Gelebte Zeit - Seiten 1-175

  • Canach Naja, natürlich kennt man alle Namen im Buch bzw. hat sie schon gehört, aber für mich sind das keine häufigen Namen. (Wobei es zu den Namen im späteren Verlauf im Roman auch noch mehr zu lesen geben wird....) Mir ist nur generell aufgefallen, dass Protagonisten oft seltenere Namen haben bzw. inzwischen auch einige deutschen Autorinnen sich bewusst englisch/amerikanische Künstlernamen geben. Das finde ich allgemein interessant und dachte, ich spreche es mal an. Aber im Prinzip könnte man es auch als neugierige Frage sehen, wie Autoren ihre Charakternamen finden. Oder ob es Namen gibt, die für Verlage beispielsweise nicht gehen. Im Selbstverlag trifft das jetzt natürlich nicht zu, aber in ihrem Video sagt Bettina ja auch, dass es Dinge gibt, die für Verlage nicht zusammen passen. Zum Beispiel Autorin, die eher junge Frauen anspricht und männlicher Erzähler. (Was ich übrigens absurd finde. Sind Verlage da so engstirnig oder denken wir Leser da wirklich in so schmalen Bahnen?)

  • Zum Video von Bettina Belitz :


    Ja, das mit den Federn im Innenteil empfinde ich auch so. Soetwas wertet ein Buch gleich noch einmal auf.

    Es ist ja manchmal sogar so dass ein Buch auch ohne solche Details innen gar nicht so hübsch aussieht. Manche Bücher scheinen einfach gedruckt zu sein, nach dem Motto: "Hauptsache der Text steht drin, egal wie es aussieht." Da sind dann zum Beispiel riesige Ränder gelassen die nicht zum restlichen Gesamtbild passen. Das ist dann immer sehr schade. Natürlich muss nicht jedes Buch Verzierungen im Innenteil aufweisen, aber es sollte sonst doch zumindest stimmig sein.

    Hier fügt sich jedoch alles harmonisch zusammen. Die aufgewerteten Einzelseiten bei den größeren Abschnitten, dann die Verzierungen bei den Kapiteln. Sehr gut durchdacht. :thumleft: Da merkt man auch, dass du hier alle Freiheiten hattest. Das hat dem Buch ganz sicher gut getan.


    Also kein Tarot. Hätte aber vielleicht sogar sein können. Die Erklärung aus dem Video finde ich aber sehr einleuchtend. Es ist also eine Entwicklung. Ich bin gespannt. :D


    EDIT: Naraya Ja, kann schon sein dass es oft nicht so gebräuchliche Namen gibt. In Fantasy-Romanen ist das ja kein Wunder, bei anderen kommt es drauf an. Denke in Krimis/Thrillern kommen doch recht gebräuchliche Namen vor. Aber vielleicht ist das gerade bei Jugendromanen eher anders.

    Ich für meinen Teil nehme ehrlich gesagt auch gerne Namen die mich irgendwie beeindruckt haben für meine Rollenspiel-Charaktere und würde das vielleicht in Büchern ähnlich halten. (Das gerade neu geborene Kind der beiden Hauptcharaktere die mein Mann und ich schon seit Jahren bespielen heißt mit erstem Vornamen zB "Rahan". Der Name sollte wegen der Herkunft aber auch ein wenig in eine afrikanisch/orientalische Richtung gehen.) Aber ich habe auch Charaktere mit normalen Namen (wie Gabriel zB).

    Vielleicht ist das bei Autoren dann ja ähnlich, dass man Namen nimmt die einem aus irgendwelchen Gründen etwas bedeuten, die man aber dennoch vielleicht nicht für die eigenen Kinder nutzen würde (falls man denn welche hat).

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Canach: Ich glaube nicht, dass es in den 80er/90er Jahren angesiedelt ist - Katinka hat einen MP3-Player (später wird nochmal präzisiert, dass es sich um einen iPod handelt). Laut Wikipedia gab es den erst seit 2001... :)

    Bezüglich der Musikauswahl könnte ich mir vorstellen, dass sich die beiden am CD-Fundus ihrer Eltern bedienen (hab ich in dem Alter auch teilweise gemacht und fand nicht alles schlecht, was die so gehört haben). :-k

    Der Gedanke mit der hellen und der dunklen Seele gefällt mir sehr gut! :thumleft:

  • Canach: Ich glaube nicht, dass es in den 80er/90er Jahren angesiedelt ist - Katinka hat einen MP3-Player (später wird nochmal präzisiert, dass es sich um einen iPod handelt). Laut Wikipedia gab es den erst seit 2001... :)

    Bezüglich der Musikauswahl könnte ich mir vorstellen, dass sich die beiden am CD-Fundus ihrer Eltern bedienen (hab ich in dem Alter auch teilweise gemacht und fand nicht alles schlecht, was die so gehört haben). :-k

    Stimmt, die gab es erst etwas später.

    Und was den CD-Fundus der Eltern angeht: Oh ja, das ging mir früher genauso. :D Mein Vater hat aber auch gute Musik gehört. (Allerdings habe ich damals wegen meiner Oma auch Schlager gehört. Das würde ich heute eher nicht mehr machen... :uups:)

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  • Wobei ja Schlager derzeit auch und gerade unter den jungen Leuten wieder angesagt sind (was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, klingt für mich alles gleich)...

    Aber zurück zum Buch. Ich hätte da noch eine Frage Bettina Belitz: Wie verhält es sich mit dem Lektorat bei Selfpublishing-Büchern? Mir sind an der ein oder anderen Stelle kleine Rechtschreibfehler aufgefallen (passiert auch in Verlagsbüchern, ist ja auch nicht tragisch) und da habe ich mich gefragt, wer das Manuskript alles gegenliest...

  • ... sooo, hier kommt wie versprochen das "Abend-Video" :-), in dem ich eure Fragen beantworte und ein bisschen was kommentiere. :-) Viel Freude beim Lauschen und ich freu mich schon auf eure weiteren Eindrücke. Sollte ich was vergessen haben, erinnert mich bitte daran.


    Hier gehts zum Antworten-Video: Leserunde Video Teil 2

  • Hier gehts zum Antworten-Video: Leserunde Video Teil 2

    Ooooh ja, stimmt! Es gibt wirklich sehr tolle alte Lieder die wohl unter Schlager fallen würden und die ich auch heute noch hören würde.

    Was ich oben meinte, war auch eher dass meine Oma immer diese Schlagersendungen geschaut hat und das ist heute doch eher nicht mehr so meins. Also so gar nicht. :lol: Bedeutet natürlich nicht dass es nicht auch gute Lieder geben kann die man vermutlich unter "Schlager" einsortieren würde.

    (Ich höre generell eh querbeet und es kommt mir bei Liedern auch immer sehr auf den Text und die Stimmung an. Meine liebsten Bands sind aber Mucc (Japanischer Rock), Schandmaul, Beyond the black, Zwielicht, Nightwish...) Aber ich schweife ab... (Passiert mir öfter bei so Themen, ich hoffe das ist nicht schlimm. :uups:)


    Auf jeden Fall finde ich es sehr interessant dass Musik hier in der Geschichte so wichtig ist und es auch eine Paylist gibt. Muss ich mir mal anschauen. :)

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  • Vielen Dank, Bettina Belitz für deine ausführlichen Erklärungen! Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung, auf das Lektorat zu verzichten. Man tritt als Autor dadurch glaube ich noch ein Stück „nackter“ auf, kann sich hinter keinem verstecken. Auch das hohe Maß an Selbstkritikfähigkeit, ohne dabei das komplette Werk infrage zu stellen, finde ich bemerkenswert! :thumleft:

    Die Soundtrack-Liste ist auch super! :)

  • Moving S.36-46

    Die Szenen zwischen Elijah und Katinka verwirren mich irgendwie. Für mich geht noch nicht so ganz hervor, was ihn an ihr fasziniert. Bisher sind es nur Blicke, die ihn aus der Bahn werfen. Ich finde das etwas wenig, um so zu handeln, wie er es tut (seinen Lebensstil in Frage stellen, seine Freunde hängen lassen, Katinka Abends heimlich besuchen). Und warum wird Katinka so sehr davon überrascht, dass Elijah zu ihr kommt? Anscheinend hat sie wirklich schon geschlafen? Ihr hätte doch klar sein müssen, dass zumindest die Möglichkeit besteht.


    Ich hoffe bald mehr über Katinka zu erfahren. Bisher ist sie mir nicht wirklich sympathisch. Und die Nebencharaktere interessieren mich auch noch stark.


    Elijah mag ich, abgesehen von dem bisher für mich unlogischen Handeln, sehr gerne. Ich frage mich, ob Katinka vielleicht in einem Moment in sein Leben getreten ist, in dem er sehen konnte, was ihm vorher verborgen geblieben ist. Er sozusagen empfänglich für Katinka/Veränderungen war. Keine Ahnung, ob das halbwegs verständlich ist, was ich hier gerade von mir gebe :D Das würde seine Handlungen für mich jedenfalls wieder logisch machen.


    Sehr unterhaltsam fand ich, dass Elijah in diesem Kapitel mehrmals Stranger Things angesprochen hat. Eine meiner Lieblingsserien :thumleft:

  • Moving S.36-46

    Die Szenen zwischen Elijah und Katinka verwirren mich irgendwie. Für mich geht noch nicht so ganz hervor, was ihn an ihr fasziniert.

    Nachdem ich jetzt eine Nacht drüber geschlafen habe, denke ich, dass Katinka wohl am meisten Elijahs „Beschützerinstinkt“ anspricht. Anscheinend sieht er in ihr ja ein Mädchen, dem geholfen werden will.

  • Bis Seite 46


    Das Cover und die Innengestaltung des Buches finde ich wunderschön, sie wertet das Buch sehr auf.


    Prolog


    Zuerst dachte ich: O Nein, bloß nicht das ganze Buch im Präsens geschrieben! Doch dann stellte sich heraus, dass nur der Prolog im Präsens verfasst ist, und das hat mich beruhigt, denn ich komme mit Texten in der Vergangenheistform besser klar. Das Klassentreffen habe ich als schrecklich empfunden, alle stelle sich dar und erwarten auch von anderen Selbstdarstellung. Elijah fällt dabei aus der Rolle und steht dazu, das hat mich neugierig auf ihn und ihn mir sympathisch gemacht.


    Die weiteren Kapitel

    Wir lernen Levy, Elijahs Bruder, kennen. Er wirkt auf mich sehr sensibel, und seine Bitte an seinen großen Bruder ist ungewöhnlich. Schön finde ich die enge Beziehung zwischen den Brüdern, die hier spürbar wird. Die Eltern der Beiden scheinen sich derzeit in einer schwierigen Situation zu befinden.


    Die erste Begegnung zwischen Elijah und Katinka überrascht diesen. Sie ist anders, als er sie sich vorgestellt hat.


    Auf dem Jahrmarkt dann passiert etwas zwischen den Beiden, zumindest empfindet Elijah das so, ist sich aber nicht sicher, ob da wirklich "etwas" - was auch immer - passiert ist. Diese Unsicherheit hat mich als Leserin durch die folgenden Kapitel begleitet.


    Dann kommt der eindrückliche Moment am Meer, in dem Elijah klar wird, dass Katinka verletzlich ist. Ich finde, man spürt ihre verletzliche Seite schon recht früh, aber auch ihr inneres Strahlen, und ich habe den Eindruck, dass sie ein Geheimnis umgibt. Die Szene, in der Elijah sie mit dem Bluterguss im Gesicht vorfindet, hat mich sehr berührt, zumal sie in dem Augenblick auch vor Berührungen zurückschreckt. Ihr muss etwas widerfahren sein, was sie sehr verletzt hat, über das sie aber nicht sprechen kann oder will.


    Der Augenblick in Katinkas Zimmer ist so berührend, weil er voller Unschuld ist, und deshalb setzt er auch Elijah zu - im positiven Sinne. Er lässt ihn aufgewühlt zurück. Und mich als Leserin auch.

  • Sehr unterhaltsam fand ich, dass Elijah in diesem Kapitel mehrmals Stranger Things angesprochen hat. Eine meiner Lieblingsserien :thumleft:

    Ich kenne die Serie dagegen gar nicht. Sollte ich wichtige Dinge darüber wissen, um manches in der Geschichte zu verstehen? Um was geht es in der Serie? Welchen Bezug hat sie zu den 80/90ern?

  • bluetiger: Nein. brauchst du nicht. :-) Wirklich überhaupt nicht. Sowas würde ich niemals voraussetzen ... ;-) Es ist einfach eine Serie, die in den 80ern spielt und dementsprechend laufen öfter Songs aus den 80ern darin. Aber kennen muss man die Serie nicht, um das Buch zu verstehen.


    Was genau ist es, dass Elijah so stark anzieht? Es tut mir echt leid, dass ich dazu jetzt so gar nichts sagen kann, darf, sollte ... ;-) Aber es hat natürlich noch einen tieferen, gewichtigeren Grund.

    Im Moment versteht er selbst nicht, was das ist, und ärgert sich ja auch so manches Mal darüber, dass Katinka schon eine solch wichtige Rolle in seinem Leben spielt, ohne dass er das rational begründen kann.

    Es stimmt allerdings schon, dass sie seinen Beschützerinstinkt weckt und der ist bei ihm nun mal sehr stark ausgeprägt.


    Ich selbst habe es übrigens schon erlebt, dass ein einzelner Blickwechsel das gesamte Lebensgefühl verändert und danach nichts mehr so ist wie zuvor ... Schließlich sieht man in den Augen das Seelenlicht der Menschen. Mehr Berührung geht eigentlich gar nicht. Aber viele Menschen haben das verlernt - sich wahrhaft anzublicken. Es kostet Mut. Und manchmal auch ein bisschen Überwindung ... ;-)

  • Zuerst einmal noch zu den beiden Videos:


    Ich konnte Deine Aussage zum Thema Beruf sehr gut nachvollziehen, Bettina Belitz. Mein Vater gehört auch zu den Menschen, denen am wichtigsten ist, was jemand beruflich macht. So als würde das aussagen, wer jemand ist. Ich kann das nicht verstehen, mich interessiert eigentlich nur peripher, welchen Job jemand hat. Es sei denn, es ist jetzt etwas, was ich ungemein spannend finde oder wenn derjenige mir signalisiert, dass er seinen Traumjob gefunden hat. Dann wird das Ganze für mich von Bedeutung, ansonsten aber weniger. Genau das erlebt Elijah auch auf dem Klassentreffen - schade, dass unsere Gesellschaft sich so sehr über solche Dinge definiert anstatt beispielsweise über Erlebnisse.


    Zum Thema Inhalt zusammenfassen: Dabei erwische ich mich auch ab und zu und entschuldige mich jetzt schon mal dafür. Bei mir passiert das dann, wenn ich eine Szene für mich quasi nochmals durchgehe. Dann kommt oft zu viel Nacherzählung - ich werde mich bemühen, das kurz zu halten. ;)


    Das Thema Archetypen und weiblicher Zyklus werde ich mir noch genauer ansehen. Ich glaube aber, damit warte ich bis zum Schluss.


    Du hast also knapp 100 Seiten gekürzt, Bettina Belitz? Vielleicht verrätst Du uns am Ende ein paar "entfallene Szenen"? Quasi wie Bounsmaterial auf einer DVD. :loool:

    Bis Seite 114

    Ich bin inzwischen schon ein wenig weiter fortgeschritten beim Lesen und es ist so einiges passiert. Das Buch entwickelt definitiv einen Sog, man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.


    Die Beziehung zwischen Elijah und Katinka erinnert mich ein wenig daran, wie man sich einem scheuen Tier nähert. So kommt mir Katinka oft auch vor, sehr in sich gekehrt, zurückgezogen, ja wirklich scheu. Und Elijah nähert sich an, spricht mit ihr, streckt die Hand nach ihr aus, setzt sich in ihre Nähe - so als würde er sie an seine Nähe gewöhnen wollen. Bei Katinka fällt mir auf, dass sie sehr instinktgetrieben handelt. Ihr Körper reagiert sofort auf Dinge, die ihr unangenehm sind. Sie schubst weg, hält auf Abstand, ist fluchtbereit - was eigentlich eine gute Sache ist und etwas, was uns zu sehr abtrainiert wird. Denn eigentlich werden wir ja dazu erzogen, immer nett und höflich zu sein. Nur bei Katinka scheint mir das Überlebensreflex zu sein. Sie sagt ja beispielsweise auch über Musik, die "helfe ihr beim Überleben". Was für eine traurige Aussage für so ein junges Mädchen! Und der blaue Fleck ist nie und nimmer von einer Kastanie! Ich fand es aber sehr berührend, als Elijah sie endlich in den Armen nehmen darf.


    Seine Entscheidung, durch ihr Fenster zu klettern - das war wirklich nicht klug und was daraus entsteht, ist richtig heftig. Am meisten geschockt hat mich eigentlich Moritz mit seinem nachgeplapperten Nazispruch. Und warum? Aus Eifersucht und Neid, richtig bitter. Und offensichtlich lassen Tinkas Eltern ihre Tochter bespitzeln, furchtbar....jetzt droht sich auch noch, die Freundschaft zu Robin zu verlieren. Das wird ihr ganz schön den Boden unter den Füßen wegreißen.


    Super fand ich Salomes Gespräch über Frauen, das sie mit Elijah damals geführt hat. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie er dann immer Gesicht und Worte seiner Mutter im Kopf hatte. :totlach: Aber sie scheint ihm ein gutes, modernes Frauenbild vermittelt zu haben - deshalb ist mir sein Verhalten, was Sex betrifft, auch nicht unsympathisch. Er ist immer ehrlich zu den Frauen, er benutzt sie nicht.


    Wo ich Elijah allerdings nicht mochte, war die Entscheidung für das Psychologiestudium. Dass er erwartet, dass Mama ein paar Strippen für ihn zieht, dass er zunächst so abfällig über das FSJ spricht - da darf auch er noch ein wenig erwachsen werden. Zumal, wenn er solch einen Beruf ergreifen will. Das kam für mich auch sehr spontan und wenig begründet, aber ich denke, so ist es für Elijah auch. Etwas scheint ihn zur Psychologie hin zu ziehen.

  • Kapitel 4 (bis S. 46)

    Amy410: Mir ging es genau so, ich konnte Elijahs und Katinkas Verhalten auch nicht richtig einordnen. Der Satz gleich zu Beginn des Kapitels gibt ein Stück weit Aufschluss: "Und es gibt Menschen, die dein Dasein befallen, indem sie weglaufen - mit einem Blick, der das Gegenteil besagt." Diese Widersprüchlichkeit scheint Elijah anzuziehen.

    Der Augenblick in Katinkas Zimmer ist so berührend, weil er voller Unschuld ist, und deshalb setzt er auch Elijah zu

    Ja, voller Unschuld - aber für mich auch etwas unglaubwürdig. Ich stelle mir vor, der bestaussehendste Typ der Schule sitzt bei mir auf dem Bett und ich bin 14 Jahre alt. Da schlaf ich doch nicht einfach ein?! Da Katinka aber genau das selig tut, frage ich mich, welche emotionale oder körperliche Belastungssituation sie dazu bringt? Anders kann ich mir das nicht erklären.

    Durch die Sache mit der Beule am Kopf (Kastanienschmeißen als Ursache nehme ich ihr jedenfalls nicht ab), erhärtet sich für mich auch (wie bluetiger schon erwähnte) der Verdacht mit der häuslichen Gewalt. Aber das allein kann es eigentlich nicht sein, denn Bettina Belitz sagt ja in ihrem Video, dass sie das Buch für unter 17jährige nicht für geeignet hält. Es scheint also irgendetwas (noch) Schlimmeres vorzuliegen. Wenn ich den Gedanken weiterspinne, finde ich es auch merkwürdig, dass Katinka einfach so einen jungen Mann zu sich nach Hause einlädt - hat sie keine Angst vor ihm oder der Reaktion desjenigen, der sie misshandelt?

    Außerdem habe ich nicht verstanden, woher Elijah wusste, wo Katinka wohnt?


    Und noch eine andere Handlungsebene gibt mir zu denken: die Mutter-Sohn-Beziehung Elijah-Salome. Erneut erwähnt Elijah, dass seine Mutter aufgrund seiner Geburt beruflich im Nachteil war. Ich habe dadurch das Gefühl, dass er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Hat sie ihm diesen Eindruck vermittelt? :-k


    Und noch eine ganz andere Frage: Was ist ein MSS-Raum? :scratch:

  • Da schlaf ich doch nicht einfach ein?! Da Katinka aber genau das selig tut, frage ich mich, welche emotionale oder körperliche Belastungssituation sie dazu bringt? Anders kann ich mir das nicht erklären.

