Linda Graze - Schwarzwälder Morde

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    384 Seiten voller Geheimnisse und jede Menge Lokalkolorit
  • Kurzmeinung

    SaintGermain
    Interessante Ermittler, die im Genre des Regional-Krimis aber stärkere Konkurrenten haben.
  • Es ist nichts so fein gesponnen…


    Linda Graze versteht es den Leser zu packen und bis zur letzten Seite nicht mehr loszulassen. Wobei in diesem Falle die letzten Seiten besonders lecker sind, ich werde das Rezept von Waltraud Schmälzle auf jeden Fall nachbacken. Und danach einen anderen „Tortenheber“ als auf dem Titelfoto benützen…


    Aber zurück zum Krimi: Auf der ersten Seite behauptet Justin Schmälzles, bei der ersten Leiche das Motiv zu finden sind direkt prophetisch. Lange Zeit scheint es unklar, wieso, aber letzten Endes stimmt es. Zwischen der Frauenleiche, die seit gut 150 Jahren im Moor lag und den gegenwärtigen Problemen des Schnapsbrenners Willi Hauck scheint es keine Verbindung zu geben. Und hier greift Linda Grazes kriminalistisches Geschick ein. Langsam in kleinen Schritten erfahren wir was damals, im Mai 1869 geschah. Eine Frau wagte es aus den Fesseln einer ungeliebten Ehe und einer einengenden und oppressiven Gesellschaft auszubrechen. Doch sie wird nie den Schwarzwald verlassen. Der Gerichtsmediziner Lothar und Archäologen finden die Todesursache heraus, finden was sie bei sich trug, kommen mit ihren Vermutungen der Wahrheit ziemlich nahe. Kommissar Justin Schmälzle, Postenleiter Harald Scholz, Polizeiassistentin Leonie sowie die Putzfrau Frau Meichle ermitteln peu á peu in den Streitigkeiten zwischen dem Notar Andreas Langner und Willi Hauck. Wie es scheint, versucht jemand mit aller Macht den Notar zum Aufgeben seiner Baupläne zu bewegen. Drohbriefe, zerstochene Reifen, Körperverletzung, die Bedrohungen eskalieren von Mal zu Mal. Und doch hat Willi Hauck jedes Mal ein unwiderlegbares Alibi. Dass sich Hauck absolut unkooperativ zeigt und die Ermittler an der Nase herumführt lässt ihn verdächtig erscheinen. Hinzu kommen die illegal von Hauck verschobenen Grundstückgrenzen und die Errichtung eines Gebäudes halb auf dem nachbarlichen Boden, es sieht nicht gut aus für Willi Hauck. Die Lösung liegt 150 Jahre zurück. Untaten der Vergangenheit rächen sich in der Zukunft.


    Ich habe die Sprache in diesem Buch geliebt. Die Dialoge sind in der schwäbischen Mundart, gemäß dem Slogan von Baden-Württemberg: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ sind die gesprochenen Passagen pures bezauberndes Schwäbisch. Interessanterweise sind die inneren Monologe von Martha im 19 Jahrhundert auf Hochdeutsch, sobald sie aber mit dem Pfarrer oder Sophie spricht, ist es Mundart. Das macht sie lebendig vor unseren Augen, lässt ihren Ausbruchversuch so tragisch erscheinen.


    Kommissar Justin Schmälzle hat haitianische Wurzeln und deshalb dunkle Hautfarbe. Von seinen Mitmenschen bewusst oder auch achtlos hingeworfene Äußerungen interpretiert er von der rassistischen Seite, und lässt uns dadurch innehalten und überlegen. Er hat Recht, in vielen unserer Aussagen ist versteckter Rassismus drin. Vor Coloured People aus beiden Amerikas oder der Karibik scherzhaft von Sklaven zu sprechen ist nicht angebracht. Andererseits kannte Schmälzle anscheinend den Begriff der Leibeigenschaft als eine Form der Sklaverei nicht.


    Ich hoffe, das Ermittlerquartett bleibt uns für noch einige spannende Krimis erhalten, ha ja!

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Linda Graze Schwarzwälder Morde“ zu „Linda Graze - Schwarzwälder Morde“ geändert.
  • Justin Schmälzle , Hauptkommissar und tätig in Bad Wildbad , bekommt es mit einer weiblichen Moorleiche zu tun . Der Gerichtsmediziner bestätigt dass sie ermordet wurde ... aber im letzten Jahrhundert . Dazu kommt noch der aktuelle Fall hinzu . Ein Investor möchte eine Ferienanlage neben einer Schnapsfabrik erbauen . Aber dem Fabrikanten passt das gar nicht ...


