Paula McLain - Hemingway und ich / Love and Ruin

  • Die 25-jährige Martha Gellhorn hatte immer den Traum, ein eigenes Buch zu schreiben, doch gelingen will es ihr nicht. Sie stürzt sich in Affären mit älteren Männern, bis 1936 die Begegnung mit dem bekannten und charismatischen Schriftsteller Ernest Hemingway ihr Leben verändert. Hemingway, der bereits zum zweiten Mal verheiratet ist und Vater von drei Söhnen ist, trennt sich von seiner Ehefrau, um Martha zu heiraten und fortan mit ihr durch die Welt zu ziehen. Die beiden bilden eine sehr enge Einheit und im Schatten von Ernest beginnt auch Martha endlich, Dinge zu schreiben, die ihr am Herzen liegen. Sie erarbeitet sich schnell den Ruf einer ausgezeichneten Kriegsreporterin, deren Texte von namhaften Zeitungen gedruckt werden, während auch Hemingways Karriere immer mehr Fahrt aufnimmt und weiterhin mehr Aufmerksamkeit bekommt als Marthas Arbeit. Wird Martha sich mit einem Leben im Schatten von Ernest zufrieden geben?


    Paula McLain hat mit ihrem Buch „Hemingway und ich“ einen sehr fesselnden und bewegenden Roman über Martha Gellhorn, die dritte Ehefrau von Ernest Hemingway, vorgelegt, der von Beginn an begeistert und nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Welt des Ehepaares gibt, sondern auch glaubhaft die Gefühlswelt und Zerrissenheit von Martha porträtiert. Der Schreibstil ist flüssig und packt den Leser, sowie er eingetaucht ist in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ernest Hemingway war damals schon ein berühmter Schriftsteller, der von vielen verehrt wurde. Der Autorin gelingt es auf sehr ungewöhnliche Weise, belegte Tatsachen mit Fiktion zu mischen, um dem Leser einen guten Einblick über das berufliche Wirken und die Beziehung zwischen Ernest und Martha zu vermitteln. Dabei steht Martha ganz klar im Vordergrund, die zu Beginn noch immer kämpft, um sich ihre Träume zu erfüllen und erst mit der Beziehung zu Ernest auf den richtigen Weg kommt, ihre Geschichten zu schreiben und unter die Leute zu bringen. Zwischen Martha und Ernest besteht eine Art Seelenverwandtschaft, die beiden teilen alles und sind voneinander dermaßen eingenommen und fasziniert, dass sie sich gegenseitig hochpuschen. Allerdings steht Ernest Stern immer ein wenig höher als der von Martha, was eine Weile gutgeht, dann aber zu Konflikten führt. Die damalige Zeit spielt Ernest dabei natürlich in die Hände, da er ein gefeierter Autor ist und die Einstellung gegenüber starken Frauen damals noch nicht sehr ausgeprägt war.


    Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und sprühen vor Lebendigkeit. Sie besitzen starke Persönlichkeit, individuelle Eigenheiten und wirken so sehr real und authentisch. Martha ist eine starke und unabhängige Frau, die oft an sich selbst zweifelt. Sie ist voller Hingabe für ihren Beruf und neugierig auf die Welt und alles, was diese ihr zu bieten hat, aber auch in der Liebe zu ihrem Mann. Ihre Zerrissenheit zwischen Beruf und Liebe zeigt deutlich, dass sie lange keine Entscheidung fällen kann, aber irgendwann muss, damit sie sich selbst treu bleibt und ihre Träume ohne Barrieren verwirklichen kann. Martha hat einen starken Willen, gibt nicht auf und sucht immer wieder nach Lösungen, um vielleicht doch neben Ernest zu bestehen. Ernest Hemingway ist ein gefeierter Autor, der in Martha so etwas wie seine Muse sieht. Sie beflügelt ihn, öffnet ihm den Blick und inspiriert ihn, was ihn zu weiteren Höhenflügen ansetzen lässt. Doch er ist auch nur ein Mann, der die Anbetung und uneingeschränkte Aufmerksamkeit genießt. Ablenkung davon schlägt sich auf sein Ego nieder, zwei Stars in einer Beziehung kann es nicht geben. Die Beziehung der beiden gleicht am Ende einem Kräftemessen, aus dem der Stärkere hervorgeht.


    „Hemingway und ich“ ist ein wunderbares Portrait einer Liebe, deren Besessenheit, Höhen und Tiefen beruhend auf wahren Begebenheiten mit einer Prise Fiktion. Wer gern über wahre Persönlichkeiten liest, sollte sich die Geschichte von Martha Gellhorn nicht entgehen lassen, denn sie bezaubert, rüttelt auf und stellt Fragen in den Raum, wie man selbst wohl entschieden hätte. Absolute Leseempfehlung für ein Wahnsinnsbuch!


    Sehr gelungene :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Paula McLain - Hemingway und ich“ zu „Paula McLain - Hemingway und ich / Love and Run“ geändert.
  • Über Hemingways erste Ehefrau hat die Autorin schon 2011 einen Roman veröffentlicht, hier ist die 3. an der Reihe.


    Hemingway war bekanntlich vier Mal verheiratet; ob es noch zwei weitere Bücher geben wird? :-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Paula McLain - Hemingway und ich / Love and Run“ zu „Paula McLain - Hemingway und ich / Love and Ruin“ geändert.
  • Das Cover macht so richtig Lust auf den Inhalt. Die Farben, die Kleidung, die Frisuren zeigen sofort, in welcher Zeitenspanne es sich abspielt. Außerdem finde ich die Darstellung des Paares super gelungen, denn es zeigt deren gemeinsamen Blick...ich schließe daraus deren gemeinsamen Lebensweg.


    Der Schreibstil von Paula McLain ist sehr einnehmend und sie schafft Atmosphäre. Sie lässt einen die Vorkommnisse miterleben und macht die intensiven Begebenheiten authentisch nachvollziehbar. Es ist hervorragend gelungen, die realen Fakten mit der Fiktion zu verweben. Dabei finde ich es klasse, dass am Ende noch die Realitäten vorgestellt werden.


    Die Charaktere werden vortrefflich dargestellt und so konnte ich die Protagonisten aus einer anderen, bisher von mir unbekannten, Sichtweise erleben und kennenlernen. Dazu ist es eben auch wichtig, wie ich vorab auch schon erwähnt habe, dass zum Ende des Buches die realen Fakten bezeichnet wurden, damit man sich auch kein falsches Bild davon macht.


    Die Darstellungen der unterschiedlichsten Kriegsschauplätze und die Hintergründe waren ebenfalls sehr eindringlich und intensiv geschildert.

    Genauso verhält es sich mit den Erläuterungen zu den Verhaltensweisen und Beweggründen der Mitwirkenden.


    Mein Fazit: ein interessantes und atmosphärisches Gesamtbild, das zum Teil Realität, zum Teil Fiktion darstellt

  • Die Schriftstellerin Martha Gellhorn ist dabei, ihren zweiten Roman zu veröffentlichen, da begegnet sie dem charismatischen Ernest Hemingway, der als Schriftsteller schon sehr bekannt ist. Sie ist fasziniert von diesem Mann, der aber noch verheiratet ist. Mit ihm reist sie nach Spanien, um sich als Kriegsreporterin einen Namen zu machen. Sie wird dann auch seine dritte Ehefrau. An seiner Seite wird der Grundstein für ihre Karriere gelegt, aber es ist Hemingway, der immer erfolgreicher wird. Martha ist ein Freigeist, sie ehrgeizig und sie muss eine Entscheidung treffen. Will sie nur als Ehefrau eines erfolgreichen Schriftstellers wahrgenommen werden? Was als große Liebe begonnen hat, wird zunehmen zu einem zermürbenden Kampf.


    Dieser Roman beschreibt aus der Ich-Perspektive die Lebensgeschichte von Martha Gellhorn.


    Hemingway hat mir immer als Schriftsteller imponiert, als Person weniger, denn er ging egoistisch seinen Weg und hatte eine Menge Fehler. Die wesentlich jüngere Martha ist von diesem Mann fasziniert, aber mit der Zeit musss sie feststellen, dass sie neben ihm keine berufliche Zukunft haben kann. Sie will sich nicht einengen lassen, aber die damalige Zeit macht es Frauen nicht einfach, sich selbst zu verwirklichen. Es kommt zu ständigen Streitereien und Machtkämpfen. Beide sind starke und ehrgeizige, wenn auch nicht unbedingt sympathische, Personen, die ihren Weg gehen wollen, ohne Rücksicht und ohen Kompromisse zu schließen. Obwohl Martha Ernest eine Zeitlangentgegenkam, machte er es ihr nicht leicht mit seiner fordernden Art. Es konnte auf Dauer nicht gutgehen und so scheitert die Ehe auch nach einigen Jahren.


