Christie Hodgen - Fünf Menschen, die mir fehlen / Elegies for the Brokenhearted

  • Verlagstext

    “Eine Handgranate in literarischer Form.“ The New York Times

    Mary wächst in einer kaputten Industriestadt auf. Ihre Mutter ist schön wie Liz Taylor und versucht mit immer wechselnden Männern einen Zipfel vom Glück zu erhaschen. Mary liebt und hasst ihre wilde Mutter genauso wie ihren großspurigen Onkel. Auch Marys andere Wegbegleiter zu einem selbstbestimmten Leben sind schräge Vögel: der Klassenidiot, die College-Zimmergenossin, die ein unerträgliches Geheimnis hütet, der hochbegabte Pianist, der scheitert. Mit literarischer Wucht setzt Christie Hodgen den Außenseitern, die unser aller Leben prägen, ein erzählerisches Denkmal.


    Die Autorin

    Christie Hodgen, geboren 1974, gilt in den USA als der literarische Geheimtipp. Für ihren Debutroman "Hello, I must be going" und ihre Kurzgeschichtensammlung "A Jeweler's Eye for Flaw" wurde sie unter anderem mit dem AWP Award for Fiction und dem Pushcart Prize ausgezeichnet. Alle ihre Werke wurden in der Presse euphorisch besprochen. Christie Hodgen unterrichtet an der University of Missouri in Kansas City.


    Inhalt

    Mary, die Icherzählerin, erinnert sich an fünf Wegbegleiter in ihrem Leben, die alle nicht alt wurden. Mary hatte schon als kleines Mädchen ein feines Ohr für die Andeutungen und Untertöne in den Gesprächen der Erwachsenen. Sie spürt schon früh, wie ihre kleine Welt aus dem Ruder läuft. Ihr Onkel Michael starb mit 37 Jahren an einer Überdosis. Mary richtet im ersten Abschnitt ihre Worte direkt an Michael. Michaels Vater hatte eine Witwe mit drei Töchtern geheiratet, von denen eine die Mutter der Erzählerin war. Michael war also der Halbbruder von Marys flatterhafter Mutter Margaret, die allein fünf Mal verheiratet war. Als Fremder bräuchte man ein Handbuch, um diese Familie zu verstehen, hatte Michael dazu gesagt. Er war der Chaot der Familie, aus gesundheitlichen Gründen vom Militärdienst freigestellt, und kam beruflich auf keinen grünen Zweig. Doch Michael war auch der sichere Hafen für Mary und ihre Schwester, deren flatterhafte Mutter ihre Töchter nur als Ballast empfand. Hätte Michael nur rechtzeitig einmal jemand gesagt, dass er mit seiner Zuwendung zu den kleinen Mädchen als soziale Vaterfigur ein einziges Mal etwas Gutes erreicht hat, hätte sein Leben vielleicht eine andere Wendung genommen.


    Weitere Figuren, deren Bedeutung für ihren Lebensweg Mary zum Zeitpunkt der Begegnung noch nicht abschätzen kann, sind ihre Zimmernachbarin Carson am College, ein homosexueller Barpianist, ihr Schulkamerad Elwood und ihre Mutter; deren Lebenswandel zum Zerbrechen der Familie führt und die beiden Schwestern für Jahre voneinander trennt. Carson geht eines Tages einfach aus Marys Leben und beide ahnen nicht, dass Carson nur ein kurzes Leben bestimmt sein wird. Elwood hat Marys Leben allein dadurch verändert, dass Mutter und Töchter einmal nicht mit ihm im Auto fuhren und Margaret dadurch ihren dritten (?) Mann kennenlernte, der sich erstaunliche Gedanken um Marys Entwicklung und ihre Bildung machte. Armut und Engstirnigkeit sind Thema des Buches, wie auch der Wunsch junger Leute, aus der Provinz nach New York zu kommen.


    Die ungesagten Worte an Marys Onkel Michael ragten für mich aus den fünf Texten besonders heraus. Vermutlich sind jedem Situationen vertraut, in denen man einem überraschend Verstorbenen gern gesagt hätte, was diese Person einem bedeutet hat. Mary richtet sich zwar direkt und ungeschminkt an ihre fünf Weggefährten, indirekt erzählt ihre Sicht der für sie wichtigen Menschen jedoch ihr eigenes Leben.


    Fazit

    Man könnte es so sehen, dass Christie Hodgen ein Buch über Verlierer geschrieben hat. Ich sehe es jedoch als bemerkenswertes Buch über ungesagte Worte und über die erstaunliche Kraft, mit der sich manche Menschen wie Münchhausen aus dem Sumpf überraschend aus aussichtslosen sozialen Verhältnissen retten können.


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