Uri Orlev - Die Bleisoldaten/Hayyale oferet

  • Kurzbeschreibung
    Der große autobiographische Roman von Uri Orlev: Die erschütternde Kindheit der Brüder Jurek und Kazik in Polen während der Nazizeit.


    Jurek ist elf, als er mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Kazik ins Warschauer Ghetto kommt. Jurek und Kazik sind noch arglos: Sie wissen, dass Krieg ist, und spielen ihn - ihr Lieblingsspiel - mit Bleisoldaten nach. Was es in diesen Zeiten heißt, Jude zu sein, begreifen sie erst allmählich. - Die Brüder überleben; ihre Schulen aber werden das Ghetto, wechselnde Verstecke und schließlich das Konzentrationslager Bergen-Belsen.


    Mit einem außerordentlich distanzierten Blick schreibt Uri Orlev über seine schrecklichen Erlebnisse in dieser Zeit. Ein großer Teil seines Romans beschäftigt sich auch mit dem Alltag zweier Kinder, die auf sich gestellt sind und nach dem Leben im Ghetto bei einer polnischen Familie versteckt werden. Die Jungs machen genau das, was alle anderen Kinder auch tun: Sie spielen zusammen mit ihren Soldaten, schlagen Schlachten mit Tarzan dem Kommandanten der Welt und streiten sich um Banalitäten. Der Unterschied liegt nur darin, daß sie gezwungen sind, ständig auf der Hut zu sein, um ihre Haut zu retten. Die Zeit der Trauer kommt erst viel später.



    Ein ziemlich düsterer Roman, allerdings ist er aus einem interessanten Blickwinkel heraus erzählt - man erlebt mit, wie die jüdischen Familien auf die Ereignisse reagieren, und versuchen ihren Alltag trotz der Einschränkungen weiter zu leben. Da gibt es auch im Ghetto noch Streitigkeiten mit den Nachbarn oder Standesunterschiede. Hier ist mir bewusst geworden, dass ich "die Juden" bisher immer als eine homogene Menschenmasse betrachtet habe, obwohl sie natürlich genauso wie alle anderen Gruppen auch ineinander gespalten, zerstritten oder von Familienzwistigkeiten und Liebschaften entzweit waren.
    Man erlebt mit, wie die Situation für die jüdischen Menschen immer schlimmer wird, wie sie gleichzeitig aber immer noch auf eine Besserung hoffen und sich nicht vorstellen können, dass etwas noch schrecklicheres auf sie zukommt. Insgesamt ein Roman mit nicht nur symphatischen Hauptpersonen, der zum Nachdenken anregt.



    LG schnakchen

  • Der Originaltitel lautet: Hayyale oferet
    1988 erstmals erschienen, leider gibt es keine ISBN dazu.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: