Stefanie Scheurich - Sanni

  • Sanni: Prequel zu Deceptive City - Stefanie Scheurich


    Sternensand Verlag

    532 Seiten

    Dystopie

    Prequel

    25. Januar 2019


    Inhalt:


    Was würdest du tun, wenn ein Mensch, den du liebst, einfach verschwindet?

    Was würdest du riskieren, um ihn zurückzubekommen?


    Die siebzehnjährige Susanna hat alles außer echten Problemen.

    Als Mitglied einer privilegierten Gesellschaft, die ihr perfektes Leben in einer Stadt hinter schützenden Mauern führt, gleicht ihr Dasein einem Hauptgewinn. Nur ist ihr gar nicht bewusst, wie viel Glück sie tatsächlich hat.

    Nachdem ihr Bruder jedoch eines Tages spurlos verschwindet, setzt sie alles daran, ihn zu finden, und stößt dabei auf Wahrheiten, die ihr den Boden unter den Füßen wegreißen.


    Meinung:


    Ihr lebt euer ganzes Leben in einer perfekten Stadt.

    Freunde, Familie, Gesundheit, das Leben - alles Routine ohne hohen Stellenwert.

    Ihr wisst, das etwas nicht ins Bild passt, das etwas nicht stimmt, wie ein Puzzlestück am falschen Platz, aber ihr sorgt euch nicht darum, weil dieses Gefühl eine Mücke im Vergleich zu euren anderen Gedanken ist.

    So in etwa ging es Susanna, Sanni, der Protagonistin um die es geht.

    Und wenn ich ehrlich bin auch mir.


    Ich mag den Schreibstil der Autorin total.

    Sie schreibt einnehmend, gefühlvoll und wenn sie eins gut kann, dann Verbindungen zwischen Leser und Charakter aufbauen.

    Auch beim Prequel zu Deceptive City hat das dank der Ich-Perspektive wieder wundervoll funktioniert.

    Allerdings nicht direkt zu Beginn. Keine Ahnung woran es lag, aber innerhalb der perfekten Stadt hat sich das Lesen der Geschichte bis zum entscheidenden Punkt angefühlt als stünde ich außen vor und würde nur zugucken. Dabei kam das Gefühl, das die Autorin vermitteln wollte, durchaus bei mir an. Und hätte ich direkt die Connection gefühlt, wäre Sanni auch ein echtes Highlight geworden, denn emotional gesehen, von der Wortwahl über den Satzbau bis hin zu den Erlebnissen, war das eine Achterbahnfahrt.

    Voller Höhen und Tiefen. Ruhig, sanft, aufbrausend, wütend, kalt, berauschend.


    Die Geschichte von Sanni beginnt nicht außerhalb der schützenden Mauern.

    Sie endet auch nicht dort. Kaum jemand weiß, was dort draußen ist.

    Warum sollte man das auch wissen wollen, wenn man eigentlich alles hat?

    Sanni führt ein ganz normales Leben.

    Sie hat eine nervige Schwester, einen pubertierenden Bruder und Eltern, die mit drei Kindern fast ein wenig überfordert sind.

    Sie geht zur Schule, hat keine Ahnung, was sie mit ihrer Zukunft anstellen soll und den besten Freund, den man sich wünschen kann. Ihn habe ich als Protagonisten direkt ins Herz geschlossen.

    Er ist so wahnsinnig sympathisch, genauso wie Sannis Bruder, zu dem sie eine engere Beziehung hat als zum Rest ihrer Familie.

    Kein Wunder also, das sie sich als eine der wenigen große Sorgen macht, als ihr Bruder sich verändert. Und dann verschwindet.

    So, als hätte es ihn nie gegeben.


    Das Prequel fängt ruhig an. Die Spannung baut sich Stück für Stück auf.

    Für alle, die bereits Deceptive City Band 1 kennen, wird es weniger Überraschungen geben, als für die, die mit dem Prequel in die Welt einsteigen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie ich euch die Geschichte näher bringen soll, ohne großartig zu spoilern.

    Sanni ist als Charakter schwierig einzuschätzen.

    Durch die fehlende Verbindung zu Beginn war es mir auch nicht möglich sie zu durchschauen.

    Sie ist gefühlsmäßig eher distanziert und taut erst im Laufe der Zeit auf, aber wenn sie einen ins Herz geschlossen hat, dann tut sie alles und aufgeben ist auch nicht ihr Ding.


    Zitat

    „Es kommt nicht darauf an, ob wir wahrhaftig fähig sind, etwas bewirken zu können, ob wir am Ende wieder aufrecht stehen.

    Es geht nur darum, es zu versuchen. Man sollte eine Niederlage nicht akzeptieren, ehe sie tatsächlich existiert.“

    (Pos. 5773 von 6240)


    Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der „heutigen“ Sicht, die sich auf das Ende von Deceptive City datiert und auf acht Jahre zuvor, als man Susi noch unter dem Namen „Sanni“ kannte.

    Beide Seiten, sowohl Susi, als auch Sanni haben in meinen Augen eine Daseinsberechtigung. Die Umstände, die zum Switch von der einen zur anderen Persönlichkeit führten sind verheerend. Ich wüsste nicht, was ich an ihrer Stelle getan hätte.

    Zumal sie zu dem Zeitpunkt ja noch sehr, sehr jung war und kaum einen Halt hatte außer Theo.


    Die Autorin versteht sich darauf, den Leser ruhig und langsam in ihre Welt einzuführen. Bereits bei Deceptive City konnte sie die Verbindung zur Stadt und zu den Menschen gut intensivieren. Allerdings für meinen Geschmack etwas zu langsam.

    Versteht mich nicht falsch, ich habe die Geschichte genossen, aber zum richtigen Höhepunkt fehlte mir noch irgendwas.

    Ein Körnchen Action, ein Fitzelchen Überraschungsmomente.

    Den folgenden Storys tut „Sanni“ jedoch jetzt schon gut, denn ich weiß endlich, wie es dazu kam, dass Susi so ist, wie sie ist.

    Und ich bin wirklich gespannt, was die Autorin im zweiten Band daraus macht.


    Fazit:


    Das Prequel „Sanni“ gibt der Protagonistin Susi eine Vergangenheit.

    Es fühlte sich während des Lesen so an, als würde ich Stück für Stück ein Puzzle zusammensetzen.

    Es war wie eine kleine Offenbarung auf tiefgreifender, emotionaler Ebene.

    Das gesamte Konzept der abgeschotteten Stadt fasziniert mich und durch Sanni erhält man einen fast allumfassenden Blick.

    Gefühlsmäßig ist diese Vorgeschichte wirklich umwerfend, auch wenn ich ein wenig Spiel mit dem Adrenalin des Lesers vermisst habe. Ich war nicht direkt zu Beginn mit dabei, doch solange mich die Charaktere mit in ihre Welt nehmen und ich mich irgendwann dazugehörig fühle, ist alles gut.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)