Sophie von Bechtolsheim - Stauffenberg. Folgen. Zwölf Begegnungen mit der Geschichte

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Rucksäcke voll mit Erinnerungen
  • Kurzmeinung

    Dietmar58
    Zwölf Lebensgeschichten als Spiegelbild deutscher Geschichte
  • Der Titel des vorliegenden Buches lässt bei Interessenten erst einmal ein Fragezeichen aufkommen. Stauffenberg ist klar, aber welche Folgen könnten gemeint sein?
    Die Autorin, Sophie von Bechtolsheim, ist Enkelin des Grafen Stauffenberg, der die Federführung beim Anschlag auf Hitler am 20. Juli 1944 hatte. Nicht Hitler bezahlte diesen Anschlag mit seinem Leben, sondern das Gros der Widerstandsgruppe, allesamt hohe Offiziere der deutschen Wehrmacht.
    Hierüber hatte von Bechtolsheim mit Erfolg bereits ein Buch verfasst. Der Zuspruch aus der Leserschaft motivierte sie, das nun vorliegende Buch zu verfassen.

    "Jeder hat sein Päckchen zu tragen" - ist eine landläufige Aussage. Die Autorin spricht hier von einem "Rucksack", den jeder der zwölf im Buch vorkommenden Personen trägt. Darin enthalten sind die persönlichen Dinge, die die Hauptdarsteller mit sich tragen und die bedeutsam für ihr Leben und ihre Persönlichkeit sind. Zumeist Menschen wie Du und ich. In irgendeiner Form haben Mitglieder der jeweiligen Familien, mehr oder weniger intensiv mit den Folgen des Stauffenberg-Attentats zu tun. Zwölf Lebensgeschichten, zwölf Begegnungen, die ein Spiegelbild deutscher Geschichte wiedergeben. Allesamt Unikate, bedächtig und einfühlsam geschrieben.

    Das eingangs erwähnte Fragezeichen tauchte auch über mir auf, als ich den Titel des vorliegenden Buches erstmalig sah. Aber bereits die erste Begegnung löste einen "Wow-Effekt" aus. Hier werden Lebensgeschichten hautnah und einfühlsam offengelegt und sehr gut lesbar beschrieben. Auch wenn bei den elf anderen Abhandlungen die Folgen des Stauffenberg-Attentats nicht so unmittelbar mit den Zeitzeugen zu tun haben, wie im genannten ersten Fall: dies Buch ist ein Gewinn!

  • Schatten der Vergangenheit im Familienrucksack


    Nach ihrem Buch „Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter“ hat die Autorin eine Fülle von Zuschriften erhalten. Wildfremde Menschen haben ihr die eigene Familiengeschichte erzählt. Viele davon tragen die Ereignisse der Vergangenheit wie einen „Familienrucksack“ mit sich herum. Manche mit Stolz, manche spüren das Gewicht der Vergangenheit auf ihren Schultern, weil einiges ungesagt oder ungelöst ist. Andere wieder können ihre Vorfahren nicht mehr fragen, sondern schleppen Geheimnisse oder nicht Aufgearbeitetes nach wie vor mit sich herum.


    Zwölf ausgewählte, höchst unterschiedliche Menschen bzw. Geschichten werden hier vorgestellt. Da ist zum einen jener Mann, der nun auch die andere Seite sieht, nämlich jene der Widerstandskämpfer und posthum der Gruppe um Stauffenberg Abbitte leistet.

    Oder die Tochter von Heinrich Berger, eines jener vier Männer die bei der Bombenexplosion in der Wolfschanze, die Hitler töten sollte, ums Leben kam. Diese Geschichte ist besonders interessant, weil sich hier die Tochter des Attentatsopfers und die Enkelin des Attentäters gegenüberstehen.


    Auch der Schwiegervater der Historikerin und Autorin findet Platz, denn alleine die lose Bekanntschaft mit der Familie Stauffenberg bringt jene von Christoph von Bechtolsheim in akute Gefahr. Was wohl in ihm vorgegangen ist, als sein Sohn ausgerechnet Sophie als Ehefrau auserkoren hat?


    Fazit:


    Ich hätte noch viel mehr solcher Lebensgeschichten lesen mögen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)