Toni Morrison - Gnade / A Mercy

  • Kurzmeinung

    volatile
    Poetische Ausarbeitung unterschiedlicher Blickwinkel auf den Sklavenhandel und den Umgang mit Frauen, lässt vieles offen
  • Verlagstext:

    „Als ich herkam“, sagt Florens, die Erzählerin dieses Romans, „war ich, nach meinen Zähnen zu urteilen, sieben oder acht. Seither haben wir achtmal Pflaumenmarmelade gekocht. Also muss ich sechzehn sein.“ Milton, Delaware, 1682: Den Sklavenhandel gibt es noch nicht lange. Jacob Vaark, Farmer und Geldverleiher, nimmt Florens gegen seine Überzeugung von einem Pflanzer in Zahlung für eine nicht einbringbare Schuld. Doch bald stirbt er an den Blattern. Neben Florens bleiben drei Frauen zurück und bilden eine kuriose Familie: Rebekka, Jacobs in England gekaufte Frau, nur nominell die Gutsherrin; Lina, ihre indianische Dienerin und heimliche Drahtzieherin; und das kranke Waisenkind Sorrow, das ein Schiffbruch dorthin verschlagen hat. Zusammen kämpfen sie gegen die Rückkehr der Wildnis auf die Farm. Alle vier haben ihre eigene Geschichte, und alle werden verfolgt von den Geistern ihrer Vergangenheit...

    Verschiedene Formen von Abhängigkeit und Unterdrückung, aber auch von Liebe und gesellschaftlichem Zusammenhalt werden hier in einer Sprache beleuchtet, die reine Poesie ist. Und über allem glänzt das Erbarmen der Autorin mit den Menschen in diesem großen Roman, der von der US-Kritik neben ihren Welterfolg „Menschenkind“ gestellt wurde.
    Quelle: amazon.de



    Meine Meinung:

    Der Verlagstext gibt schon viel zum Inhalt wieder: Toni Morrison verknüpft in ihrem Werk die Lebenswege von schwarzen und indianischen Sklav*innen, schwarzen Freien und weißen Menschen verschiedener Schichten gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Alle müssen sich auf ihre Weise durchs Leben kämpfen, immer wieder von vorn anfangen und sind einander dabei Hilfe oder Hindernis. Oft dreht sich das Geschehen um mütterliche oder partnerschaftliche Liebe, Zurückweisung oder entsprechende Verluste. Keine der Hauptfiguren hatte und hat es in dieser Hinsicht leicht.


    An die vielen Perspektivwechsel und assoziativen Innensichten, die diesen Roman ausmachen, musste ich mich erst gewöhnen, aber dann hat dieser Stil einen richtigen Sog entwickelt. (Ich meine mich zu erinnern, dass auch „Menschenkind“ in einem ähnlichen Duktus verfasst ist. Vor vielen Jahren kam ich damit nicht zurecht, möchte nun aber bald ein Reread angehen.)


    Gern hätte ich am Ende noch mehr von den Figuren erfahren, doch es bleibt ungewiss, welche Türen sich ihnen vielleicht öffnen werden. Vor allem die bewegenden Sklavenschicksale und im letzten Kapitel noch eine Überraschung ließen mich aufgewühlt zurück.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)