Alfons Kaiser - Karl Lagerfeld

  • „Ich bin sehr auf dem Boden geblieben. Nur nicht auf dieser Welt.“ (K. Lagerfeld)

    Knapp zwei Jahre nach seinem Tod übt das Ausnahmetalent Karl Lagerfeld ungebrochen Faszination aus und ist in den Herzen seiner Anhänger weiterhin präsent und sehr lebendig. Wer das Glück hatte, ihn persönlich kennenzulernen, dem werden sein Einfallsreichtum, sein Charisma, seine unverblümte Art sowie sein Gefühl für Stil und Eleganz gepaart mit dem jeweiligen Zeitgeist unvergesslich bleiben. In jedem Menschen schlummern zahlreiche Talente und Anlagen, von denen er nur einen Bruchteil zu nutzen weiß. Karl Lagerfeld allerdings war zeitlebens ein neugieriger Mensch, der nicht nur ein besonderes Auge für sein Umfeld hatte, sondern neben seinem zeichnerischen Können auch ein anerkannter guter Fotograf war. Er war nicht nur intelligent und belesen, sondern sorgte auch mit seiner direkten und etwas schnoddrigen Art für zahlreiche kontrovers diskutierte Zitate. Doch das Gesicht des privaten Karl Lagerfeld und was ihn ganz persönlich beschäftigte, hat er nur wenigen offenbart.


    Alfons Kaiser hat seine Bekanntschaft zum Modeschöpfer genutzt und mit „Karl Lagerfeld: Ein Deutscher in Paris“ eine Biografie über das Multitalent vorgelegt, in dem er einige Einblicke in dessen Privatleben, das für die meisten zu seinen Lebzeiten verschlossen blieb. Eloquent unterhält er den Leser und bedient sich dabei auch zahlreicher Interviews mit Freunden, Weggefährten und Arbeitskollegen, um die schillernde Persönlichkeit auf eine persönlichere Ebene zu führen und gleichzeitig die Bewunderung und Verehrung des Autors durchschimmern zu lassen. Karl, der aus wohlhabender Hamburger Familie stammte, zu der er ein ambivalentes Verhältnis hegte, besuchte 1949 bei Dior seine erste Modenschau und zog 1952 nach Paris, wo er 1954 für seinen Entwurfsbeitrag bei einem Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats den ersten Platz für sich verbuchen konnte. Seine Schneiderlehre machte er bei Balmain und wurde 1983 Chefdesigner von Chanel. Als unermüdliches Arbeitstier überließ Lagerfeld nichts dem Zufall, wovon nicht nur sein untrügliches Gespür für Zeitgeist, sondern auch seine bis ins Effeff durchgeplanten und gestylten Defilees sowie seine Kollektionen zeugen. Sein Privatleben hielt er streng unter Verschluss, dabei verbrachte er 17 Jahre an der Seite von Jacques de Bascher, der 1972 als Steward bei Air France arbeitete, als er KL kennenlernte und 1989 an einer Aidserkrankung verstarb. Mit dem französischen Designer Yves Saint Laurent war er freundschaftlich verbunden, obwohl de Bascher mit diesem eine Affäre hatte. Der 1998 lancierte Duft Jako erinnert noch heute an KLs große Liebe.


    Kaiser zeigt dem interessierten Leser KL mal von einer ganz anderen Seite, lässt ihn menschlicher und zugänglicher wirken als das öffentliche Bild, was sich über Jahrzehnte hinweg manifestiert hat. Davon zeugen auch die ausgewählten Fotos, die die Geschichte noch unterstreichen. Eine gelungene und unterhaltsame Biografie, bei der während der Lektüre die schnoddrige Stimme Karl Lagerfeld durch den Kopf schießt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich liebe seinen Jogginghosen-Sager. :lol:

    Du meinst dieses Zitat :)


    Zitat von Karl Lagerfeld

    Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

    Genau. :lol:

  • Danke, sehr interessant!


    Es ist mir nicht ganz erkennlich, wo Du zitierst, oder ob alles aus Deiner Feder stammt...?

    Ich habe nichts zitiert, die Rezi stammt aus meiner Feder, nur die Überschrift meiner Rezension ist ein Zitat und auch kenntlich gemacht.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


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