Matthias Brandt - Raumpatrouille

  • Kurzmeinung

    SiriNYC
    Humorvoll und herzerwärmend, ohne kitschig zu sein. Sehr gelungener Stil.
  • Kurzmeinung

    anemone75
    Lakonische Sprache, unspektakuläre Geschichten aus der Kindheit eines Politikersohns und doch ein kräftiger Sog
  • Klappentext:

    Die Geschichten in Matthias Brandts erstem Buch sind literarische Reisen in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier mit einem ganz besonderen Blick untersucht wird: der Kosmos der Kindheit. In diesem Fall einer Kindheit in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einer kleinen Stadt am Rhein, die damals Bundeshauptstadt war. Einer Kindheit, die bevölkert ist von einem manchmal bissigen Hund namens Gabor, von mysteriösen Postboten und kriegsbeschädigten Religionslehrern. Es gibt einen kauzigen Arbeitskollegen des Vaters, Herrn Wehner, einen Hausmeister und sogar einen Chauffeur, da der Vater gerade Bundeskanzler ist. Erzählt wird von kuriosen Fahrradausflügen, monströsen Fußballniederlagen und von gleichermaßen geheimnisumwobenen wie geliebten Eltern, von einer Kindheit, zu der neben dem Abenteuer und der Hochstapelei auch Phantasie, Gefahr und Einsamkeit gehören.
    Matthias Brandt zeigt mit seinem literarischen Debüt, dass er nicht nur ein herausragender Schauspieler, sondern auch ein großartiger Schriftsteller ist.
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    Zum Autor:

    Matthias Brandt, geboren 1961 in Berlin als jüngster Sohn von Rut und Willy Brandt, ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler. Er war an renommierten deutschsprachigen Theatern engagiert, in den letzten Jahren arbeitete er hauptsächlich vor der Kamera. Für seine Leistungen ist er vielfach ausgezeichnet worden. - Amazon


    Inhalt:


    Alles anders

    Das Tor zum Garten untersteht den Wächtern. Einer davon ist Matthias besonders zugetan.


    Kleiner Schritt noch

    Die Mondlandung


    Unnatürliche Stille

    Tod des Hundes.


    Du und ich

    Allein mit der Mutter nach Norwegen in deren Heimat.


    Puppenkönig

    Zum Kakaotrinken bei den Nachbarn: Heinrich und Wilhelmine Lübke.


    Sport und Musik

    Die kurze Karriere als Fußballtorwart.


    Die anderen

    Wenn die Familie eines Bundeskanzlers auf die Kirmes geht.


    Attaché

    Berufswunsch: Briefträger.


    Kein Laut

    Mobbing und Freundschaft.


    Welthölzer

    Willy Brandt (+ Sohn) und Herbert Wehner auf gemeinsamer Fahrradtour zwecks Beseitigung persönlicher Zwistigkeiten.


    Blau, gelb und weiß

    Matthias fackelt sein Zimmer ab. Für einen höheren Zweck.


    Langsam besser

    Wenn das Kind krank ist.


    Nirgendwo sonst

    In der Familie eines Freundes ist alles anders als zuhause. Viel besser. Viel besser?


    Was ist

    Matthias möchte, dass sein Vater ihm vorliest. Aber er traut sich nicht, den viel beschäftigten Bundeskanzler darum zu bitten.


    Meine Meinung:

    Wie sich aus den kurzen Inhaltsangaben zeigt, sind die Kurzgeschichten dieses Buches autobiographisch, und Matthias Brandt versteckt weder sich noch den Vater hinter Schlüsselfiguren. Für einen Zeitgenossen, der in den gleichen Jahren aufgewachsen ist wie der Autor, bietet das Buch unzählige Momente der Nostalgie und des Wiedererkennens von Kleidung, Sport, Fernsehsendungen und mehr.


    Brandts Sprachstil ist einfach, aber treffend, und was er erzählt, ist nichts Besonderes. Besonders werden die Erzählungen nur dadurch, dass er Sohn eines Bundeskanzlers war und mit Sicherheitsleuten vor der Tür, einem Chauffeur am Steuer in einer Dienstwohnung (-haus) aufwachsen musste. Wobei er Freiheiten genießen, bzw. sich herausnehmen konnte, von denen Politikerkinder heute nur träumen.

    Was sich nie ändert und in Brandts Geschichten nicht explizit, sondern zwischen den Zeilen zu lesen ist: Der Schmerz, dass der Vater immerzu mit sehr wichtigen Dingen beschäftigt ist und dazu viel Ruhe in den kurzen Zeitphasen braucht, in denen der zuhause ist, so dass der Sohn hintenan steht und sich am Ende nicht traut, um väterliche Beachtung zu bitten. Und die Überraschungsmomente, wenn der Vater sich dem Kind zuwendet.


    Wer in den 1960ern aufgewachsen ist und überdies kurze pointierte Erzählungen mag, könnte sich beim Lesen dieses Buches fühlen, als kehre er heim.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Kurz nach der Veröffentlichung hatte ich mir dieses Buch schenken lassen, um es dann nach erfolglosem Leseversuch bei momox weiterzuverkaufen... Mir kam es damals einfach zu belanglos vor.


    Jetzt habe ich ihm eine zweite Chance gegeben, es von PotatoPeelPie ertauscht und siehe da, dieses Mal hatte er mich... also er, der Autor.


    Ja, ich gebe zu, dass ich vor meinem inneren Auge immer den erwachsenen Matthias Brandt sah, der dieses Buch schreibt und daher eigentlich gerne sagen würde, dass es sich um eine sehr „sympathische“ Erzählung handelt. Aber können Geschichten sympathisch sein...?

    Wahrscheinlich ist es eher so, dass man sowohl eine große Sympathie für den kleinen Jungen entwickelt, der hier vorgestellt wird, als auch eine große Sympathie für den Autor, der mit wirklich schönen kitschbefreiten Worten diesen Kosmos der 60er/70er - Jahre wiedergibt.

    Schreiben kann er wirklich, der erwachsene Matthias Brandt.


    Vier Sterne von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:.