Homer Hickam - Die Schneekönige von Coalwood / The Coalwood Way: A Memoir

  • Verlagstext
    West-Virginia 1959. Sonny erfasst eine unerklärliche Verlorenheit und Schwere. Eigentlich liebt er es, Raketen in den Himmel steigen zu lassen, doch die trostlose Bergarbeiterstadt hat seine Träume längst tief in den dunklen Schächten ihrer Mine begraben. Liegt es am kommenden Winter? An einer unerfüllten Liebe? Sonny will sich nicht fügen: nicht seinen unerfüllten Plänen, nicht seiner verbissenen Einsamkeit, den tristen Schneefeldern oder seinem eisigen Vater. Also macht er die Not zur Tugend: Er schaut sich die Menschen der Stadt genauer an - und sieht plötzlich alles neu: Vielleicht gibt es doch einen Weg, in Coalwood zu leben - man muss das Leben in Coalwood nur finden.


    Der Autor
    Homer Hickam (auch bekannt als Homer H. Hickam, der Jüngere) wurde für seine unter dem Titel "October Sky" verfilmte Autobiografie "Rocket Boys" mehrfach ausgezeichnet. Der ehemalige Bergwerksarbeiter, NASA-Ingenieur und Vietnamveteran ist ein begeisterter Hobbypaläontologe. Er lebt abwechselnd in Alabama und auf den Virgin Islands.


    Die Coalwood-Serie
    1. Rocket Boys/October Sky (engl. 1998)
    2. Die Schneekönige von Coalwood/The Coalwood Way (engl.2000)
    3. Sky of Stone ( engl. 2001)
    4. We Are Not Afraid (engl. 2002)
    # Albert muss nach Hause: Die irgendwie wahre Geschichte eines Mannes, seiner Frau und ihres Alligators (Geschichte von Elsie und Homer senior) kann unabhängig von der Serie gelesen werden


    Inhalt
    In den Bergen von West Virginia ist es 1959 so kalt, dass das abgemagerte Wild auf Futtersuche bis in die Orte herunterkommt. „Sonny“ Hickam, der im ersten Band mit seinen Freunden (angeregt durch den Sputnik-Flug) erfolgreich eine Rakete konstruiert hatte, tüftelt noch immer an seinem Projekt. Die Flughöhe, die Brennkammer, die keramische Beschichtung, evtl. eine kleine Passagierkabine für ein Tier - es gibt immer etwas zu verbessern. Die Jungs haben sich selbst Trigonometrie beigebracht, noch ehe es Schulstoff war. Sie werden von einer starken Fanbase unterstützt, ihrer Physiklehrerin, Basil, dem Journalisten der Lokalzeitung, und den Mechanikern des Bergwerks. Doch in Homer Hickam juniors letztem Schuljahr ist aus Spaß längst Ernst geworden. Homer will seinen Schulabschluss mit Bestnoten schaffen, um Ingenieur in Cape Canaveral zu werden und auch „Professor‘“ Quentin plant mit der Gruppe während der Wissenschaftswoche der Schulen einen Preis zu gewinnen, um sich damit ein Stipendium zu verdienen. Bisher kannten die Leute von Coalwood nur Sportstipendien als Eintrittskarte zum College.


    Vater Homer Hickam senior hat sich vom Steiger zum Zechenleiter hochgearbeitet – und ihm als Kind einer Bergarbeiter-Familie fällt es sichtlich schwer, sich seinen jüngeren Sohn als Raketentechniker vorzustellen. Coalwood funktioniert nach einem simplen Prinzip. Die Zeche liefert Wohnungen, Arztbehandlung, Bildung und Kultur, den Lebensmittelladen, es gibt sogar eigene Geldscheine im Ort. Gezahlt wird jedoch nur an die, die im Bergwerk arbeiten oder „von hier stammen“. Wer den Ort verlässt, wird nicht wieder in die Gemeinschaft aufgenommen - ein verheerendes Signal für Schüler, die fortgehen müssen, um ihre Ausbildung abzuschließen. Verunglückt ein Bergmann, haben er oder seine Witwe den Ort zu verlassen. In der Krise des Kohlenbergbaus bricht das System zusammen. Homer senior steht unter dem Druck, aus einem unprofitablen Bergwerk mit immer weniger Arbeitskräften maximalen Gewinn herauszuholen. Schon während des Krieges wurde ein Abbaubereich geschlossen, der so gefährlich war, dass die Männer sich lieber zur Armee meldeten, als dort zu arbeiten. Doch nun will Sonnys Vater den Zugang zu einem neuen Flöz freisprengen lassen, um keine Bergleute entlassen zu müssen. Koste es, was es wolle. Parallel zu diesen Ereignissen tüfteln die Jungen weiter an ihrer Rakete, Sonny entdeckt, welch liebenswerte Mädchen es doch in Coalwood gibt, und seine Mutter bereitet ihren Plan B vor, für die Zeit, wenn Homer senior mit seiner Staublunge nicht mehr arbeitsfähig sein wird. Die Handlungsstränge laufen in einem etwas zu märchenhaften letzten Aufbäumen des Orts zusammen. Während ich vor 20 Jahren im ersten Band nur mit den Jungen und ihrem Raketenbau mitfieberte, bleiben mir aus der Fortsetzung die liebenswerten, anstrengenden und anrührenden Figuren in Erinnerung - an erster Stelle Mutter Elsie, die sich ihren Traum vom Palmenstrand an die Küchenwand pinselt. Sonny und seine Freunde sind inzwischen um die 16 Jahre alt, ein Alter, in dem sie Autofahren und sich zum Militärdienst bewerben können, in dem Eltern, Lehrer und Pfarrer jedoch noch ein strenges Auge auf sie haben. Ganz Coalwood erzieht mit - und Elsie Hickam erfährt von Sonnys Eskapaden oft, noch ehe er seine Schuhe ausgezogen hat.


    Fazit

    Homer Hickam erzählt die anrührende Geschichte Coalwoods weiter. Allerdings idealisiert er mit Fortschreiten der Handlung zunehmend die unselige Verbindung aus Manchester-Kapitalismus, Rassentrennung, Religion und Heimatverbundenheit in einem abgelegenen Landstrich. Beim Lesen haben sich mir oft die Haare gesträubt und die Weihnachts-Glückseligkeit hinterlässt einen schalen Geschmack.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow