der Atmosphäre - Kulturgeschichte der Reiche, besonders ausführlich bei Ilara und Varenia. Hierauf beziehen sich aber auch zwei Fehler im Laufe des Verlaufs, die sich nicht nachvollziehen lassen. Mehr dazu unten.
Normalerweise ist der Vorlauf der eigentlichen Geschichte in solchen Werken kurz gehalten. Hier vergeht aber ein ganzes Drittel, bis Nor endlich mal auf dem Weg zum Hof des Königs ist. Das erste Drittel bezieht sich auf ihr Zuhause, das Leben dort und auf die Vorbereitung zur Reise. Ich war überrascht, dass es so lange gedauert hat und dadurch auch etwas in Sorge, dass das Buch endet, bevor am Hof überhaupt etwas passiert. Dem ist zum Glück nicht so. Es hat mir auch nichts ausgemacht, erst ein langes Vorspiel, die Welt von Nor, zu lesen. Ist halt nur ungewöhnlich.
Nor und Zadies Mutter ist ein Albtraum. 👹 Sie benutzt ihre Kinder für ihre eigenen Wünsche von damals, die ihr nicht erfüllt wurden. Das projiziert sie auf die Mädchen. Dazu kommt, dass sie Nor seit ihrer Narbe weniger liebt als vorher. Das ist nicht meine Meinung, das steht im Buch drin! Und ihr Treiben stellt sie natürlich unter den Deckmantel der Fürsorge - das kenne ich zu gut. Dabei geht es nur um die eigenen Wünsche und Ziele und nicht darum, was die anderen wollen oder ob es das Beste für alle ist. Diese Frau hat mich sehr wütend gemacht, wie alle solche Menschen es tut. Wer mehr darüber erfahren möchte, liest das in meiner Lese-Chronik (Link am Schluß). Das ist harter Tobak, was die sich alles erlaubt. Da fehlen mir zum Teil die Worte. 🤐 Ich bin selbst schon solchen Menschen ausgesetzt gewesen, nur ging es um andere Sachen als Schönheit oder Königin werden. Sehr belastend und krankmachend. Hier bin ich froh, dass Nor ihrer Mutter auch einmal den Spiegel vorhält. Das finde ich sehr gut, dass die Autorin da mal den Kessel knallen lässt. 👏
Talin und Ceren sind auch ein 08/15-Charakter. Talin ist gutmütig und das totale Gegenteil von Ceren. Die Autorin hat ihn zunächst als mysteriösen, geheimnisvollen, anziehenden Mann beschrieben ... 🥱 Ceren ist eher grausam und nur auf sein Wohl bedacht. 🥱 Ich fand es einfach nur langweilig und total einfallslos. Immer dasselbe Schema! Bei Talin kommt noch hinzu, dass er Nor immer wieder mit seinem Verhalten in Gefahr bringt, Ceren provoziert. das kam bei mir auch nicht gut an. Ich möchte die ganzen Nebencharaktere nicht aufführen, damit noch was Spannung bleibt. Mich überrascht - nach lesen der ganzen Rezensionen -, dass meine Lese-Kumpanen nichts zu ihnen geschrieben haben. Normalerweise quillen die Rezis immer über vor lauter Spoiler und ausführlichen Charakter-Beschreibungen. Ich habe auch speziell auf eine Verbindung verzichtet, die die bisher in keiner Rezi Erwähnung findet. Ich hoffe, das bleibt so, damit den zukünftigen Leserinnen noch etwas Spannung gegönnt wird.
Auch die Beziehungen der Beiden zu Nor ist leider wie der Rest spannungslos und nicht überraschend. Das habe ich aber bei den 08/15-Klappentexten auch nicht erwartet.
Neben dem logischen Denkfehler: Nor hofft, den Botschafter aus dem Königreich niemals wiederzusehen. Er weiß ja, wer Nor und Zadie sind. Mich hat das stutzig gemacht, denn ich nahm an, er würde mit ihr zurückreisen ... 🤔 da macht sich kurioserweise niemand Gedanken darum, denkt gar nicht an die Möglichkeit, dass er mit ihr reisen könnte. Weder die Familien, noch der Rat ... keiner. Und ich saß hier und schüttelte nur den Kopf. -kommt hier ein großer Erzählfehler vor, der sich wirklich durch die ganze Geschichte zieht, ab dem Zeitpunkt, wo er auftaucht. 😒 Ab Seite 180 erzählt und denkt Nor ständig, dass sie aufpassen muss, dass der Botschafter sie nicht erkennt. Und falls er sie erkenne, es sich nicht anmerken ließe. Ich hatte nur HÄ's???? im Kopf! Er war doch zuvor bei ihnen, den Familien und hat alle kennengelernt! Wie sollte er sie nicht wiedererkennen?? Das hat mich ab Seite 180 ständig begleitet, es wiederholte sich laufend und die Geschichte baut sich zum Teil darauf auf. Ein grundsätzlicher Fehler! Selbst der Denkfehler beruht ja auf dasselbe. Das empfand ich aber wirklich als sehr einschneidend. Die restlichen 295 Seiten Verlauf mit diesem Fehler zu lesen. Ich habe immer gedacht "Was redet/denkt sie da??? Das stimmt doch nicht! Das ist falsch!" Ich verstehe auch nicht, warum der Botschafter sie nicht wiedererkennt ... total unlogisch! Es ist ein Unterschied, ob man in einer Szene einen Fehler einschreibt, oder einen, auf dem sich der Verlauf aufbaut. Dann stimmt nämlich die ganze Geschichte nicht richtig. Eine große Einschränkung. 😭 Und natürlich hat das keiner meiner Lese-Kumpanen erwähnt, ich bin oft die Einzige oder in der Minderheit, die solche Fehler anmerkt. In diesem Fall kann ich es absolut nicht nachvollziehen, da es sich ja um einen grundsätzlichen Verlaufsfehler handelt, der in die ganze Geschichte mitherrscht. *kopfschüttel*
Am Ende der Geschichte überschlagen sich Erkenntnisse, und nicht alle sind für den Leser nachzuvollziehen. Einige kommen aus dem Nichts und ich hatte nur Fragezeichen im Kopf. Dafür, dass die Autoren nicht genau wusste, ob sie einen zweiten Band dazu schreibt, hat sie die Geschichte recht offen enden lassen. Das wäre für mich frustrierend, wenn das ein Einzelband wäre. Aber es wird Band 2 geben, aber wann ... ?? Das erfährt man nirgendwo, auch nicht auf der Verlagsseite. Sowas nervt mich. Keine Informationen an den Leser - passiert so oft. Wer englische Bücher lesen kann, hat hier mal wieder einen Vorteil. Der zweite Band ist längst im Original erscheinen und auch hier günstig zu kaufen. Für alle anderen heißt es beten. 🙏
Fazit:
Ich denke, ich muss hier nichts wiederholen, ich habe meine Beweggründe ausführlich dargelegt. Insgesamt sehr vorhersehbar und so gut wie keine Überraschungen, aber es wird dennoch nie langweilig.
Ich hätte sehr gerne 5 Sterne vergeben, weil das Setting, die Atmosphäre und auch das langweilige System sehr gut umgesetzt sind. Auch der Schreibstil ist super leicht, die Erzählart (minus der Fehler) bildgewaltig und so hatte ich das Buch an nur einem Tag durchgelesen! 🤓 Selbst mit den 08/15-Charakteren hätte ich noch 4,5 Sterne vergeben. Und komplett weiterempfehlen würde ich es auch sehr gerne ... Aber bei den massiven und relevanten Verlaufsfehlern geht das nicht. Darüber lässt sich nicht hinwegsehen, wenn man eine stimmige Geschichte lesen möchte. Sie haben mich auch logischerweise viel an Lese-Vergnügen gekostet und mich immer wieder aus dem Lesefluss rausgerissen. Deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne - unter Schmerzen. 😭
Gekürzte Rezension!