Klappentext/Verlagstext
Warme Augen, vorwitzige Ohren, die Hufe eines Champions und das Herz eines Helden: Das ist Sherman. Doch der kleine Esel strotzte nicht immer vor Lebensfreude – ganz im Gegenteil. Als Christopher McDougall ihn bei sich aufnimmt, ist er so stark verwahrlost, dass kaum jemand an sein Überleben glaubt. Fest entschlossen, Sherman seinen Lebenswillen zurückzugeben, fasst McDougall den wahnwitzigen Plan, ihn für Eselrennen auszubilden, wie man sie in den Rocky Mountains veranstaltet. Auf seinem Weg zum selbstbewussten Läufer wird Sherman von McDougalls Familie, Freunden, Nachbarn und ein paar seiner Artgenossen begleitet. Und erweist sich dabei für einige seiner Gefährten als Quelle des Trostes und der Unterstützung.
Christopher McDougall gelingt es, ein authentisches Bild des ländlichen Amerikas zu zeichnen – lebendig, liebevoll, unverkitscht. Und er führt uns vor Augen, was die meisten von uns verloren haben: die jahrtausendealte enge Verbindung von Mensch und Tier.
Der Autor
Christopher McDougall, geboren 1962, studierte in Harvard, seine journalistische Laufbahn begann er als Auslandskorrespondent der Associated Press, für die er aus Ruanda und Angola berichtete. Er war als Redakteur für Men's Health tätig und schrieb u.a. für Esquire, The New York Times Magazine und Outside. Drei Mal war er für den National Magazine Award nominiert, sein erstes Buch Born to Run (Blessing 2010) wurde ein Welterfolg. McDougall wohnt in Pennsylvania.
Inhalt
Als Christopher McDougall mit Familie im Lancaster County/Pennsylvania aufs Land zieht, lebt er in Pendlernähe zu Philadelphia und mitten unter den Amish. Hier kann man vor der Post noch sein Pferd anbinden. Eine Reise um 200 Jahre zurück, in eine Welt, in der Autos nicht erlaubt sind und Nachbarschaftshilfe das höchste Gut ist. Die McDougalls „können“ als Fremde und Anfänger im Landleben anfangs nicht viel mehr als Hühner halten, lassen sich aber bald von der Gemeinschaft mitreißen, in der sich jemand allein deshalb eine Ziege kauft, weil er sie so hübsch findet. Christopher McDougall ist also schon abgehärtet gegen das Schleppen von Futtersäcken, als sein diplomatischer Nachbar einem Tier-Messie dessen völlig vereinsamten und verwahrlosten Esel abschwatzt, damit er sich bei den McDougalls erholen kann. Da Tiere mit phantasievollen Namen in der McDougall-Familie stets besonders kapriziösen Unfug angestellt haben, soll der neue Gefährte möglichst schlicht Sherman heißen.
Den frisch gebackenen Eselsbesitzern stehen sofort Nachbar Amos, eine Tierärztin und ein begnadeter Tierflüsterer zur Seite, um Sherman beizubringen, dass er ein Esel ist. Der Ziegenbock Lawrence hat sofort die Therapeutenrolle für den Neuen übernommen, aber Sherman soll doch kein Ziegenverhalten lernen! Da Esel Bewegung brauchen, um ihre Nahrung verdauen zu können, und eine Aufgabe, um nicht depressiv zu werden, müssen Sherman und seine Pflegefamilie laufen. Hast du nicht gesehen, sind wir bei McDougalls Thema „Born to run“, das ihn berühmt machte und mit dem er bei seinen Nachbarn offene Türen einrennt. Laufen in der Gruppe bringt Spaß und man muss dabei nicht wie in anderen Sportarten halbnackt herumspringen, was den Amish nicht erlaubt wäre. Schließlich versteigt sich das Team MacDougall sogar zur Teilnahme an einem traditionellen Eselslauf mit Goldsuchergepäck in über 3000m Höhe der Rocky Mountains. Und wer McDougall kennt, ahnt, dass es ein kompliziertes Unternehmen sein wird, bei dem viel über die Psyche von Eseln zu lernen ist …
Fazit
Shermans Schicksal wird als Geschichte und Vorvorgeschichte der Menschen erzählt, die den McDougalls geholfen haben, gemeinsam für den Esel exzentrische Ideen umzusetzen und ihn glücklich zu machen. Inzwischen selbst ein begnadeter Amish-Netzwerker, ordnet der Autor um Sherman herum ein ganzes Universum von Kümmerern an. Jedes Kapitel holt zunächst aus und berichtet, wie die Beziehung zu dieser Person und deren Netzwerk entstand und warum gerade sie sich so für den Pflege-Esel engagiert. Im Grund ist Sherman der Auslöser, um über eine erstaunlich funktionsfähige und anpassungsfähige Gemeinschaft zu erzählen und wie die „Englischen“, die Fremden aus der Stadt, sich damit arrangieren. Man erfährt als Leser, wie Tiere, Bewegung und Glücksgefühle zusammenhängen und deshalb therapeutisch wirken, aber auch über die Amish in Pennsylvania und wie sie noch heute mit jahrhundertealten Regeln leben. Gemeinschaft bedeutet, dass Einzelne zwar nicht unbedingt ihre Wünsche durchsetzen können, sich jedoch am Ende ein Konsens finden lässt, der alle zufrieden macht. Sherman war auch Therapeut eines schwer depressiven Geschwisterpaares mit Selbstmordabsichten und eines Jugendlichen, den sein Vater „neurodivers“ nennt. Hier wäre eine Triggerwarnung angebracht gewesen.