    Martha Gellhorn ist eine mutige Frau, die sich als Kriegsreporterin einen Namen gemacht hat, aber ich glaube, dass sie den Kick der Gefahr auch brauchte, denn sie geht viele Risiken ein.


    Die Autorin verbindet in diesem Roman geschickt Fakten und Fiktion. Der Schreibstil ist lebendig und gut zu lesen.


    Mir hat das Buch über eine ungewöhnliche Liebesbeziehung gut gefallen.

  • Buchmeinung zu Paula McLain – Hemingway und ich

    „Hemingway und ich“ ist ein Roman von Paula McLain, der 2018 im Aufbau Verlag in der Übersetzung von Yasemin Dincer erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Love and Ruin“ und ist 2018 erschienen.

    Zum Autor:
    Paula McLain, geboren 1965, studierte an der University of Michigan Kreatives Schreiben und lebte in den Künstlerkolonie Yaddo und MacDowell. Paula McLain lebt mit ihrer Familie in Cleveland.

    Klappentext:
    Eine große Liebe vor der bedrohlichen Kulisse des Zweiten Weltkriegs: Meisterhaft inszeniert Paula McLain die außergewöhnliche Geschichte von Ernest Hemingway und seiner dritten Frau, der berühmten Kriegsreporterin Martha Gellhorn.
    Als Martha sich haltlos in den zehn Jahre älteren Ernest verliebt, ist sie gerade achtundzwanzig Jahre alt. An seiner Seite legt sie den Grundstein für ihre Karriere als Autorin. Doch als Ernest immer größere Erfolge feiert, muss Martha sich entscheiden: Möchte sie die Frau eines weltberühmten Mannes sein oder ihren eigenen Weg gehen?

    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich zwiegespalten zurück gelassen. Eindrucksvoll wird der Aufstieg der Hauptfigur geschildert, die ohne Frage eine starke Frau ist. Es ist eine Hommage an Martha Gellhorn und ich muss sehr aufpassen, nicht Fiktion und Wirklichkeit zu vermischen. Obwohl die Geschichte fast ausschließlich als Ich-Erzählung Marthas erfolgt, ist sie mir fremd geblieben. Man erfährt viel von Begebenheiten aus Friedens- und Kriegszeiten, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es fast immer an der Oberfläche blieb. Deutlich wurde, dass Martha einen starken Willen und den festen Vorsatz hat, als eigenständige Schriftstellerin anerkannt zu werden. Nicht deutlich wurde, was sie ausgerechnet an der Figur Hemingway so angezogen hat. Einerseits ist Martha eine Frau der nüchternen Analyse, aber im Umgang mit Hemingway ist sie seltsam inkonsequent. Dazu kommen die Stellen, die nicht in der Ich-Form erzählt werden. In ihnen kommt Hemingway sehr schlecht davon und so fand ich es nicht in Ordnung und wirkte wie billige Stimmungsmache. Positiv empfand ich, dass Martha auch Schwächen zugestanden worden. In vielen Bereichen sind sich Martha und Ernest sehr ähnlich. Sie sind beide Alphatiere, die ein Leben nach eigenen Maßstäben führen und denen die öffentliche Meinung relativ egal. Natürlich ist es aber bei Martha etwas Besonderes, weil sie es sich als Frau einfach herausnimmt. Bei beiden Figuren wird der Konflikt zwischen persönlichem Glück und beruflichem Erfolg herausgearbeitet. Bei beiden Figuren ist der Erfolgswille dominant und so können sie nicht über längere Abschnitte gemeinsam glücklich sein. Keiner von beiden kann oder will sich dem Partner unterordnen.

    Fazit:
    Eine Hommage an die Schriftstellerin Martha Gellhorn, aber auch ein unglücklicher Versuch, ihre Beziehung zu Ernest Hemingway zu beschreiben und zu analysieren. