Brian Azzarello - Highwater

  • Hellblazer Monsterband


    „Highwater“


    von Azzarello/Frusin


    Dieser Monsterband schließt inhaltlich an die Hellblazer-Sammelbände aus dem Verlag Schreiber&Leser an und enthält die US-Ausgaben 164 – 174. Autor Brian Azzarello bringt hier unter anderem seinen Storyarc um die Suche nach den Hintergründen des Selbstmords seines Kumpels Richard „Lucky“ Fermin zum Abschluss. Der -268- Seiten starke Band ist in zwei Hauptgeschichten aufgeteilt. In der ersten Story trifft er auf seinem Weg durch die USA auf ein verschlafenes Nest voller Hinterwäldler, in denen rassistische Umtriebe zu beklagen sind. Die zweite abschließende Geschichte hat Los Angeles als Handlungsort. Dort taucht John Constantine in eine Gesellschaft ein, die in den tiefsten Sexuellen Begierden menschlichen Seins abgetaucht ist, wo er auch den Drahtzieher der Verschwörung gegen seine Person vermutet.


    Ich bin etwas zwiespältiger Meinung hinsichtlich dieses Bandes. Azzarello hat hier auf der einen Seite eine in sich tief verschachtelte Story geschrieben, deren einzelne Versatzstücke am Ende wohl ein Bild, aber gleichzeitig auch über weite Strecken unklares Bild ergeben. Problematisch ist, dass der Leser während der Geschichte kaum oder gar nicht die einzelnen Zusammenhänge erkennen kann und die chronologische Abfolge der Ereignisse ist schwer nachvollziehbar. Oft muss zurückgeblättert werden und oft musste ich Passagen ein zweites oder drittes Mal nachlesen um den Zusammenhang zu erahnen. Am Ende habe ich den Plot wohl verstanden, ich wurde mir aber über einen Teil der Zusammengänge, weil nicht erklärt, nicht wirklich klar.


    Ein etwas gespaltenes Gefühl hinterließ bei mir auch Azzarellos Behandlung des im Medium Comic sicherlich nicht leichten Themas des „Bizarrsex“. Gegen die künstlerische Darstellung kann ich nichts einwenden. Die Darstellung extremer sexuelle Handlungen ist im Artwork hervorragend gelöst worden. Nichts ist klar dargestellt, sondern nur indirekt. Der schmale Grad zwischen künstlerischer Performance und Erotik ist gelungen und ohne in sexuelle Effekthascherei zu fallen. Im Gegensatz dazu sind die Texte Azzarellos übertrieben plakativ-provokant und wirken dadurch mitunter fast schon albern. Das liest sich wie gewollt und nicht gekonnt. Beispiel: „Die arrogante Hollywoodzicke könnte etwas Disziplin gebrauchen. Seit sie den Golden Globe gewann, tut sie, als würde ihre Scheiße nicht stinken. Aber ich kann Ihnen sagen, als ich die Liebeskugeln aus dem Arsch zog, waren sie…“ Ich würde sagen, da ist Azzarello doch ziemlich übers Ziel hinausgeschossen.


    Gewagt und gekonnt hingegen ist die Figur des Gegenspielers von unserem Helden John „Hellblazer“ Constantine, der Milliardär Manor. Dieser verkörpert so eine Art böse Blaupause der DC-Figur Bruce Wayne (Batman). Manor ist so eine Inkarnation eines Bruce Waynes, dessen Entwicklung nach seinem Kindheitstrauma in eine vollkommen andere Richtung ging, als es bei Bruce Wayne der Fall war. Viele Parallelen sind erkennbar, bloß führen sie alle in grundverschiedene Entwicklungen. Eine wahrlich rundum gelungene Figur mit einer netten Reverenz.


    Fazit: Ein Comic aus dem Hause DC/Vertigo mit Stärken und Schwächen.

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat das Label Fantasy-Abenteuer hinzugefügt.
  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „John Constantine - Hellblazer Monsterband 1: Highwater“ zu „Brian Azzarello - Highwater“ geändert.