    Der Schreibstil ist etwas dichter und er liest sich nicht ganz so leicht . Er hat etwas ganz eigenes an sich . Die Protagonisten passen dagegen sehr gut in die Geschichte und sind überzeugend dargestellt . Da gefiel mir die Putzfrau vom Polizeiposten sehr gut . Schade dass ich nicht mehr von ihr zu lesen bekommen habe . Die Spannung hat sich zwar langsam aber sicher erhöht aber in meinen Augen hätte es gerne noch etwas mehr sein können .


    Fazit : Der schwäbische Dialekt ist allgegenwärtig in diesem Regionalkrimi . Er wird zwar ab und zu übersetzt aber nicht alles . Der Schreibstil hat mir zu Beginn nicht ganz so gelegen mit der Zeit hatte ich mich aber daran gewöhnt . Die Konversationen zwischen den Charakteren entwickeln sich zuweilen zu richtigen Wort- oder Satzgefechten . Da geht es als Schlag auf Schlag und ich musste mich öfters konzentrieren und dadurch gab es zuweilen auch mal die eine oder andere Länge . Es gibt zwei Handlungsstränge , einmal die in unserer heutigen Zeit und außerdem geht es immer mal wieder ins Jahr 1869 zurück . Was ich interessant fand die Rückblenden sind in Ich Form geschrieben . Ich finde es ist ein guter Regionalkrimi aus dem Schwarzwald der sich aber doch etwas hinzog . Die Autorin beschreibt sehr genau die Landschaft mit ihren Bewohnern . Der Krimi nimmt seinen Anfang am 6 . Mai und endet am 17 . Juni . Im Anschluss gibt es noch eine vegane Schwarzwälder Kirschtorte zum nachbacken . Es ist der zweite Band einer bisher zweiteiligen Reihe . Das Buch ist in sich abgeschlossen so dass man das Vorgängerbuch nicht unbedingt zu kennen braucht

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Nicht nur der kreative Titel, sondern auch das Cover haben mich als großen Regionalkrimi-Fan gleich angesprochen - besonders die Farbgebung ist extrem stimmig und macht das Buch zu einem echten Hingucker im Buchregal.

    Und der Inhalt hält, was das Cover schon verspricht: Ein zünftiger Regionalkrimi mit jeder Menge dialektalen Einschlägen, einem coolen Ermittler (mit haitianischen Wurzeln) in der Provinz und einer Vielzahl unterschiedlicher Verbrechen, um die man sich kümmern muss... das schreit ja regelrecht nach Unterhaltung.

    Besonders der Kommissar mit dem coolen Namen Justin Schmälzle hat es mir während des Lesens angetan und natürlich auch die Putzfrau, die nichts Besseres zu tun hat, als sich neugierig in die Ermittlungen einzumischen - und dabei ganz nebenbei für das ein oder andere Schmunzeln bei mir gesorgt hat.

    Blutig wird es dann auch noch als ein zuvor mit einem Drohbrief angeschriebener Notar angeschossen und mit einem Golfschläger verprügelt. Die Hinweise deuten auf einen klaren Verdächtigen und damit auf einen Streit um Grundstücksgrenzen. Und dann taucht auch noch eine Moorleiche auf, die auf ein lange zurückliegendes Verbrechen hindeutet. Und dieses wird dann auch durch Zeitsprünge im Buch immer wieder thematisiert. Diese konnte man aber immer gut verfolgen und waren damit eine Bereicherung für die Handlung.

    Alles in allem also ein toller Regionalkrimi für Fans dieses Genres - Daumen hoch!

  • In Bad Wildbad ist derzeit nicht viel los. Kommissar Justin Schmälzle und sein Postenkommandant Harald Scholz langweilen sich. Doch dann wird eine Moorleiche gefunden - doch diese ist schon vor langer Zeit ermordet worden. Aber dann wird der Investor einer Ferienanlage ins Bein geschossen. Hauptverdächtiger ist der Inhaber der Schnapsfabrik.

    Das Cover ist wunderschön gelungen, allerdings hat die Axt nichts mit dem Buch zu tun und ist daher nicht wirklich passend. Ebenso geht es mir mit dem Titel, denn es gibt nur einen Mord.

    Der Schreibstil der Autorin ist gut; Charaktere und Orte (die alle übrigens auch in echt existieren - nur die Handlung ist erfunden) sind ausgezeichnet beschrieben. So fällt einem auch nicht auf, dass es bereits der 2. Teil der Reihe ist (für mich im Übrigen war es der erste).


    Es handelt sich um einen typischen Regionalkrimi, wie er derzeit in Mode ist. Primär mag ich dieses Genre mit der Mischung aus Spannung und Humor sehr gerne. Bei diesem Buch ist allerdings der Humor nur sehr fragmentär vorhanden. Auch die Spannung könnte definitiv höher sein.


