historischer Roman, mit Schwerpunkt Würzburg im 16. Jahrhundert
Simon leidet unter der harten Hand seines Stiefvaters. Unter dessen Führung soll der Junge das Bäckerhandwerk erlernen, doch der Stiefvater ist brutal und sein eigener Sohn Wulf steht ihm in nichts nach. Dann, nach einem furchtbaren Streit, muss Simon die Stadt verlassen, doch das Schicksal meint es gut mit ihm. Im entfernten Venedig darf er weiter lernen und wird einer der besten Zuckerbäcker seiner Zeit. Aber Simon zieht es wieder in die Heimat und so kehrt er nach Jahren zurück nach Würzburg. Julius Echter ist inzwischen der Fürstbischof dieser Stadt. Der Fürstbischof liebt süße Backwaren und schnell kann Simon ihn überzeugen und die Spitalsbäckerei übernehmen. Zwischen dem Kirchenmann und Simon entwickelt sich so etwas wie vorsichtige Freundschaft, aber auch sein Stiefbruder Wulf ist noch in der Stadt und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn Wulf ist neidisch und missgünstig,
Die Autorin Johanna von Wild beginnt ihre Geschichte mit einer kleinen Geschichte aus dem Leben des Fürstbischofs Julius Echter aus dessen Kinderzeit. Diesen kleinen Einblick fand ich gelungen und hat mir als einstig in das Buch gefallen. Danach geht es dann weiter in Würzburg im Jahre 1572. Die gesamte Handlung verläuft über mehrere Jahre und erzählt immer im Wechsel aus dem Leben des Zuckerbäckers Simon und aus dem Leben des Fürstbischofs Julius Echter. Die Autorin hat es geschickt verstanden, das fiktive Leben von Simon mit dem Fürstbischof zu verbinden und eine glaubhafte Geschichte erzählt.
Mit Simon lernt man das Handwerk der Bäcker kennen und erfährt viel über die Strukturen innerhalb dieser Zunft. Simon als Charakter hat mir gut gefallen, auch wenn er sicherlich nicht immer so gehandelt hat, wie man es eigentlich erwartet hätte. Zunächst ist man bei ihm in Würzburg und muss erleben, wie er von seinem Stiefvater und dessen Sohn behandelt wird. Interessant sind dabei schon die Einblicke, die man in die Zunft bekommt und wie Lehrlinge sich zu wehr setzten konnten, wurden sie schlecht behandelt. Dann geht das Leben von Simon weiter nach Venedig, wo weitere Charaktere dazu kommen. Gleichzeitig erzählt Johanna von Wild, wie Julius Echter an die Macht kam und was diesen Fürstbischof antrieb.
Am Ende laufen die Handlungsstränge dann in Würzburg wieder zusammen und erzählen, wie die Leben von Simon und dem Fürstbischof weitergehen. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin hier im Wechsel mal von Simon erzählt hat und dann wieder von Julius Echter. Ich fand es spannend zu lesen, wie dieser Mann seine Macht ausgebaut hat und versucht hat, selbige zu halten und zu mehren. Auch die Schilderung, wie das Leben im 16. Jahrhundert gewesen ist, ist der Autorin gelungen. Den Kampf der Glaubensrichtungen hat sie dabei geschickt mit verknüpft.
Natürlich erzählt sie auch eine Liebesgeschichte und von dem Drama, das damit einherging, aber dieser Teil der Handlung fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Die Wendungen des Lebens, wie die Autorin sie hier schildert, sind durchaus glaubhaft und auch nachvollziehbar. Wobei es doch die eine oder andere kleine Überraschung gibt. Mir hat vor allem gefallen, dass sich die einzelnen Protagonisten während der Geschichte entwickelt haben und dabei nicht farblos geblieben sind.
Fazit:
„Der Pfeiler der Gerechtigkeit“ ist ein schöner historischer Roman mit Charakteren, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen mussten. Mir hat die Mischung aus fiktiver Geschichte um das Leben von Simon und historischem Hintergrund rund um den Fürstbischof Julius Echter gut gefallen. Es war unterhaltend und gleichzeitig informativ.