Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharina-koden

  • Kurzmeinung

    zitronenfalter
    Sehr gemächlich, aber gut erzählt!
  • Kurzmeinung

    mapefue
    Cold Case unaufgeregt und genial umgesetzt
  • Leiser Krimi


    Schon vorher war mir von einer Freundin erzählt worden, dies sei ein zwar guter, aber doch recht bedächtiger Krimi. Ich kann ihr Urteil nur bestätigen. Hier wird nahezu in Echtzeit ermittelt, gründlich, aber ohne viel Blut oder Action. Die Spannung ist in diesem Buch sehr untergründig, und eher psychologisch angelegt.


    Eigentlich ist für mich auch der Titel falsch gewählt. William Wisting ist zwar der hauptsächlich zuständige Ermittler, aber er ist nicht der einzige Erzähler. Es gibt zwei weitere Perspektiven, die langsam aber sicher ins Buch eingebaut werden. Erstens die von Adrian Stiller, eines Kollegen von Wisting, der aus Oslo kommt und sich auf alte, ungelöste Fälle spezialisiert hat. Und die Perspektive von Wistings Tochter, Line. Sie ist junge Journalistin, und wird dafür abgestellt, über diesen alten Fall zu berichten, und auch noch einen Podcast dazu zu erstellen.


    Man merkt schon sehr, dass der Autor selber Kommissar war. Er schildert die notwendigen Schritte der Polizeiarbeit sehr kleinschrittig, und kann glaubwürdig vermitteln, dass diese Arbeit aus viel Routine und wenig Abwechslung besteht. Die Figur William Wisting ist sehr realistisch angelegt. Er ist ein liebevoller Großvater und Vater, und eigentlich habe ich ihn hauptsächlich in diesen Eigenschaften, also als Mensch, wahrgenommen. Der Ermittler kam für mich erst an zweiter Stelle. Das war vermutlich beabsichtigt…!


    Das Buch ist sehr „leise spannend“, so würde ich es einmal nennen. Die Spannung bezieht sich hauptsächlich aus dem Spiel zwischen Wisting und dem Hauptverdächtigen. Gleichzeitig „ermittelt“ Line auf ihre Art ja auch, da sie für die Zeitung in dem alten Fall wühlt. Und Adrian Stiller, der neue Kollege, scheint eine ganz eigene Agenda zu verfolgen… Dennoch steigert sich der Spannungsbogen gerade in den allerletzten Kapiteln noch einmal immens, weil es hier schon rein zeitlich eng wird. Die ganze Sache hätte auch haarscharf schief gehen können! Aber mehr verrate ich hier natürlich nicht.


    Am Ende werden auch ein paar wenige Fäden offen gelassen. Daraus kann ich nur schließen, dass Adrian Stiller in weiteren Bänden vorkommen wird. Scheinbar soll es noch mehr „Cold Cases“ mit Wisting geben. Ich wäre auf jeden Fall dabei!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • rumble-bee

    Hat den Titel des Themas von „Jørn Lier Horst, Wusting und der Tag der Vermissten“ zu „Jørn Lier Horst, Wisting und der Tag der Vermissten“ geändert.
  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Jørn Lier Horst, Wisting und der Tag der Vermissten“ zu „Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharina-koden“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharina-koden“ zu „Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharinakoden“ geändert.
  • "Schlimm ist es, einen geliebten Menschen zu vermissen, von dem man nicht weiß, was ihm zugestoßen ist."

    24 Jahre ist es her, das Katharina Haugen spurlos verschwunden ist. Wie jedes Jahr lässt Kommissar William Wisting dieser ungelöste Fall nicht los. Nach wie vor ist er der Überzeugung, dass Katharina nicht mehr am Leben ist, nur wie und warum musste sie sterben? Wie jedes Jahr nimmt er sich erneut die Akten des Falls vor, um neue Erkenntnisse zu bekommen. In all den Jahren hat er sich mit Katharinas Mann Martin Haugen angefreundet und trifft sich immer um dieselbe Zeit mit ihm. Doch diesmal ist Martin nicht zu Hause und Wisting macht sich Sorgen, nachdem er ihn mehrmals nicht antrifft und er nicht ans Handy geht. Wenige Tage darauf taucht der Ermittler der europäischen Cold-Case-Unit Adrian Stiller bei ihnen auf. Stiller berichtet, dass man bei einem älteren Entführungsfall Martin Haugens Fingerabdrücke gefunden hat und man deshalb Wistings Hilfe benötigt, um näheres über Haugen herauszubekommen. Doch wie will er ihnen helfen, wenn er nicht weiß, wo und was mit Haugen ist?


    Meine Meinung:
    Der Klappentext und insbesondere das Wissen, das dieses Buch durch eine wahre Begebenheit inspiriert wurde, hat mich neugierig gemacht. Ebenso wie das Jørn Lier Horst selbst leitender Kriminalbeamte in Norwegen gewesen ist, bevor er Autor wurde. Der Schreibstil ist interessant, aufschlussreich und spannend, wobei die Schreibweise eher einem Aufzählen an Ereignissen erinnert. Trotzdem hat mich dieses Buch gepackt und in den Bann gezogen, weil es viele Einblicke in die wirkliche Polizeiarbeit gab. Ich hatte das Gefühl, ständig mitten bei den Ermittlungen dabei zu sein. Und trotzdem man den Täter recht früh kannte, hat es riesigen Spaß gemacht mitzuraten und zu erleben. Ob es ums Pläne schmieden ging, wie man den Täter nervös machen kann oder man die Presse benutzt um einen Täter zum Überführen. Jedes diese Details war für mich recht stimmig und ich konnte mir gut vorstellen, das es durchaus Wirklichkeit so abläuft. Mit William Wisting hat der Autor hier einen sehr angenehmen, warmherzigen, jedoch durchaus engagierten Ermittler erschaffen. In seinem Privatleben ist er ein zuvorkommender, liebevoller Großvater und Vater, der sich gerne um seine Enkelin Amalie kümmert. Tochter Line, die freie Journalistin ist und wie ihr Vater sich sehr für ihren Beruf einsetzt, bekommt hier die große Chance aktuell durch Artikel und einen Podcast zu berichten. Allerdings kommt dadurch Wisting in die Bredouille, sodass er sie teilweise belügen muss. Mit Sohn Thomas ist die Familie Wisting komplett. Selbst wenn sich Vater und Sohn wenig sehen hatte ich den Eindruck, dass sie sich gut verstehen, zudem ist er ein liebevoller Onkel. Bei Adrian Stiller war ich zunächst skeptisch, seine etwas eigenartige und ungestüme Herangehensweise an den Fall hat mich manchmal etwas misstrauisch gemacht. Dazu noch seine eigenartigen Schlafprobleme und das Aufputschen mit Koffeinpulver, das für mich etwas eigenartig war. Doch zum Glück wurde er von Mal zu Mal etwas offener und sympathischer. Ich merkte einfach, dass es seine Art war, Fälle zu bearbeiten und lösen. Selbst wenn hier nicht alles so abläuft, wie bei uns in Deutschland hatte ich das Gefühl, das viel Wahres an der Arbeit der Kripo dahintersteckt. Und trotzdem die Spannung recht unblutig ablief, konnte mich das Buch begeistern. Für mich war es bisher mein bester Kriminalfall aus Norwegen, den ich hier unbedingt empfehlen möchte und der 5 von 5 Sterne bekommt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft::applause:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharinakoden“ zu „Jørn Lier Horst - Wisting und der Tag der Vermissten / Katharina-koden“ geändert.
  • Katharina Haugen verschwand vor 24 Jahren spurlos. Dieser Fall beschäftigt Kommissar William Wisting immer noch. Jedes Jahr am Tag des Verschwindens nimmt er sich die alten Akten vor und jedes Jahr trifft er sich mit Martin Haugen, den Ehemann der Vermissten, der damals verdächtigt wurde, dem aber nichts nachgewiesen werden konnte. Doch nun ist etwas anders, denn Adrian Stiller aus Oslo ist gekommen, weil er in einem anderen alten Fall auf Martin Haugen gestoßen ist. Als Wisting wie jedes Jahr Haugen treffen will, ist dieser verschwunden.

    Bei diesem Kriminalroman verläuft die Handlung recht ruhig, was wohl daran liegt, dass es um Cold Cases geht. Der Schreibstil von Jørn Lier Horst lässt sich angenehm lesen.

    Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. William Wisting ist ein sympathischer Mann, über den wir auch einiges Private erfahren. Er ist ein Kommissar, der seine Fälle lösen möchte und daher lässt ihn der alte Fall nicht los. Dagegen ist Stiller ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wistings Tochter Line, die Journalistin ist, beschäftigt sich mit dem Fall der seit Jahren vermissten Nadia Krogh. Auch sie ist eine sympathische Person.

    Gibt es einen Zusammenhang von Wistings Fall mit dem Fall von Stiller?

    Die Ermittlungsansätze von Wisting und Stiller sind höchst unterschiedlich. Auch wenn die Ermittlungen eher ruhig verlaufen, so ist dieser Krimi dennoch spannend und die Spannung nahm im Laufe der Geschichte stetig zu. Auch die Lösung war nicht unbedingt so zu erwarten.

    Dieser Kriminalroman hat mir sehr gut gefallen.

  • Kommissar William Wisting lässt der Fall der entführten Katharina Haugen nicht los. Jedes Jahr besucht er am Tag ihres Verschwindens ihren Ehemann Martin. Mit der Zeit hat sich eine Freundschaft entwickelt. Aber dieses Jahr ist er nicht zu hause. Zur selben Zeit taucht Adrian Stiller von einer neuen Abteilung, die alte Kriminalfälle aufrollen soll, auf. Es sind neue Indizien aufgetaucht. Mit Hilfe der Medien soll die Aufklärung des Falls voran gebracht werden. Dafür wird Wistings Tochter Lime beauftragt. Nun beginnt ein perfides Spiel.
    Mir hat der Schreibstil des Buches gut gefallen. Es gibt keine actiongeladene Szenen, die Geschichte wird eher ruhig erzählt. Trotzdem ist eine unterschwellige Spannung vorhanden. Denn die ganze Zeit rätselt man, ob und was Martin Haugen mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun hat. Auch die Figur von Adrian Stiller bleibt undurchsichtig.

    Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich werde die Reihe weiter verfolgen.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Flott, angenehm und stimmig


    William Wisting, norwegischer Ermittler, schon aus einigen Bänden von Jørn Lier Horst bekannt, widmet sich hier seinem ersten Cold Case.


    Mehr als zwei Jahrzehnte ist es nun her, dass Katharina Haugen verschwand. Wisting hat damals als junger Polizist nicht mitermittelt, hat sich aber nun schon länger in die alten Akten verbissen und kennt sie in- und auswendig. Es wurde nie eine Leiche gefunden, aber die Hinweise deuten für den erfahrenen Polizisten dennoch auf ein Verbrechen hin. Er ist sich sicher, dass jemand, der in den Akten erwähnt wird und damals befragt wurde, mehr weiß, als damals erzählt wurde.


    Jedes Jahr am Tag des Verschwindens kramt Wisting die Akten wieder heraus. Das erklärt auch den Titel. Doch halt: Auch wenn es nicht der selbe Tag war, taucht noch eine weitere Vermisste auf, als Cold Case eines Osloer Ermittlers, der Wistings Abteilung gleich in die Ermittlungen einspannt, da diese andere junge Frau in einem Nachbarort wohnte.


    Die Kapitel, der Schreibstil sind zügig, es halten sich hier Ermittlungsfortschritt und Privatleben der wichtigsten Figuren die Waage. Da man selbst einige parallele Handlungsstränge verfolgen kann und die Strategie der Polizei, die “Schlinge langsam enger zu ziehen”, funktioniert, ist man am Ende dann nicht mehr komplett erstaunt über die Lösung. Teile davon zeichnen sich schon ab, wie sich alles ineinander fügt, erfährt man auch noch.


    Somit bleibt der große Knalleffekt aus, was aber am Aufbau der ganzen Geschichte liegt, der einfach bewusst anders gestaltet ist. Der Plot ist stimmig und wird ausreichend ausgeführt, lose Enden verknüpft.