    Sehr gut gefallen hat mir, dass zwischen den Ermittlungen immer kurze Kapitel aus der Zeit der Moorleiche kommen. Zudem sind auch die beiden Kommissare definitiv lesenswert und noch um einiges ausbaubar, denn Potential besitzen sie definitiv.


    Insgesamt wirkt das Buch aber auch gut recherchiert, auch wenn die Polizei hier meist Wikipedia als Hauptquelle nimmt.

    Am Ende gib es dann noch ein Rezept für eine vegane Schwarzwälder-Kirsch-Torte.

    Fazit: Interessante Ermittler, die im Genre des Regional-Krimis aber stärkere Konkurrenten haben. 3,5 von 5 Sternen

  • Der hier vorgestellte regionale Krimi von Linda Graze ist im April 2021 im Rowohlt Verlag erschienen.

    Es handelt sich hierbei um den zweiten Band der Reihe: Kommissar Justin Schmälzle ermittelt.


    Allgemeines zur gelesenen Ausgabe:

    ISBN: 9783499002083
    Sprache: Deutsch
    Ausgabe: TB mit 384 Seiten
    Erscheinungstermin: 21.04.2021


    Klappentext:

    Flaute im Polizeiposten Bad Wildbad. Kollege Scholz bastelt Papierflieger, Kommissar Justin Schmälzle – Veganer, Reismilch-Macchiato-Fan und Badener mit haitianischen Wurzeln – langweilt sich. Bis eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden wird, bei ihr eine beträchtlichen Anzahl Goldmünzen und eine große Flasche Kirschschnaps. Schmälzle reibt sich die Hände: endlich ein neuer Fall! Aber die Frau lebte im vorletzten Jahrhundert, meldet die Pathologie. Täter tot, seufzt Schmälzle …

    Wenigstens erzählt die Putzfrau des Postens von illegal verschobenen Grenzsteinen zwischen der Schnapsfabrik und der geplanten Wildbader Ferienanlage. Dann schießt jemand dem Investor der Anlage in den Fuß. Wer war das? Warum? Und bestimmt nicht immer die Vergangenheit die Gegenwart?


    Mein Leseeindruck/Fazit:

    Ich bin ein großer Fan von Krimis mit regionalen Bezügen. Linda Graze war mir als Autorin des ersten Bandes "Schmälzle und die Kräuter des Todes" bekannt.


    "Eine Jessassauerei" So beginnt der Rowohlt-Verlag die Kurzbeschreibung des zweiten Bandes des veganen Reismilchtrinkenden Ermittlers.
    Schauplatz für diesen Roman ist die Kurstadt Bad Wildbad in Baden-Württemberg.


    Es handelt sich hierbei um den zweiten Band mit Justin Schmälzle, dem aus dem Badischen stammenden Ermittler, der ins Württembergische versetzt wurde und noch immer seine Probleme mit dem Dialekt hat. Man muss den ersten Band zwar nicht kennen, um sich in das Leben und Denken des Ermittlers und seinen Kollegen einzubinden, jedoch macht es sicherlich mehr Spaß, die Entwicklungen von Land und Leuten zu beobachten. Dieses nur als Tipp.
    Die Autorin versteht es, den Leser am Geschehen teilhaben zu lassen und Szenen bildhaft zu beschreiben. Man leidet mit, freut sich, überlegt und am Ende,... blickt man erstaunt auf die Auflösung. Durch eine gute Portion Lokalkolorit, wird es dem Leser leicht gemacht Sympathien für Protagonisten zu entwickeln und Emotionen aufkommen zu lassen. Allerdings zeigt der Spannungsbogen immer wieder kleine Durchhänger und die Handlungen geraten ins Stocken. Durch die kleinen Szenen in der Vergangenheit wird der Lesefluss stets unterbrochen und zeigen leider auch nur mäßige Spannung.


    ***


    Dieser Krimi ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass Krimi nicht gleich Krimi ist. In diesem Fall geht es nicht nur um das Verbrecher, sondern auch die Vergangenheit. Was anfangs als Idee galt, kann schnell zum Problem werden. Überhaupt, wenn es Neider und Widersacher gibt. Man glaubt den Täter zu kennen, wird aber zum Schluß eines besseren belehrt. Die Protagonisten harmonieren perfekt zum Setting, so dass der Leser am Ende Lust auf Kirschwasser und die typische Schwarzwälder Kirschtorte erhält. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung mit dem interessanten Ermittlerduo und hoffe auf mehr Spannung inmitten badisch-schwäbischer Umgebung.



    Meine Empfehlung für Leser*innen von Krimis mit viel Lokalkolorit


    Meine Bewertung: ⭐⭐⭐