Kathleen Freitag - Die Seebadvilla

  • Klappentext

    Ahlbeck, 1952: Gemeinsam mit ihren Töchtern Henni und Lisbeth führt Grete eine kleine Pension auf Usedom. Das Leben in der DDR ist nicht einfach für die drei Frauen. Dass sie ein eigenes Unternehmen führen, ist der Regierung ein Dorn im Auge.

    München, 1992: Zwischen den Sachen ihrer Mutter Henni findet Caroline einen Brief, in dem es um die Rückeignung einer Villa auf Usedom geht. Noch nie hat Caroline von dem Anwesen gehört. Sie stellt ihre Mutter zur Rede, doch Henni will nicht über damals sprechen, und so beschließt Caroline, auf eigene Faust an die Ostsee zu fahren ...

    Meinung

    Ein Stück deutsche Geschichte, aus jedem Teil Deutschland etwas.

    So intensiv wird selten über die Anfangsjahre der DDR erzählt. Das Buch fängt im Jahr 1952 an, eigentlich geht es den Menschen in Deutschland wieder gut. In der BRD ist die Freiheit das höchste Gut und wird von allen geschätzt und gehütet. In der DDR das Gegenteil wer noch ein kleines Stück Freiheit besitzt wird verfolgt und muss hart dafür bezahlen.

    Nach der Wende werden diese Wunden wieder durch die gut gemeinte Idee der Wiedergutmachung und Rückgabe von ehemaligen Eigentum aufgerissen.

    Wie geht man als junger Mensch, der das alles nicht erlebt hat und nun die Großmutter und Mutter zweifeln sieht, damit um.

    Alle diese Emotionen beschreibt die Autorin intensiv, den Umgang miteinander und die Folgen des DDR Regimes.

    Für uns Nachgeborene eine interessante Geschichtsstunde da hier im Detail beschrieben wird was wir sonst nur als großes Paket Informationen bekommenin

  • 1992 München. Als Caroline ihrer Mutter Henriette „Henni“ Faber beim den Vorbereitungen zu einem Umzug hilft, findet sie beim Stöbern neben einem alten Foto auch ein Anwaltsschreiben, indem es um die Rückübertragung einer alten Usedomer Villa geht. Caroline hat noch nie etwas davon gehört, aber als sie Henni darauf anspricht, macht diese dicht und lässt nicht mit sich reden. Carolines Neugier treibt sie erst zu ihrer dementen Großmutter Grete nach Berlin und dann nach Usedom, um das Geheimnis zu lüften…

    1952 Ahlbeck. Grete betreibt mit Hilfe ihrer Töchter Lisbeth und Henni eine kleine Pension, die ihnen ihr Auskommen sichert. Sie wehrt sich gegen die Enteignung und Verstaatlichung ihres familiengeführten Hauses durch das DDR-Regime und sieht sich tagtäglich Anfeindungen und Repressalien ausgesetzt, die immer schlimmer werden…


    Kathleen Freitag hat mit „Die Seebadvilla“ einen unterhaltsamen und berührenden Roman vorgelegt, der neben einer schön gestrickten Geschichte über zwei Zeitebenen auch eine wunderbare historische Hintergrundrecherche offenbart, die der Handlung viel Authentizität verleiht. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil der Autorin veranlasst Leser von Beginn an ein tolles Kopfkino, so sieht er nicht nur das wunderschöne Usedom vor sich, spürt die Seeluft auf der Haut, während der Sand unter den Füssen knirscht, sondern darf auch gemeinsam mit Caroline ein altes Familiengeheimnis aufdecken, indem er sich mit ihr daran macht, die Vergangenheit wieder aufzurollen. Bei der historischen Recherche für ihren Roman hat die Autorin gute Arbeit geleistet, der Leser erfährt über die erbarmungslosen Methoden der DDR-Regierung, um Menschen zu drangsalieren, die nur ihr eigen Hab und Gut schützen und in der Familie halten wollten. Dabei offenbart sich auch, wer linientreu und gleichzeitig neidisch auf seine Mitmenschen und Nachbarn ist, die sich bisher erfolgreich zur Wehr setzten. Wechselnde Perspektiven, die mal die Gegenwart und mal die Vergangenheit wiederspiegeln, steigern die Spannung und lassen trotzdem jede Menge Gefühle im Leser aufsteigen, die ihn den Protagonisten sehr nahe bringen.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und realistisch in Szene gesetzt, so dass der Leser ihnen aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit nur zu gerne durch die Handlung folgt und mit ihnen so einiges durchsteht. Caroline ist eine hilfsbereite, offene und freundliche Frau, die mit einer gesunden Neugier ausgestattet ist und sich nicht so schnell von ihrem Vorhaben abbringen lässt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Henriette (Henni) hat zu viel erlebt und die Dinge in ihrem Herzen begraben, um nach vorn sehen zu können. Doch die Vergangenheit holte einen immer wieder ein, damit man sich ihr endlich stellt und darin Frieden findet. Grete ist zwar dement, doch in ihren lichten Momenten kommen die Erinnerungen wieder, dann gelingt ihr der Blick zurück. Aber auch Lisbeth spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte, die rundum sehr gelungen ist.


    „Die Seebadvilla“ ist ein unterhaltsamer Roman mit Tiefgang, der die deutsch-deutsche Geschichte wieder sehr präsent werden lässt. Ein einfühlsamer und fesselnder Erzählstil sowie eine geschickt verpackte Handlung über zwei Zeitebenen schenken dem Leser eine schöne Auszeit und einen Ausflug in die Vergangenheit. Verdiente Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten