Klappentext
D.O.D.O. – das Department of Diachronic Operations – ist eine Geheimorganisation der amerikanischen Regierung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mittels Zeitreise die Magie in unsere Welt zurückzuholen. Denn selbst wenn Zauberei in der Gegenwart nur noch Stoff für Märchen und Mythen sein mag, so war sie doch real, bis sie im Jahr 1851 durch ein schicksalhaftes Ereignis für immer verschwand. Tatsächlich gelingt es, in die Vergangenheit zu reisen. Doch es ist ein riskantes Unterfangen mit ungewissem Ausgang, da niemand zu sagen vermag, welche Zukunft die Zeitreisenden bei ihrer Rückkehr erwarten wird …
Meine Meinung
Was für eine Geschichte! Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau, wo ich anfangen soll ... am besten mit Melisande Stokes, denn aus ihrer Sicht wird diese Geschichte hauptsächlich erzählt. Sie schreibt ihre Diachronik, während sie im London des Jahres 1851 festhängt. Man weiß also gleich zu Beginn, dass es um Zeitreisen geht und Melisande irgendwie und irgendwann an diesen Punkt kommt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Deshalb hält sie alles schriftlich fest, um für den Nachwelt einen Beweis zu hinterlassen.
Mel ist in der heutigen Gegenwart Linguistin, vor allem mit Kenntnissen alter Sprachen, weshalb sie auch von Tristan Lyons für ein Projekt auf höchster Geheimhaltungsstufe ausgewählt wird. Was sie dann erfährt erschüttert ihr gesamtes Weltbild, denn Magie war bis zum Jahr 1851 völlig normal! Die Regierung hat eine Vielzahl an Dokumenten entdeckt, die auf einen ganz alltäglichen "Gebrauch" von Magie hinweisen und behält diese - natürlich - unter Verschluss.
Während Mel also beginnt, diese alten Fragmente zu übersetzen, nimmt die Forschung plötzlich eine sehr rasante Entwicklung, indem Tristan den in den Ruhestand verstetzten Dr. Oda mit ins Boot holt. Seine bahnbrechenden Experimente zu "Schrödingers Katze" haben Empörung hervorgerufen, so dass er sich aus dem Berufsleben zurückziehen musste.
Was jetzt kommt wird teilweise viel mit Physik beschrieben, aber selbst ich als Laie konnte das meiste wirklich gut nachvollziehen. Natürlich hab ich nicht alles bis ins Detail verstanden, aber es wurde gut erklärt und zu einer sinnvollen Entwicklung gebracht. Hier muss ich wirklich großen Respekt aussprechen für die Recherchearbeit der Autoren!
Wobei ich sagen muss, dass es zwischendurch auch mal Momente gab, die mir nicht so schlüssig erschienen, aber das nahm im Gesamtkonzept keinen großen Raum ein.
Jedenfalls wirkt Tristans Faszination zu dem Thema sehr ansteckend und so sind Mel und Dr. Oda (nebst Ehefrau) mit Feuereifer dabei, die Möglichkeiten der Zeitreisen auszubauen - doch, wenn es um ein Regierungsprojekt geht, stehen ja immer Vorgesetzte dahinter, die ganz andere Ziele verfolgen. Macht und Geld sind hier das Hauptaugenmerk und je weiter sie ihre Forschung vorantreiben, desto mehr gerät das ganze Konzept aus den Fugen!
Die Erklärung, warum die Magie 1851 enden "musste", fand ich extrem spannend, wie so viele der physikalischen Erklärungen. Davor muss man aber nicht zurückschrecken, denn sie kommen vor allem anfangs vor, um den ganzen Prozeß zu erklären und werden wirklich gut beschrieben.
Überhaupt ist das Erzähltempo recht langsam und hätte für mich ruhig etwas zügiger vorangehen können.
Mehr Bewegung kommt dann in die Geschichte, als sie durch verschiedene Stile weitererzählt wird. Zum einen durch Tagebucheinträge von Rebecca East-Oda, der Frau von Doktor Oda, Aufzeichnungen zu den Experimenten, Berichten, oder auch dem Email-Verkehr oder Auszügen aus Nachrichtenprotokollen. Das bringt eine abwechslungsreiche und immer mehr an Spannung zunehmende Dynamik in die Geschichte, und lässt auch den anderen Charakteren mehr Spielraum.
Außerdem sind sie auch unterschiedlich und schön in Szene gesetzt
Allerdings, trotz dem man wirklich lange mit den Figuren unterwegs ist, bleiben sie doch etwas unnahbar und gehen nicht so in die Tiefe. Was gar nicht mal so schlimm ist, da der Fokus hier auf der Handlung den Hintergründen liegt und man sie im Groben wirklich gut einschätzen kann, aber ein bisschen mehr aus ihrer Gefühlswelt hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle doch gewünscht.
Mal abgesehen von dem absolut faszinierenden Thema Zeitreisen, bei dem sich mir immer mein Denken verknotet, und über das man hier wirklich viele interessante Ansätze zum Nachdenken bekommt, fand ich es auch aufwühlend zu verfolgen, wie aus dem anfänglichen Enthusiasmus eine erfahrene Routine entwickelt, die den Zauber mehr und mehr verschwinden lässt. Vor allem natürlich durch die Strategie und Zielführung des ganzen Projekts, das ja von der Regierung finanziert wird.
Insgesamt hat es mich definitiv begeistert, auch wenn ich manche Stellen als etwas zäh empfunden habe weil es zu viele entbehrliche Informationen gab - wodurch das Gesamtbild aber auch eine solide und wahrhafte Note bekam, die beim Lesen absolut überzeugen konnte. Wer sich für das Thema Zeitreisen interessiert wird definitiv eine Menge Spaß beim Lesen haben!
Übrigens findet ihr am Ende ein Personenverzeichnis und ein Glossar für alle im Text verwendeten Begriffe - aber zu früh sollte man nicht darin nachblättern, sonst könnte man auf Spoiler treffen!
Mein Fazit: 4 Sterne
© Aleshanee