Ann Patchett - Die Taufe / Commonwealth

  • Verlagstext

    Wäre Bert Cousins nicht uneingeladen auf der Taufe von Franny Keating erschienen, all das wäre nicht passiert. Aber noch bevor der Abend hereinbricht, haben er und Frannys Mutter sich geküsst und damit das Ende ihrer jeweiligen Ehe eingeläutet - und beide Familien für immer miteinander verbunden. Die Keating- und Cousinskinder werden zukünftig die Sommer gemeinsam in Virginia verbringen. Sie schmieden über die Jahre ein dauerhaftes Bündnis, sowohl aus Enttäuschung über die eigenen Eltern, als auch aus echter, stetig wachsender Zuneigung. Bis es zwanzig Jahre danach ein neues Familiendrama gibt: "Täufling" Franny hat eine Affäre mit einem berühmten Schriftsteller. Sie erzählt ihm die Keating-Cousins-Story, und plötzlich wird ihrer aller Kindheit die Grundlage für einen unglaublich erfolgreichen Roman. Die unerwünschte Öffentlichkeit zwingt die Geschwister, sich ganz neu mit ihren Verlusten, ihren Schuldgefühlen und ihrer Loyalität auseinanderzusetzen.


    Die Autorin

    Ann Patchett hat bisher fünf Romane veröffentlicht, darunter „Bel Canto“, ein internationaler Bestseller, für den sie den Orange Prize for Fiction erhielt. Sie lebt in Nashville, Tennessee, wo sie die Parnassus-Buchhandlung führt. Zuletzt erschien im Berlin Verlag „Fluss der Wunder“.


    Inhalt

    Francis (Fix) Keating arbeitet als Polizist in Los Angeles und gehört zur eingeschworenen Gemeinschaft irischer Cops. Seine Töchter erzieht er voller Stolz als Polizistentöchter. Wenn der Vater davon träumt, als Erwachsener doch noch ein Jurastudium abzuschließen, weiß eine Polizistentochter vermutlich nicht so genau, ob Jura schon immer ihr Traum war oder ob sie die ungelebten Träume ihres Vaters verwirklichen muss. Als Anfang der 1960er Jahre zur Taufe von Keatings jüngster Tochter Frances als Gast der Bezirksstaatsanwalt Albert Cousins auftaucht (ein rein dienstlicher Termin, wie Cousins betont), besiegelt er damit das Ende seiner Ehe und der der Keatings. Zurück bleiben zwei geschiedene Ehen und 6 Kinder, die in einer eigenwilligen Patchwork-Konstellation wie Geschwister aufwachsen werden. Teresa Cousins fühlt sich von Beruf und vier Kindern von Anfang an überfordert und verschiebt Probleme gern in die langen Sommerferien, die die vier Cousins-Kinder bei ihrem Vater und Beverley Keating verbringen. Dort wachsen die zwei Jungen und vier Mädchen in großer Freiheit auf, die man auch als Vernachlässigung bezeichnen könnte. Dass ältere Geschwister auf die Jüngeren schon aufpassen werden, erweist sich als Selbsttäuschung, die den Kindern zwar große Freiheiten lässt, leider auf Kosten des jüngsten Sohnes Albert. Zu Beginn der 1990er entdeckt Albert zufällig, dass seine Familiengeschichte in einem bekannten Roman „Die Taufe“ verarbeitet worden ist und Franny eine Affäre mit dem Autor des Romans hat.


    In Rückblicken und größeren Zeitsprüngen faltet Ann Pratchett Erlebnisse der Cousins-Keating-Bande auf. Erzählt wird warmherzig und mit leiser Ironie. Die längeren Kapitel spielen Mitte der 1970er, als Albert 15 Jahre alt ist, zwischen 1980 und 1990, als Franny als Barmädchen arbeitet und Albert nach Jahren wiederbegegnet, und zu Beginn der 2000er, als der circa 70-jährige Francis während seiner Krebsbehandlung Tochter Franny seine Erinnerungen erzählt. Fixpunkte sind Francis Geburtsjahr 1931 und die Information, dass seine Tochter Caroline nach 1957 geboren sein muss. An welchen Punkten sich die Lebensläufe der Kinder kreuzen, wird nur sehr nebelhaft angedeutet, so dass die Handlungsfäden schwer miteinander zu verbinden sind.


    Fazit

    Die Patchwork-Situation der sechs Kinder, wie auch der Kontrast zwischen irisch-katholischen Werten und dem gelebten Familienleben liefern genug Stoff für einen Familienroman, die aufgesetzte Konstruktion des Plots finde ich jedoch komplizierter als nötig.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow