Gerd Frank - Totmacher 6 - Das Monster der Anden und andere unheimliche Kriminalfälle lateinamerikanischer Serienmörder (1880-2014)

  • Kurzmeinung

    Ambermoon
    Zwar interessanter, jedoch oberflächlicher und reißerischer Einblick in die dunkle Seite Lateinamerikas mit seinen Serie
  • ">>Wie viele es waren? Das weiß ich nicht mehr, bei 100 hab ich aufgehört zu zählen.<<"
    (Laerto Patrocínio Orpinelli / S. 134)


    Gerade an so heißen Sommertagen hat man beim Gedanken an Lateinamerika Vorstellungen wie heiße Sambaklänge, Piña Colada, kubanische Zigarren, Empanadas oder Lionel Messi. Doch die lateinamerikanischen Länder haben auch ihre dunklen Seiten, welche vor allem die Bevölkerung zu spüren bekommt und die von Tourist*innen nur zu gerne ausgeblendet werden. Man möchte sich damit ja nicht sein Mojito-Geschlürfe verderben lassen.


    Armut, hohe Kriminalitätsrate, Dorgenkartelle und Korruption sind für viele dort Alltag. Alltag durch den man nicht alt wird - im wahrsten Sinne.

    In einer Welt, in der die Sterblichkeitsrate alleine durch Bandenkriege und Drogen schon stark erhöht ist, können Serienkiller oft ungehindert ihrem "Job" nachgehen, ihren Trieben freien Lauf lassen. Die Polizei hat mit der Kriminalität schon genug zu tun, in die sie nicht selten selbst involviert ist, und stufen so manchen Mord als "Kartell"-Mord ein.

    Doch hin und wieder erschüttern Morde oder furchtbar zugerichtete Opfer selbst die hartgesottenen Polizisten und bringt sie auf die Spur eines grausamen Serienkillers.


    Der Autor Gerd Frank hat sich in diesem Buch "Totmacher 6 - Das Monster der Anden und andere unheimliche Kriminalfälle lateinamerikanischer Serienmörder (1880-2014)" mit ein paar dieser berühmt-berüchtigten Serienkillern beschäftigt und gewährt den Leser*innen einen kleinen Einblick - einen Einblick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.


    Zum Beispiel trieb in Mexiko von 1880-1908 der "Mexikanische Ripper" sein Unwesen, "Die Bestie von Guatemala" ermordete im Jahr 1946 innerhalb von vier (!!) Monaten fünfzehn (!!) Jungen im Alter von 10-16 Jahren. In Chile vergewaltigte und ermordete ein Taxifahrer zwischen 1998 und 2001 vierzehn Frauen, oder zwischen 2011 und 2014 hielt ein Serienkiller Brasilien in Atem. Er "spezialisierte" sich auf junge Mädchen, Obdachlose und Transvestiten.


    "Tiago Henrique Gomes da Rocha gestand, von seinem Motorrad aus insgesamt 39 Mordtaten an Schülerinnen, Hausfrauen, Obdachlosen und Transvestiten begangen zu haben, an Menschen, die offenbar zur falschen zeit am falschen Ort gewesen waren. Denn er habe keines seiner Opfer gekannt."
    (S. 159)


    Aber auch Frauen und ebenso Jugendliche, fast noch Kinder, haben sich ihren Platz in diesem Buch "verdient" und sie gingen ebenso brutal und grausam vor.


    Der Autor beleuchtet hierbei nicht nur die Vorgehensweise und die Ermittlungen, sondern auch die sozialen und familiären Verhältnisse der Täter und dabei stellt sich, wie so oft, die Frage: "Wird man zum Mörder gemacht oder schon böse geboren?". Denn eins haben Opfer und Täter immer gemeinsam - sie gehören der untersten sozialen Schicht an und sind von Armut und Gewalt geprägt, wo wir wieder bei den seit jeher herrschenden politischen, sozialen und gesellschaftlichen Einflüssen Lateinamerikas wären. Diese scheinen eng verknüpft mit den grausamen Taten der Killer*innen zu sein.


    "Noch bevor er ein Jahr alt war, verstarb seine Mutter, woraufhin sein Vater ein zweites Mal heiratete. Weil die Stiefmutter sich immer eine Tochter gewünscht hatte, steckte sie den Jungen oft und gerne in Mädchenkleider, was dazu führte, daß der kleine Daniel in der Schule unentwegt gehänselt und gemobbt wurde. Dieser Zustand belastete seine Psyche auf Dauer erheblich."
    ("Die Bestie vom Mangrovenwald" - S. 81)


    Das hört sich nun nach einer äußerst interessanten Lektüre an und doch bin ich von diesem Buch etwas enttäuscht. Im Grunde reißt der Autor die einzelnen Fälle nur kurz an, kratzt nur an der Oberfläche. Ein Serienkiller-Porträt umfasst höchstens drei Seiten, wobei nicht selten eine halbe Seite die Aufzählung der Opfer beinhaltet und ein Bild als Platzhalter dient. Im Grunde würde man alle Informationen wohl auch im Internet erhalten und es scheint, dass der Autor auch nichts anderes getan hat als Google zu befragen.


    Zudem wirkt alles sehr reißerisch, denn die Vorgehensweise und somit das Zurichten der Leiche, scheinen hier im Vordergrund zu stehen. Dies wird nämlich explizit beschrieben und auch so manche Bilder scheinen darauf abzuzielen die Leserschaft zu schockieren. Für Zartbesaitete ist dieses Buch also definitiv nichts.


    "Hinter den Mauern und in der Kloake wurden wahre Unmengen verwesenden Fleisches, blutige Fetzen und Kleidungsstücke entdeckt, welche einen unerträglichen Gestank verursachten. Als man in der ekelhaften Masse zudem einen kleinen menschlichen Schädel und ein paar Kinderbeine erblickte, war allen Beteiligten klar, was vor sich gegangen sein musste."
    ("Die Kinderzerstücklerin von Mexiko-Stadt" / S. 21)


    Fazit:

    Für diejenigen, welche einen kurzen und schnellen Blick in Serienkiller-Porträts von Lateinamerika werfen wollen, ist dieses Büchlein sehr wohl geeignet.

    Mir persönlich war es zu oberflächlich und reißerisch. Ich hatte das Gefühl, dass ich wohl durch googeln ebenfalls diese Informationen erhalten hätte.

    Trotzdem konnte mich diese Lektüre durchaus für ein paar Stunden fesseln. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    ©Pink Anemone (inkl. Bilder und Link zu meinem True-Crime-Summer-Worldtrip)