    Als jemand, der nicht weit davon entfernt wohnt, hat mich die Erwähnung von Katharinas Herkunft und Heimatort schmunzeln lassen. Sie spielt am Ende keine große Rolle, aber es ist dennoch ein nettes Detail.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Wenn also in “Cold Cases” wieder ermittelt wird und ein ehemaliger KHK der norwegischen Polizei der Autor ist, dann kann nur ein authentischer Krimi entstehen. Ohne die für skandinavischen Krimis obligatorischen perversen Täter mit ihren malträtierten Opfern und sozialkritischen Anklagen, dafür aber mit unabdingbarer Spannung auf 448 Seiten und einer Auflösung der „alten Fälle.“

    An einem 10. Oktober vor 24 Jahren verschwand Katharina Haugen. Damals fand die Polizei auf dem Küchentisch den „Katharina Code“, eine Ansammlung von Zahlen und Strichen, die über drei senkrechte Linien verteilt waren. „Katharina-Koden“ der norwegische Originaltitel. Kommissar William Wisting, ein Cold-Cases-Besessener will herausfinden was damals geschah. Deshalb hält er seit 24 Jahren an jedem 10. Oktober „Kontakt“ mit dem damaligen Hauptverdächtigen Martin Haugen, weil ihm sein Bauchgefühl sagt, dass es in diesem Vermisstenfall noch etwas zu entdecken gibt.

    Ruhig und authentisch beschreibt J. L. Horst den Alltag Wistings, wie es nur ein ehemaliger Kommissar vermag – mit literarischer Begabung.

    Der gewiefte Krimifan, ohne einem paranoiden Anfall zu erliegen, zweifelt die Echtheit des jungen EU-Kommissars Adrian Stiller der Cold-Case-Unit aus Oslo an, vermutet einen Einschleich-Polizisten, der unseren Wisting „hineinlegen“ will. Aber alles scheint echt zu sein. Stiller hat ein Indiz aus einem zweiten Vermisstenfall „Nadia Krogh“, zwei Jahre vor dem Entführungsfall Katharina Haugen, nämlich Fingerabdrücke von Martin Haugen auf dem Erpresserbrief.

    Mit verdeckter Polizeiarbeit unter der Leitung von William Wisting und lancierter Pressarbeit unter der Leitung von Line Wisting will Stiller zum Erfolg kommen. Wisting zum Quadrat, ein genialer Schachzug von Stiller?

    Auf 88 Kapiteln wird ein Spannungsbogen erzeugt, der vom Psychoduell Marin Haugen gegen William Wisting dominiert wird. Wie ein Bühnenstück mit zwei Hauptakteuren. Stiller und Hammer, ein Kollege von Wisting arbeiten im Hintergrund mit allerlei technischen Hilfsmittel, um auf dem „Laufenden“ zu bleiben. Haugen und Wisting befinden sich auf einer Bergtour, Wistings Handyakku ist leer, die Lage spitzt sich zu. Während Wisting „in sich ruht“ und beharrlich sein Ziel verfolgt ist Stiller das Gegenstück. Ungeduldig will er Haugen mit Psychoricks aus der Reserve locken.

    Dieser „ruhige Plot“ gleicht einem minutiösen Tagebuch Wistings Ermittlungsarbeit mit familiären Anreicherungen durch seine Tochter, sein Enkelkind und seinen Sohn.

    Keine Effekthascherei, eher ein Tatsachenbericht, genial umgesetzt von J. L. Horst. Zurecht ein vielfach ausgezeichneter Bestseller-Autor. Fortsetzung folgt.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 5 Sterne


    Spannende Kriminalfälle


    Das erste Buch der Cold Case Reihe mit dem Ermittler Wisting ist von der ersten bis zu letzten Seite äußerst spannend. Die Kriminalfälle sind gut aufgebaut und durchdacht. Lose Fäden und Fakten, die zunächst Rätsel aufgeben, ergeben am Ende ein eindeutiges Bild. Die Hinweise sind vom Autor klug gewählt sowie einleuchtend und passend in die spannende Fallösung gebettet.


    Den Polizisten Wisting, sein berufliches und auch privates Umfeld lernt man gut kennen. Die Charaktere sind tiefgründig und verleihen mit ihren Fähigkeiten der Fallermittlung mehr Tiefe und Authentizität. Die verschiedenen Blickwinkel der an der Lösung der Kriminalfälle Beteiligten sorgen für hohe Spannung und eine Ausleuchtung des Falls von allen Seiten.


    Fazit:


    Spannend aufgebaute, komplexe Cold Cases gepaart mit tiefgründigen Charakteren garantieren Stunden puren Lesevergnügens. Jörn Lier Horst zeigt, dass er spannende und gute Krimis schreiben kann.

  • William Wisting hat eine Tradition, immer am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen wirft er einen Blick in die Akten, um vielleicht doch noch einen Ansatzpunkt zu finden, der den 24 Jahre alten Fall aufklären könnte, und er besucht Martin Haugen, Katharinas Ehemann, mit dem ihn schon fast eine Freundschaft verbindet. Doch dieses Jahr ist Martin. der die letzten Jahre immer schon mit Kaffee und Kuchen auf Wisting gewartet hat, nicht zu Hause.


    Adrian Stiller bearbeitet Cold Cases, Altfälle, die nie geklärt wurden. Im Fall Nadia Krogh, die vor 26 Jahren verschwunden ist, gibt es einen neuen Ansatzpunkt, und für die Aufklärung spannt Stiller Wisting und dessen Tochter Line, die Journalistin, ein.


    Ich mag Krimis der nordeuropäischen Autoren sehr gern, Wisting kannte ich noch nicht, obwohl es von ihm schon einen Reihe gibt, „Wisting und der Tag der Vermissten“ ist der Auftakt einer neuen Reihe mit ihm. Und, was soll ich sagen, ich habe den Roman kaum begonnen, da habe ich schon bereut, vorher nie einen Roman mit diesem Ermittler gelesen zu haben. Der Autor hat mich sofort tief in die Geschichte gezogen, und das lag wahrscheinlich daran, dass ich so viel Privatleben erfahre, Wisting wird schnell ein guter Bekannter, der mir sehr sympathisch ist.


    Vieles in diesem Roman ist sehr ausführlich, obwohl es nur am Rande mit dem Fall zu tun hat, so erfahre ich zum Beispiel manches übers Angeln. Aber auch das habe ich mit Freude gelesen, denn der Autor beschreibt so bildhaft, das ich fast das Gefühl habe, dabei zu sein. Trotzdem kommt bei mir so viel Spannung auf, dass ich mich immer gefreut habe, endlich weiterlesen zu können. Und mich ebenso auf weitere Bände freue.


    Neben Wisting selbst spielt auch Line eine große Rolle, und ein Teil des Romans wird aus ihrer Perspektive erzählt. Sie soll eine Artikel- und eine Podcast-Reihe zum Fall Nadia Krogh machen, und übernimmt so auf ihre eigene Art Ermittlungen, sie spricht mit Zeugen von damals und kommt zu eigenen Schlussfolgerungen. Auch sie ist mir sehr sympathisch, und ich freue mich darauf, sie in weiteren Romanen wiederzutreffen.


    Eine dritte Perspektive ist die Adrian Stillers – und er ist ein ziemlich undurchsichtiger Charakter, dazu recht manipulativ – hier hält sich meine Sympathie (noch) in Grenzen. Am Ende des Romans erfährt man überraschendes über ihn, was hoffentlich in weiteren Romanen wieder aufgenommen wird.


    Den Fall bzw. die Fälle finde ich recht interessant, Cold Cases zu lösen, ist nie einfach. Die Auflösung/-en sind gelungen, man kann sie als Leser vielleicht ahnen, aber hier geht es auch weniger um überraschende Enthüllungen – dieser Roman hat etwas Entschleunigendes an sich, was mir sehr gut gefällt. Sicher ist er deshalb nicht für jeden das Richtige, für mich allerdings hat er voll ins Schwarze getroffen.


    Das könnte sich zu einer neuen Lieblingsreihe für mich entwickeln, Band 1 der „neuen“ Wisting-Reihe hat mich vollkommen abgeholt, ich mag die Charaktere, die Erzählweise und die Auflösung. Wahrscheinlich ist der Roman nicht für jeden etwas, wer viel Action braucht, es gerne blutig mag und auf das Privatleben der Ermittler verzichten kann, wird sich möglicherweise hier weniger unterhalten – sollte der Reihe aber vielleicht eine Chance geben. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und freue mich auf weitere Bände.