Der Attentäter - Seiten 1-118

  • Ja, das mit den Namen ist immer so eine Sache. In diesem Buch ging es jedoch für mich. Auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, wie man diese serbischen Namen richtig ausspricht, ヽ(ヅ)ノ .... aber zumindest hatte ich keine Probleme damit, sie mir zu merken. Sehr viel schwerer fällt mir das jedoch immer bei diversen High-Fantasy Namen und Wortgebilden. Das verwirrt mich zu Anfang immer total und raubt mir ein bisschen Leselust. :uups:

    Liebe Grüße von der Federfinderin :dwarf:


    Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine zutiefst kranke Gesellschaft zu sein. ~Jiddu Krishnamurti ~

  • Dienstag, 23. Juli S- 59 bis Ende des Abschnitts


    Die drei jungen Aktivisten und ihre Lebensumstände in
    Belgrad werden hier vorgestellt, die ärmliche Unterkunft, welche sie sich
    teilen. Gavrilo bietet seinen Gefährten den Schlafplatz in der von seinem Bruder
    bezahlten Wohnung. Aber tut er dies aus reiner Freundschaft – oder hat er schon
    vorher nationalistische Pläne und nimmt so die Ansteckung seiner Gefährten
    wissentlich, wenn nicht sogar vorsätzlich in Kauf?


    Die Einblicke in das Familienleben in der erzherzoglichen
    Familie haben mich doch überrascht, nachdem, was ich sonst über die
    Gepflogenheiten der Zeit gelesen habe. Die Ungezwungenheit, mit der die Eltern
    sich um die Kinder gekümmert haben. Wie sehr waren die Kinder am Hof in das
    Zeremoniell eingebunden, wo doch die Mutter schon nicht gern gesehen war?

    Die Vorstellung von Eisenbahn und Telefon zu der Zeit ist interessant, und für mich kaum noch vorstellbar, obwohl ich doch auch noch mit dem Wählscheiben-Telefon
    aufgewachsen bin

    Veritas temporis filia - Die Wahrheit, Tochter der Zeit (Aulus Gellius)
    :study: Daniel Kehlmann - Lichtspiel :musik:


  • Gavrilo bietet seinen Gefährten den Schlafplatz in der von seinem Bruder bezahlten Wohnung. Aber tut er dies aus reiner Freundschaft – oder hat er schon vorher nationalistische Pläne und nimmt so die Ansteckung seiner Gefährten wissentlich, wenn nicht sogar vorsätzlich in Kauf?

    Interessanter Gedanke. Ich glaube aber nicht dass er wirklich absichtlich mit ihnen zusammenwohnt um seine Freunde anzustecken. Ich habe auch gerade nochmal nachgeschaut. Die Wohnung hat ihnen Danilo beschafft. Gavrilo hätte nur eine eigene haben können weil er von seinem Bruder Geld bekommt. (S. 62) Das verstehe ich nun so dass sie erst seit sie vorhaben das Attentat zu begehen zusammen in dieser Wohnung leben. Was vorher war weiß ich gerade nicht ob das erwähnt wurde und ich das nur vergessen habe, habe gerade jedenfalls nichts dazu im Kopf.


    Was deine Gedanken zum Telefon angehen: Ja, schwer vorstellbar. Wenn man einfach jederzeit hätte telefonieren können, so wie das heute möglich ist, wäre sicher vieles ganz anders gekommen. Aber Informationsweitergabe war zu der Zeit ja noch recht schwierig.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Das ist so tragisch wenn man genau weiß wie es endet und "zusehen" muss wie Sophie sich die ganze Zeit Sorgen um ihn macht und noch sagt dass sie ohne ihn gar nicht wüsste wie sie weiterleben soll.

    Das fand ich auch ganz schlimm, vor allem auch die Kinder, die sich schon auf die Rückkehr ihrer Eltern freuen.:cry:

    2024 gelesen: 15 Bücher / 6388 Seiten


    :study: Schönwald - Philipp Oehmke

    :study: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! - Dora Heldt

  • Das Schicksal der drei Kinder hat mich bei dem ganzen Drama eigentlich am meisten beschäftigt. Schrecklich, in so jungen Jahren von jetzt auf gleich Vollwaise zu werden :cry:

    Liebe Grüße von der Federfinderin :dwarf:


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  • Ich glaube, man sollte ihm keine derartige Heimtücke unterstellen. Gavrilo ist in Sarajevo von der Schule geflogen und nach Belgrad gegangen, um dort weiter zur Schule zu gehen. Und das lange vor irgendwelchen Attentatsideen. Sein Bruder hat ihm regelmäßig Geld geschickt, nicht viel, aber genug, um zu essen und sich ein bescheidenes Zimmer zu mieten. Seine beiden Freunde, auch aus Sarajevo, waren Ausreißer von zu Hause. Trifko lebte von seltenen Gelegenheitsjobs, Nedeljko hatte seine Arbeit in einer Druckerei verloren. Also unterstützte Gavrilo die beiden mit dem wenigen Geld, das er hatte. Er selbst verzichtete auf ein eigenes Zimmer und das Zimmer in der Wohnung, wo sie hausten, hatte Danilo ihnen vermittelt. Ob sie dort Miete zahlten, weiß ich nicht einmal. Ich glaube nicht. Es sollte auch nur vorübergehend sein. Die Idee zum Attentat kam erst später, als Gavrilo von der Reise des Thronfolgers in der Zeitung las.

  • Das ist so tragisch wenn man genau weiß wie es endet und "zusehen" muss wie Sophie sich die ganze Zeit Sorgen um ihn macht und noch sagt dass sie ohne ihn gar nicht wüsste wie sie weiterleben soll.

    Das fand ich auch ganz schlimm, vor allem auch die Kinder, die sich schon auf die Rückkehr ihrer Eltern freuen.:cry:

    Das Schicksal der drei Kinder hat mich bei dem ganzen Drama eigentlich am meisten beschäftigt. Schrecklich, in so jungen Jahren von jetzt auf gleich Vollwaise zu werden :cry:

    Ja, ist bei mir auch so. Die drei sind ja noch recht jung und dann gleich die Eltern verlieren ist wirklich traurig. Mit den ganzen politischen Dingen haben die Kinder ja noch nichts am Hut. Für sie sind das eben ihre Eltern und fertig. Zumal sie ja vermutlich sowieso kein so strenges Leben hatten, da sie ja nicht als Thronfolger in Frage kamen. Bei möglichen Thronfolgern sieht die Erziehung ja gerne mal etwas strenger aus.

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  • Attentate waren zu der Zeit tatsächlich nicht selten. Hier eine Liste.

    Was für eine lange Liste... Napoleon war wohl recht geübt in Attentaten gegen ihn. Ist ja wahnsinn.

    Da gibts bei uns ja heutzutage doch recht deutliche Sicherheitsmaßnahmen. So einiges würde jetzt wohl nicht mehr so leicht funktionieren. Aber wir haben ja auch ganz andere Möglichkeiten inzwischen.


    Als Sophie und Franz Ferdinand sich von ihren Kindern verabschiedet haben, musste ich auch innerlich schlucken. :-? Da muss ich immer an den Spruch meiner Oma denken: "Trennt Euch von niemandem im Streit, ihr wisst nicht, ob ihr ihn nochmal wieder sehen werdet." Das Schicksal ist manchmal wirklich grausam!

    Eine sehr kluge Oma hast (oder hattest) du da! Daran versuche ich mich auch immer zu halten. Vor allem bei denen die mir wichtig sind.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

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  • Leider bin ich immer noch bücherlos. :( Wie sieht es bei dir aus, wanderer.of.words? Hast du etwas beim Verlag rausfinden können, Ulf Schiewe? :-k

    Studentine Bei mir ist heute auch nichts eingetroffen


    Leider bin ich immer noch bücherlos. :( Wie sieht es bei dir aus, wanderer.of.words? Hast du etwas beim Verlag rausfinden können, Ulf Schiewe? :-k

    ich frage mal nach.


    Das ist lieb, danke

    "Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicher unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse." (Oscar Wilde)


  • Ich habe zwar von Büchertreff die gesamte Liste aller Gewinner mit ihren richtigen Namen und Adressen erhalten, aber nicht die dazugehörigen Forumsnamen. Deshalb kann ich euch gar nicht einordnen. Bitte schickt mir eine Mail entsprechend, damit ich die fehlende Sendung reklamieren kann. :)

  • Das freut mich, dass ihr beiden nun auch endlich ein Buch habt! Viel Spaß beim Lesen! :applause:

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  • Prolog bis Ende Dienstag, 23.Juni 1914

    Mit dem ersten Leseabschnitt bin ich durch. :)


    Wie alle anderen dachte ich auch zuerst, dass es sich im Prolog schon um das eigentliche Attentat handelt – sehr gut durchdachter Anfang. :thumleft: Ich bin über den Namen „Schwarze Hand“ gestolpert, aber zum Glück gibt es ein Glossar. [-X


    Tag 1

    Der Lesestart bedurfte einiger Konzentration, da etliche Figuren vorgestellt wurden und ich mich erst einmal orientieren musste, wer eigentlich wer ist. :scratch: Sehr gut gefällt mir Major Markovic - Junggeselle, der das Leben zu genießen versteht:loool:, aber dennoch ehr- und pflichtbewusst rüberkommt. Wogegen der Landeschef Potiorek ja nicht der große Sympathieträger ist – er wirkt geltungs- und herrschsüchtig, ist Antisemit und äußerst unsympathisch. Sehr fahrlässig finde ich das nicht vorhandene Sicherheits- oder Risikobewusstein, trotz Warnungen, bereits erfolgten Attentaten und brodelnder Stimmung in Sarajevo.


    Außerdem wird die Thronfolgerfamilie vorgestellt, die mir sehr sympathisch ist, zumindest im Umgang miteinander. Auch die Attentäter und ihre Motivation werden erwähnt. Ich habe mich mit der damaligen Zeit und der politischen Situation noch nicht bewusst auseinander gesetzt, daher ist es sehr interessant über die Situation auf dem Balkan oder auch die allgemeine politische Lage zu lesen.


    Es werden aber nicht nur die Figuren, sondern auch die Stadt Sarajevo sehr bildhaft vorgestellt :thumleft: – ein Mix der Kulturen, Religionen und Nationalitäten. Das Buch liest sich sehr flüssig und das Thema ist super interessant.


    Tag 2

    Sehr gut gefallen mir die Pressemeldungen, die der Handlung einen Rahmen geben. Die Situation der Attentäter wird dem Leser näher gebracht, die an Tuberkulose erkrankt sind und sowieso nicht mehr lange zu leben haben. Somit wird ein Teil ihrer Motivation klar, obwohl auch sie von Zweifeln und Ängsten geplagt werden. Der andere Teil beruht auf Freiheitskampf, Heldenverehrung und ziemlich großem Nationalstolz, wobei ich hier ja wirklich Potiorek zustimmen muss, dass die Schlacht auf dem Amselfeld schon Jahrhunderte her ist.:roll: Aber sie glauben daran oder wollen es zur Rechtfertigung ihrer Tat heranziehen. Offensichtlich gab es unter den Serben sehr starken Nationalstolz, der auch nicht vor blutigen Auseinandersetzungen haltmachte. Unabhängigkeit ist dabei das Eine, aber die Serben strebten ja scheinbar sogar eine Vormachtstellung unter den slawischen Völkern an. Mich wundert allerdings, wieso die drei unerfahrenen Studenten ausgewählt wurden:-k, denn sie waren ja wirklich Amateure, die weder über die nötige Ausbildung und Waffenerfahrung verfügten noch jemals jemanden getötet haben.


    Das Erzherzogpaar gefällt mir sehr gut - ich mag sie, wie sie miteinander umgehen und schätzen. Franz Ferdinand scheint ja doch etwas beunruhigt zu sein, bittet er doch seinen vertrautesten Diener Janaczek, auf Sophie und die Kinder aufzupassen, sollte ihm etwas zustoßen. Und auch Sophie vertraut Janaczek die Sorge für ihre Kinder an. Nebenbei finde ich die damals so neuen (und für uns ganz alltäglichen) Errungenschaften der Technik wie Telefonie oder Luftfahrt total spannend.


    Dass der serbische Innenminister konkret über die Attentatspläne Bescheid weiß, hat mich doch sehr überrascht. Ein guter Abschluss des Kapitels, der zum Weiterlesen drängt. :lechz:


    Mir gefällt die unparteiische Sicht des Autors, :winken:  Ulf Schiewe, die durch die wechselnden Perspektiven der handelnden Figuren entsteht. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei und Unterteilung in Gut und Böse. Man kann sich sogar in die Attentäter einfühlen, die für die Freiheit ihres Landes kämpfen wollen, wie es so viele Menschen in der Geschichte getan haben. Wobei es natürlich andere Mittel gibt, aber ich glaube, die damalige Zeit war doch noch sehr konfliktbehaftet und überaus militaristisch geprägt.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six