    Für mich war die Szene einfach ein Beweis, dass Katinka Elijah vertraut.

    Wenn ich den Gedanken weiterspinne, finde ich es auch merkwürdig, dass Katinka einfach so einen jungen Mann zu sich nach Hause einlädt - hat sie keine Angst vor ihm oder der Reaktion desjenigen, der sie misshandelt?

    Außerdem habe ich nicht verstanden, woher Elijah wusste, wo Katinka wohnt?

    Ich glaube, ein Stück weit wollte sie ihn einfach provozieren und hat nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er tatsächlich auftaucht. Sie unterschätzt ihre Bedeutung für ihn, denke ich. Und sie verlässt sich auf ihr Gefühl, dass sie ihm trauen kann. Außerdem ist er ja auch kein ganz Fremder, immerhin ist er Levys Bruder. Von dem wird er auch die Adresse haben oder von der Anmeldung für das Leichtathletikcamp.

    Und noch eine andere Handlungsebene gibt mir zu denken: die Mutter-Sohn-Beziehung Elijah-Salome. Erneut erwähnt Elijah, dass seine Mutter aufgrund seiner Geburt beruflich im Nachteil war. Ich habe dadurch das Gefühl, dass er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Hat sie ihm diesen Eindruck vermittelt?

    Ich denke, es wird einfach sehr ehrlich kommuniziert in dieser Familie. Salome wahr ehrlich zu Elijah, aber ich denke nicht, dass sie ihm etwas vorwirft oder er das so fühlt.

    Und noch eine ganz andere Frage: Was ist ein MSS-Raum?

    Ich hätte das jetzt als einen Aufenthaltsraum für die Oberstufe verstanden.

  • Ich stelle mir vor, der bestaussehendste Typ der Schule sitzt bei mir auf dem Bett und ich bin 14 Jahre alt. Da schlaf ich doch nicht einfach ein?! Da Katinka aber genau das selig tut, frage ich mich, welche emotionale oder körperliche Belastungssituation sie dazu bringt? Anders kann ich mir das nicht erklären.

    Durch die Sache mit der Beule am Kopf (Kastanienschmeißen als Ursache nehme ich ihr jedenfalls nicht ab), erhärtet sich für mich auch (wie bluetiger schon erwähnte) der Verdacht mit der häuslichen Gewalt.

    Ich habe bei dieser Szene den Eindruck, dass Katinka so erschöpft und noch gar nicht richtig wach ist, als sie Elijah in ihr Zimmer lässt, um in diesem Moment darüber nachzudenken oder ihn in dem Moment als gutaussehend wahrzunehmen. Ich glaube, dass das für sie in dem Moment - oder vielleicht überhaupt - keine Rolle für sie spielt (wir kennen ihre Perspektive ja nicht), glaube aber auch an eine sehr starke Belastungssituation, der sie ausgesetzt ist.


    Häusliche Gewalt ist auch mein erster Gedanke gewesen. Dass sie vor Berührungen zurückschreckt, würde zu diesem Eindruck passen.

    Ich glaube, ein Stück weit wollte sie ihn einfach provozieren und hat nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er tatsächlich auftaucht. Sie unterschätzt ihre Bedeutung für ihn, denke ich. Und sie verlässt sich auf ihr Gefühl, dass sie ihm trauen kann. Außerdem ist er ja auch kein ganz Fremder, immerhin ist er Levys Bruder. Von dem wird er auch die Adresse haben oder von der Anmeldung für das Leichtathletikcamp.

    So sehe ich das auch. Sie ist aus dem Tiefschlaf aufgewacht und war zu überrascht, um anders reagieren zu können, als sie reagiert hat. Im Halbschlaf tut man Vieles unbewusst, und sie lässt sich in dem Augenblick von ihrem Gefühl leiten, denkt nicht nach. Mich hat die Szene so berührt, weil da schon ein Vertrauen und Überraschung auf beiden Seiten - Elijah ist ja selbst überrrascht darüber, dass er ihrer Aufforderung folgt - zum Ausdruck kommt. Elijah bricht in dem Moment aus der Rolle aus, in der er sich selber sieht, und das erschüttert ihn genug, um tiefer über sich nachzudenken.

  • Ich hätte das jetzt als einen Aufenthaltsraum für die Oberstufe verstanden.

    Ja, aus dem Kontext heraus hat sich mir das schon auch erschlossen. Ich habe die Frage wahrscheinlich falsch formuliert: wofür steht MSS?

    Kapitel 5-7 (bis S. 75)

    Solange man Träume noch leben kann

    Die Reise nach Hannover hat mich total überrascht. Robin und seinem Vater scheint die Situation, der Katinka ausgesetzt ist, klar zu sein und sie wollen ihr helfen. Robin ist ein Charakter, den ich sofort sympathisch fand. Er hat eine erfrischende Art, wirkt ehrlich, aber auch verschwiegen.

    Das Lederarmband, das Elijah verschenkt, erklärt vielleicht das wiederkehrende Feder-Motiv in der Buchgestaltung.


    I‘m on Fire

    Elijah stürzt in der Schule mit den Noten ab. Bisher erfährt man nicht, was seine Eltern davon halten (oder erzählt er ihnen nichts davon?) - wenn seine Mutter ihm extra eine Wohnung anmietet, damit er in Ruhe fürs Abi lernen kann, muss es ihr doch eigentlich wichtig sein.

    Katinkas Zuhause wirkt ungemütlich und altmodisch, digitale Medien werden verteufelt. Elijah empfindet es als „beklemmend“, dass kein PC/Tablet/TV in Sicht ist. Aus der Perspektive eines 18-jährigen sicher verständlich - ich hingegen finde es manchmal ganz erholsam, nicht von dem ganzen Technik-Kram umgeben zu sein. Aber natürlich ist es ein Unterschied, ob man sich entscheiden kann z.B. ohne Smartphone am Esstisch zu sitzen oder ob es einem generell verboten ist, auf diese Art mit der Außenwelt zu kommunizieren. Umso dramatischer für Katinka, dass Robin auswandert - er ist ja sozusagen ihr Tor zur Welt.


    True Colors

    Bei der Szene, wo Katinka in Tränen aufgelöst auf dem Schulhof steht und keiner sie tröstet, war ich richtig wütend auf ihre angeblichen Freundinnen. Dass sie versetzungsgefährdet ist, hat mich erstaunt (dasselbe Mädchen, das aus dem Stegreif etwas mit E.T.A. Hoffmann anfangen kann?), erklärt aber die Aussage Elijahs am Anfang, sie werde nur wegen ihrer sportlichen Leistungen an der Schule "geduldet". Was ist der Grund für ihre schlechten Noten? Sie scheint ein intelligentes Mädchen zu sein. Vielleicht kriegt sie von ihren Eltern zu viel Druck?

  • bis S. 75

    Katinkas Wegzug kam unerwartet und mich würde wirklich interessieren, was da los ist. Scheint ja echt etwas Ernstes zu sein, wenn der Onkel sie von der Familie wegholt.


    Elijha ist mir immernoch etwas unverständlich. Katinka hat ihn so aus der Bahn geworfen, dass er notentechnisch total absackt. Ich bin ziemlich verwirrt, welche Gefühle er für sie hat? Geht es nur um das Beschützen? Ist er verliebt?


    Ich muss sagen, das viele Hin- und Her zwischen den beiden, ist mir gerade etwas zuviel. Ich hoffe, das geht nicht die ganze Zeit so weiter.


    Aber immerhin hat sie sich ihm jetzt ja mal etwas mehr geöffnet.


    Levy gibt mir auch weiterhin Rätsel auf. Er weiß ja gar nicht viel über die Beziehung seines Bruders zu Katinka, spricht aber inzwischen schon von wir (er und Elijha). Katinka ist ihm extrem wichtig, aber für Gespräche schickt er, so wirkt es, immer seinen Bruder vor. Andererseits wundert er sich auch gar nicht, dass Elijha ein Weihnachtsgeschenk für sie besorgt hat. Er fragt ihn gar nicht, wie viel die beiden miteinander zu tun haben.


    Im Moment wirkt das ganze noch sehr wie ein Teenie-Roman für mich. Ich bin gespannt wie sich das ändern wird.

  • So, ich versuche heute mal schriftlich mein Glück und gebe zunächst jenen Hinweis, der bei meinen Büchern von Mal zu Mal wichtiger wird:


    Versucht, "Gelebte Zeit" (auch) mit dem Herzen zu lesen. :-)


    Die Gefahr besteht sonst, das Geschehen zu Tode zu analysieren, und hier geht es um Dinge, die nicht alleine über den Verstand zu begreifen sind - weder für Elijah selbst noch für die anderen Beteiligten.

    Wir leben heute in einer extrem verstandesbetonten Welt; das Analysieren über den Verstand steht hoch im Kurs und wird auch stets als sinnvoll und richtig bewertet.

    Damit wird man allerdings im Leben dauerhaft nicht weit kommen ... und "Gelebte Zeit" will auch gefühlt werden (oder vor allem gefühlt). Leserunden bergen die Gefahr, das Buchgeschehen zu stark und vor allem zu frühzeitig vollkommen verstehen zu wollen und sich dabei an Dingen aufzuhalten, die zu diesem Zeitpunkt der Geschichte einfach noch nicht klar sind und auch nicht sein dürfen. Damit kann man sich den Lesegenuss leider verderben.


    Elijah weiß ja selbst gar nicht, wie ihm geschieht - alles, was er feststellt, ist, dass sein Leben sich radikal zu verändern beginnt, und es hilft ihm dabei nicht, auf die Vernunft zu pochen. Wie soll es dann der Leser wissen? Wir sind ja an sein Erleben gebunden.


    All eure Fragen sind berechtigt, aber wenn ich sie jetzt beantworten würde, wäre die Leserunde beendet. :-)

    Deshalb nur so viel:

    Ja, richtig, das ist viel Hin und Her zwischen Elijah und Katinka - und Elijah kriegt deshalb ja auch eines Abends den Rappel, weil es ihm zu blöd wird (und ich verstehe ihn, verstehe aber auch Katinka).

    Ja, Levy Verhalten gibt teilweise Rätsel auf. Das wird auch noch ein Weilchen so bleiben. ;-) Und sich beizeiten klären ...

    Ja, auch Katinkas Handlungen sind nicht immer logisch und nachvollziehbar. Auch diesbezüglich kommt Licht ins Dunkel.


    Es braucht Zeit. So ist das Leben ... so sind wir Menschen. Eigentlich der ganz normale Wahnsinn. ;-) Meine Helden sind nicht perfekt und verhalten sich nicht perfekt - Elijah schon gar nicht. Trotzdem gibt es einen übergeordneten Sinn des Geschehens und ich glaube, das Buch ist dann am schönsten, wenn man sich auch ein bisschen von der Geschichte tragen lässt und ihren Wegen, mögen sie auch noch so verschlungen sein, vertraut. (oder alternativ der Autorin :-) )


    Zum Thema "muss was Schlimmes sein, weil das Buch erst ab 17 ist": Nein, das ist nicht der Grund, weshalb ich es als Erwachsenenroman eingestuft hat, sondern weil es eine bestimmte innerliche Reife voraussetzt und inhaltlich recht komplex ist. Trotzdem gibt es da natürlich ein düsteres Geheimnis ... aber vom Thema her ist das nichts, was nicht jugendfrei ist. :-)


    Typische Teenie-Geschichte - keine Ahnung, sowas hab ich bisher weder gelesen noch geschrieben ... glaube ich. :-) Aber ich würde jetzt mal ganz frech behaupten, dass es das nicht ist, auch wenn manche Begebenheiten zunächst so anmuten. :-)


    Zu der Szene in Katinkas Zimmer: Katinka hat schlichtweg nicht damit gerechnet, dass Elijah das durchzieht, und ist richtig erschrocken über das, was sie da angerichtet hat. Jugendlicher Leichtsinn. :-) Sie ist 14, da kann man sich mal verschätzen ... und wie ihr richtig bemerkt habt, ist sie überrumpelt und weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Ausgemalt ist sowas schnell, aber wenn es wahrhaftig passiert, sieht die Sache anders aus.

    Dass sie trotzdem einschläft, hat eine bestimmte Bewandtnis, die später noch zur Sprache kommt ... daher will ich auch hier nicht vorgreifen, das klärt sich noch. :-)