Verlagstext:
William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen gefunden. Die Kisten standen im innersten, fensterlosen Raum des Hauses. Stammt das Geld etwa aus einem Raubüberfall, der fast zwanzig Jahre zurückliegt? Unterstützung bekommt Wisting von Adrian Stiller, der sich gerade mit dem ungeklärten Verschwinden des möglichen Täters befasst. Doch wie gelangte das Geld in den Besitz des Politikers? Oder stammt es gar aus einer ganz anderen Quelle?
(Quelle: amazon.de)
Meine Meinung:
Dies ist mal wieder ein grandioser Krimi um den Ermittler William Wisting und seine Tochter Line. Von der ersten bis zur letzten Seite spannend, werden gleichzeitig große Lebensfragen aufgefächert: Wie stellt sich das Verhältnis von Gemeinwohl und individuellem Wohl dar? Unter welchen Umständen sieht man nur das, was man sehen möchte, und blendet andere Aspekte eines Geschehens einfach aus? Was kann existenzielle Angst mit Menschen machen? - Vor allem diese gesellschaftspolitischen Fragestellungen, die der Krimi anreißt, werden sicher noch eine Weile in mir nachhallen.
Jørn Lier Horst schreibt flüssig, packend und schafft es vor allem, bei mehreren ineinander verschlungenen Fällen eine große Fülle von ProtagonistInnen so einzuführen und die Fäden fortzuspinnen, dass ich nie den Überblick verloren habe, wer wohin gehört und wie es aktuell gerade zusammenhängt. Lediglich den Umstand, dass
die gefundene Beute des Raubüberfalls tagelang im Privathaus des Ermittlers aufbewahrt wird,
fand ich komplett unrealistisch und habe dafür ein halbes Sternchen abgezogen.
Erfreulicherweise halten sich die Entwicklungen im Privatleben der Ermittelnden in Grenzen. Da mir noch einige Vorgängerbände fehlen, hatte ich Sorge, mich zu spoilern, was die Lebenssituation von William Wisting und Line betrifft. Dies ist zum Glück nicht geschehen. Gut gefallen hat mir, wie einfühlsam der Autor Gedanken zu Lines Situation als alleinerziehender Mutter einflicht - nicht im Vordergrund, nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber ihre Schwierigkeiten, die Betreuung ihres Kindes und ihre Berufstätigkeit unter einen Hut zu bekommen, werden durchaus kritisch benannt.
Beim finalen Showdown hat es mir besonderes Vergnügen bereitet, dass ich den Ort von meinen Norwegenreisen her gut kenne und daher sehr deutlich vor Augen hatte.