Antoine de Saint-Exupéry - Nachtflug / Vol de Nuit

  • Autor: Antoine de Saint-Exupéry
    Titel: Nachtflug, aus dem Französischen übersetzt von Hans Reisiger
    Original: Vol de Nuit, erschien erstmals 1931
    Seiten: 128 Seiten, mit einem Vorwort von André Gide
    Verlag: Fischer Taschenbuch
    ISBN: 978-3596293162


    Der Autor: (Klappentext)
    Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Er entstammt einem alten französischen Adelsgeschlecht, wurde in Jesuitenschulen erzogen und trat mit 21 Jahren in den zivilen Luftdienst ein. Er flog auf Verkehrslinien in drei Erdteilen. 1939 stellte er einen Rekord im Überfliegen des Atlantiks auf. Im Zweiten Weltkrieg emigrierte er als Fliegerhauptmann nach der Besetzung Frankreichs in die USA, kehrte aber mit der Invasionsarmee 1944 nach Frankreich zurück. Am 31. Juli 1944 wurde er bei einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer abgeschossen. Seine Bücher, in deren Mittelpunkt meist das Erlebnis des Fliegens steht, wurden Welterfolge.


    Inhalt: (Klappentext)
    Der Nachtflug, auf der Strecke Rio - Buenos Aires 1928 erstmals unternommen, war noch ein gefährliches Wagnis, als wenig später Antoine de Saint-Exupéry, Betriebsdirektor der Companie Générale Aéropostale Argentina, seinen Roman „Vol de Nuit“ niederschrieb. Die Schnelligkeit der Dampfer und Eisenbahnen, die nachts den Vorsprung der Flugzeuge wettzumachen suchten, zwang die Flieger in den dunklen Abgrund zwischen Tag und Nacht. Sie erfuhren, zwischen Himmel und Erde, die gewaltige Schönheit und die furchtbare Drohung elementarer Kräfte, die Sehnsucht und die Furcht inmitten unermesslicher Weite.


    Meinung:
    Als Saint-Exupéry die Novelle «Nachtflug» schrieb, war er Betriebsdirektor der Fluggesellschaft Companie Générale Aéropostale Argentina in Buenos Aires und richtete Fluglinien für Postflüge in Südamerika ein. Dadurch war er auch verantwortlich für die ersten Nachtflüge. Im Juni 1930 geriet sein Freund Guillaumet beim Überflug über die Anden in einen Schneesturm und stürzte ab. Dieses Thema der gefährlichen Nachflüge und die Herausforderung zwischen Freundschaft, Disziplin, Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und dem übergeordneten Ziel etwas Bedeutendes zu schaffen, ein Pionier zu sein…dieses Thema, das spürt man beim Lesen deutlich, hat Saint-Exupéry konkret erlebt und schafft es diesen Konflikt auch in der Erzählung umzusetzen.
    Auch wenn die Geschichte aus mehreren, sich abwechselnden Perspektiven erzählt wird, so gibt es zwei Hauptfiguren: den Piloten Fabien und der Leiter Riviére.


    Riviére ist ein strenger, zielorientierter Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter sehr schätzt, aber von ihnen stets Höchstleistungen und Pflichterfüllung verlangt, um sozusagen Pionierarbeit in der Luftfahrt zu leisten.
    Fabien ist leidenschaftlicher Pilot, der das Fliegen liebt, der uns während seinen Reisen an den Beobachtungen und Gedanken teilhaben lässt. Der die Gefahren kennt, aber auch das Heldenhafte in seiner Tätigkeit (und die damit einher gehende Anerkennung) genießt.

    Und so verrichten die Beiden ihre Pflicht in einer stürmischen Nacht, den Gefahren trotzend, den Flugplan im Blick, innerlich zerrissen.


    Im Internet las ich diverse Meinungen zum Buch und teilweise verstanden die Leser die Geschichte als Appell an blinde Pflichterfüllung, Gehorsam den Vorgesetzten gegenüber und Unterdrückung der Arbeiter. Naja, mit Blick auf das Erscheinungsdatum und dem bevorstehenden Krieg kann man das vielleicht so auffassen, wenn man generell einen Groll gegenüber Autoritäten hegt.
    Ich las vielmehr eine Geschichte über Abenteuer, über die Leidenschaft ein Ziel zu erreichen und zu verteidigen, gegebenenfalls unter Einsatz des eigenen Lebens. Nicht blinder Gehorsam, sondern Teamgeist, Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Nicht jeder kann ein Held werden, aber als Team kann man Großes erschaffen – wenn man zusammenhält.
    Persönlich gefiel mir diese Geschichte jedenfalls deutlich besser als sein bekannteres Werk «Der kleine Prinz», welches mir zu voll gespickt ist mit gut gemeinten Floskeln, philosophischen Überlegungen und dem romantischen Blick auf die Kindheit. Hier eher brutaler Dienst (am Boden) und poetische Beobachtungen (während des Fluges), aber kein verklärter moralischer Finger. Die Novelle hat mich somit wieder etwas mit Saint-Exupéry versöhnt und ich habe noch eine weiteres Büchlein auf dem SUB, welches ich gerne demnächst lesen werde (Flug nach Arras).

  • Vielen Dank, Nungesser!


    Meine Lektüre liegt schon sehr lange zurück, doch was mir irgendwie vor allem zurückbleibt ist die Schau des einsam fliegenden Piloten auf die "verschlafene" Erde. Da spielt sich da oben eine wichtige Sache ab, während unten langsam die Lichter ausgehen... Diese Spannung zwischen Stille und Einsamkeit, Geborgenheit berührte mich sehr.


    Ich hoffe, dass ich mich nicht im Buch vertan habe?

  • Nein, das trifft es ganz gut. Auf den Aspekt bin ich bei meiner Rezi kaum eingegangen. Aber ja - der leidenschaftliche Flieger Saint-Exupéry lässt seinen Helden in der Luft die Stille und Einsamkeit geniessen, reflektiert über das Leben auf der Erde... während unten die Menschen sehnsuchtsvoll nach oben schauen, ihrem Alltag nachgehen und keine Zeit zum Träumen haben.