Anton Gögele - Unter der neunten Ecke

  • Inhalt (lt. Buchcover):

    Diese Erzählung rund um Martl, einem Mann aus dem Passeiertal in Südtirol, ist in Anlehnung vieler wahrer Begebenheiten aus den 1950er und 1960er Jahren entstanden. Martl, welcher, wie auch einige andere, in psychischer Hinsicht vielleicht nicht immer der vorherrschenden Norm entsprach, hat es nicht einfach in seinem Leben, zudem das Leben zu dieser Zeit in den Bergen geprägt war von unterschiedlichsten Erziehungs- und Beziehungsmustern. Nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei vielen anderen Südtirolern, registrierte der Autor eine dreigeteilte Seele in einem Korsett aus folgenden Mächten: dem italienischen Staat, den Südtiroler Traditionen und der Herrschaft einer überwiegend strafenden Kirche.



    Zum Autor: (lt. Buchcover)

    Er wurde 1949 in St. Leonhard im Passeier in Südtirol geboren und wuchs dort auf. Seit 1978 lebt er in Konstanz und arbeitete zuletzt als diplomierter Psychiatriepflegefachmann auf einer Alterspsychotherapiestation in der Schweiz. Nach seiner Pensionierung begann er künstlerisch und schriftstellerisch tätig zu werden.


    Meine Meinung:

    Zu Beginn des Buches (Seite 7) erklärt Autor , dass die gegenständliche Erzählung zum großen Teil frei erfunden sei, jedoch viele Fragmente wahrer Begebenheiten beinhalte.

    Die Erzählung solle dem Leser Einblick gewähren in das von der Außenwelt größtenteils abgeschnittene Tal und den Umgang und die Lebensart der dort wohnenden.

    Wie bereits beim Geburtsort des Autors ersichtlich, schreibt er hier nicht als Unwissender, ist er doch selbst genau zu jener Zeit in diesem Tal groß geworden.

    Es ist kein aufregend, spannendes Buch, aber eines das mich emotional berührt hat. Die Hauptfigur, Martl, träumt davon, den Schatz auf der dort befindlichen, fast zur Gänze verfallenen Jaufenburg zu finden, der sich angeblich unter der neunten Ecke befinden soll, wie er es unter anderem von seiner Mutter bereits in der Kindertagen hörte, wächst einem im Laufe der Erzählung ans Herz. Welche ist denn nun die neunte Ecke? Was passiert, wenn er den Schatz finden sollte? Wird sich dann sein ganzes Leben ändern? Er, der nix hat, der von den einheimischen Bauern immer nur bei Bedarf beschäftigt wird, als "einfach gestrickt" angesehen wird, dessen Lohn meist nur ein Essen und ein Schlafplatz sind. Keine Frau interessiert sich für ihn, obwohl ihm das gefallen würde. Von den Leuten aus dem Dorf wird er hin und wieder beim Wirt eingeladen, aber so richtig gehört er nicht dazu. Würde sich das mit dem Finden des Schatzes ändern?

    Ich hatte durchgehend das Gefühl, Martl bei seinem Leben zu begleiten. Als würde er mich mitnehmen und mir seine Welt mit seinen Augen zeigen. Ein schweres, hartes Leben, und doch war kein direktes Klagen oder keine direkte Anklage spürbar. Eher ein gottgewolltes hinnehmen, aber ein Träumen von Veränderung. Diese Träume wollte er aber mit dem Finden des Schatzes selbst wahr werden lassen.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und vergebe daher auch die entsprechenden Sterne.

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Eine sehr einfühlsame und ausdrucksstarke Besprechung, man kann sich einen guten Einstieg in das Thema verschaffen. Das Buch weckt so Interesse! :)

  • Danke für deine Rezension terry . Schon allein das Stichwort Südtirol lässt mich aufhorchen und was du über das Buch geschrieben hast, weckt mein Interesse. Das Leben der Bergbauern in den Tälern Südtirols war schlicht ganz weit entfernt von der Vorstellung eines Paradieses, die man sich vielleicht als Urlauber machen könnte. Es war knallhart und sehr einfach. Auch diese Zerrissenheit Südtirols sind mir bei unseren Urlauben aufgefallen. Wenn ich mich auch in die Landschaft selbst total verliebt habe. Das Buch lege ich ganz oben auf meine Wunschliste.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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