Charlotte Taylor - Lebe, als gäbe es kein Morgen

  • Rezension: „Lebe, als gäbe es kein Morgen“ von Charlotte Taylor


    Autor/in: Charlotte Taylor

    Titel: Lebe, als gäbe es kein Morgen

    Reihe/Band: Vancouver Island Kisses, Band 2

    Genre: Liebesroman

    Erscheinungsdatum: November 2020

    ISBN: 978-3751994262

    Preis: 12,99 € als Taschenbuch


    Klappentext

    Morgen kann alles schon vorbei sein …

    Wale sind Reed Archers große Leidenschaft und neben seiner dreizehnjährigen Tochter Grace sein ganzer Lebensinhalt. Fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau fühlt er sich endlich bereit für eine neue Liebe.

    Wenn die Vergangenheit nicht ruhen will, muss man sich ihr stellen. Kiona Brooks will in ihrer alten Heimat endlich tiefe Wunden heilen und herausfinden, warum Orcas sie so magisch anziehen.

    Eine abenteuerliche Kajak-Tour zu den imposanten Schwertwalen vor der winterlichen Küste Vancouver Islands schweißt Kiona und Reed auf unwiderstehliche Weise zusammen. Doch haben sie tatsächlich dasselbe Ziel?


    Buch-/Reihentitel und Coverdesign

    Auch Band zwei der „Vancouver Island Kisses“-Reihe hat wieder ein aufgeteiltes Cover. Im unteren Bereich sieht man das weite Meer und zwei Orcas, die in einiger Entfernung majestätisch aus dem Wasser springen. Darüber grenzt der Titel, dargestellt über die ganze Breite der Coverfront, dass Szenario von zwei Personen im oberen Teil des Bildes ab. Ein Mann und eine Frau, jeweils mit Schal und Mütze bekleidet, stehen kurz vor einem Kuss und haben beide die Andeutung eines Lächelns im Gesicht. Eine sehr romantische Darstellung, die das Cover von „Lebe, als gäbe es kein Morgen“ da bietet. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle aber noch, dass die Cover von Band 1 und Band 2, wenn man sie nebeneinanderlegt, perfekt zueinander passen und ein gemeinsames Landschaftsbild im unteren Teil der Cover ergeben. Einfach wunderschön gemacht!


    Charaktere

    Nachdem Kiona Brooks von ihrer alten Schule geflogen ist, ist sie nach vielen Jahren wieder zurück in ihre Heimatstadt Port McNeill gezogen um neu anzufangen. Sie stammt von der indigenen Bevölkerung Vancouver Islands ab, ist aber leider schon seit sie fünfzehn Jahre alt war mehr oder weniger komplett auf sich allein gestellt. Familie hat sie keine mehr und so bleibt ihr als einziges ihr Job als Lehrerin an der High School. Da Kiona schon vielleicht schlechte Dinge in ihrem Leben erfahren hat, ist sie gegenüber einigen Dingen sehr von Vorurteilen belastet, an denen sie äußerst stur festhält, ohne sich einen besseren belehren lassen zu wollen.

    Reed Archer ist Meeresbiologie, der gerade seine Doktorarbeit schreibt, und alleinerziehender Vater der dreizehnjährigen Grace. Er führt ein kleines Unternehmen, dass Bootsausflüge zu Walsichtungen anbietet und kommt so für den Lebensunterhalt seiner kleinen Familie auf. Seine Frau ist vor einigen Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen und seitdem kümmert er sich allein oder manchmal auch mit Hilfe seines besten Freundes und Nachbarn Connor um Grace. Er hat längere Zeit stark zu kämpfen gehabt, wegen dem Verlust, seiner Arbeit, etc. und trotzdem hat er immer geholfen und mit angepackt, wo er nur konnte.


    Schreibstil und Handlung

    Der Schreibstil im zweiten Teil der „Vancouver Island Kisses“-Reihe war sehr detailliert, gefühlvoll und ziemlich bildhaft. Flüssig und äußerst angenehm bin ich durch wunderschöne Szenendarstellungen geflogen und hatte zeitweise das Gefühl als wäre ich live mit dabei. „Lebe, als gäbe es kein Morgen“ ist abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten Kiona und Reed in der ICH-Perspektive geschrieben. Dadurch waren die verschiedenen Gefühlsregungen und Gedanken bei den einzelnen Charakteren für mich auch gut zugänglich gemacht.

    Inhaltlich bot dieses Buch eine unglaubliche Bandbreite an Themen, was zunächst so erstmal gar nicht zu erkennen gewesen ist. Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte zu Anfang für recht oberflächlich gehalten habe – angefangen bei Kionas merkwürdigem und vorverurteilenden Verhaltens gegenüber Reed und das, obwohl sie selbst zugegeben hat, dass ihre Begründungen nur auf Halbwissen basierten. Dies machte sie mir als Charakter sehr unsympathisch und vor allem war ich etwas geschockt, wie so jemand als Pädagogin arbeiten konnte, um Kindern etwas beizubringen. Auch hat mich etwas an Grace Charakter gestört. Einerseits wird Reeds kleine Tochter als übertrieben schlau dargestellt für ihr Alter und andererseits macht sie ziemlich unverständliche und teilweise irritierende Aussagen, ohne groß darüber nachzudenken, dass beides für mich so überhaupt nicht zusammengepasst hat. Aus diesen Gründen hatte ich zunächst einen etwas zähen Start mit „Lebe, als gäbe es kein Morgen“, denn dadurch hatte ich nicht sonderlich viel Lust auf die Story und so zog sich für mich vom Gefühl her auch die Handlung extrem dahin.

    Irgendwann kam dann zum Glück die Wendung und dann ging es auch mit dem Lesen wesentlich flüssiger und ich konnte mich mehr in die Geschichte hineinversetzen und mit dem Genießen anfangen. Die Oberflächlichkeiten, die mich zunächst gestört hatten, wurden anhand der vielen aufgegriffenen Themenbereiche schnell widerlegt und so bekam ich z.B. einige interessante Einblicke in die Traditionen und Lebensweisen der indigenen Bevölkerung. Auch thematisiert wurden die Fridays-for-Future Bewegungen auf der ganzen Welt, wozu insbesondere der Klima- und auch Tierschutz zählt, sowie die leider existenten Probleme mit Rassismus und Sexismus. Gerade diese etwas spezielleren Themen sind gut aufgegriffen, intensiver beleuchtet und sehr realitätsnah dargestellt worden. Als zusätzliche inhaltliche Punkte gab es natürlich auch noch das Verschwinden von Kionas Mutter zu erklären, was für einen kleinen Krimi-Anteil in der Geschichte sorgte und natürlich wurde auch ausreichend die Liebesbeziehung zwischen ihr und Reed thematisiert. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist allerdings noch, dass mir die Entwicklung eben dieser Beziehung von totaler gegenseitiger Abneigung hin zu Liebe einfach viel zu schnell ging und dadurch leider etwas überspitzt wirkte. Ansonsten bot dieses Buch eine sehr interessante Mischung aus Themenbereichen, mit denen es mich wirklich überzeugen konnte und mein Leseerlebnis mit jeder Seite besser geworden ist. Dazu konnte auch beitragen, dass es wieder sehr viele, teils bekannte und teils neue, Nebencharaktere gab, die einen kleinen Part an der Story abbekommen haben.


    Fazit

    Das Buch war am Ende doch wesentlich tiefgründiger, als ich zunächst erwartet hatte, vor allem wenn ich meinen etwas holprigen Start bedenke. Letztendlich bot „Lebe, als gäbe es kein Morgen“ eine schöne und überaus intensive Geschichte, die einen tollen zweiten Band der „Vancouver Island Kisses“-Reihe abgab. Charlotte Taylor war mir bis zu diesem Buch ehrlich gesagt unbekannt, ich bin allerdings nun überzeugt, dass ich noch mehr von ihr lesen möchte.


    Bewertung: 4 YYYY von 5 Sternen