Elisabeth Schmidauer - Fanzi

  • Klappentext:

    "Wie Schuldgefühle über Generationen wirken: Ein Mann lernt spät, aber doch, mit seinem Schicksal Frieden zu schließen.

    Seine kleine Schwester Elfi ist sein Ein und Alles, nachdem Franz’ große Brüder in den Krieg mussten. Für sie erträgt er die Härte der Eltern – des Vaters, der ihn nicht als Nachfolger auf dem Bauernhof eingeplant hatte, und der Mutter, die vor lauter Mühsal keine Liebe für ihn übrig hat. Doch nach einer Erkrankung wird Elfi ins Heim gebracht, aus dem sie nicht mehr zurückkehren wird.

    Nach dem Krieg übernimmt der verstörte junge Mann den Bauernhof. Durch die Hochzeit mit Bärbi, seiner großen Liebe, stolpert er ins vordergründige Glück. Doch er bleibt ein Leben lang zurückgezogen und wortkarg. Erst als sein Sohn und seine Enkelin Fragen stellen, gelingt es ihm, sich den Erinnerungen zu stellen."


    Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, die sich erst langsam miteinander verschränken: Astrid und Franz, was auch als Kapitelüberschrift fungiert. Zu Anfang ist nicht ganz klar, worüber eigentlich geschrieben wird, Franz scheint eher die Vergangenheit zu beschreiben, während Astrid das Heute beschreibt.

    Doch allmählich werden die Hintergründe deutlicher, Astrid ist die Enkelin von Franz und die Familiengeschichte, die bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurückführt, aber das Hauptaugenmerk auf das Dritte Reich legt, wenn auch die Personen erfunden sein mögen, ist der historische Hintergrund so beklemmend, schleichend in die Familien, das Dorf, die Gesellschaft einsickernd dargestellt, dass man als Leser manchmal nicht zu atmen wagt.

    Was mich dabei ein wenig gestört hat, waren die mundartlichen Dialoge, die mir das Lesen erschwerten, aber der Geschichte als Solche nicht die Brisanz nehmen.

    Mein Fazit, es ist ein gelungenes Buch, bei dem ich manches Mal schlucken musste, obwohl ich die geschichtlichen Hintergründe gut kenne. Empfehlenswert.

  • Zu Beginn habe ich mir mit dem Schreibstil ein bisschen schwer getan. Viele Sätze sind eigenwillig im Satzbau. Sie wirken wie aneinandergereihte Erinnerungen, nicht immer auf den ersten Blick verständlich und oft vollkommen verschachtelt.

    Als ich jedoch ein bisschen " hineingekommen" bin hat sich eine sehr beeindruckenden Geschichte erschlossen. Einerseits die Kapitel von Franz, seiner Kindheit und den Erlebnissen im Nationalsozialismus und dann die Gegenwart: von seiner Enkelin Astrid erzählt, einer Biologin. Sie beschreibt sehr viel Natur, Blumen (Kleinst)Lebewesen und auch hier ist der Sprachstil nicht immer lesefreundlich.


    Meine Zusammenfassung: teilweise fürchterlich beklemmend, beängstigend und - da es einen realgeschichtlichen Hintergrund gibt - besonders abscheulich!! Trotzdem gebe ich eine absolute Leseempfehlung.


    Die Passagen im Dialekt habe ich gut verstanden, als Nichtösterreicher ist es aber sicher schwierig, da hätten sich Fußnoten bestimmt gut gemacht :-k

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau