Klappentext
Manhattan 1936, East Side. Don Birnam trinkt. Und der Schriftsteller hat längst jenen Punkt erreicht, an dem »ein Drink zu viel ist und hundert nicht genügen«. Seit dem letzten Absturz kaum wieder auf den Beinen, widersetzt er sich erfolgreich allen Versuchen seines Bruders Wick, ihn zu einem langen Wochenende auf dem Land zu überreden, und bleibt fünf Tage in der gemeinsamen Wohnung allein. Dort nimmt das Schicksal seinen Lauf: Don trinkt, beschafft sich Geld, verliert es, besorgt sich neues, landet auf der Alkoholstation, trinkt weiter. Schwankend zwischen Euphorie und Verzweiflung, Selbsterkenntnis und Selbsttäuschung, Inspiration und Panik, glasklarem Denken und tiefer Umnachtung, fällt Don zunehmend ins Delirium.
Autor
Charles Jackson wurde 1903 in Summit, New Jersey, geboren. Er wuchs in Arcadia, New York, auf.Sein Debüt Das verlorene Wochenende erschien 1944, wurde sofort ein Bestseller und 1946 von Billy Wilder verfilmt mit Ray Milland und Jane Wyman in den Hauptrollen. Der Film erhielt vier Oscars. Charles Jacksons Ruhm verblich rasch, und er starb 1968 an einer Überdosis Seconal (Secobarbital) im Chelsea Hotel in New York City. The Lost Weekend wurde mit großem Erfolg im vergangenen Jahr bei Vintage neu aufgelegt.
Fazit
Ich habe dieses Buch letztes Jahr gelesen und es gehörte definitiv zu meinen Jahreshighlights.
Es klingt auf den ersten Blick eher langweilig: wir begleiten den Alkoholiker Don durch ein verlängertes Wochenende, und zwar auf seine Sauftouren, aber auch durch kurze nüchterne Phasen, in denen er sich seiner Situation sehr gewiss ist. Man kann sich in die häufig wirre, oft poetische und manchmal auch logische und selbstreflektierte Gedankenwelt des Protagonisten einfühlen, auch wenn man mit Alkoholismus keinerlei Berührungspunkte hat.
Don hat selbstverständlich auch Geldsorgen, die ihn laufend plagen und einiges an Kreativität abverlangen. Er borgt sich Geld, er versetzt Eigentum, das ihm sehr wichtig ist, prellt die Zeche und versucht sogar zu stehlen. Auch die körperlichen Leiden eines Alkoholikers werden anschaulich geschildert. Zwischendurch landet er kurzzeitig im Krankenhaus.
Er macht Pläne- wie er zu seinem nächsten Drink kommt, aber auch wie er davon loskommen könnte. Er erfindet Ausreden und Erklärungen, für sich selbst und für andere. Auch diese analysiert er eingehend, er fragt sich ob er glaubhaft ist oder nicht und wie vor allem sein Bruder und seine Freundin Helen reagieren werden. Auch überlegt er ständig, was wohl andere (fremde) Menschen über ihn denken könnten. Dabei wird deutlich, dass er zuweilen etwas paranoid ist.
Besonders faszinierend fand ich seine Selbstanalysen, die laufend zwischen Erkenntnis und Selbstbetrug wechseln. Ein absolut beeindruckendes, eindringliches Buch, und man hat durchgängig das Gefühl, dass der Autor sehr genau wußte, wovon er spricht.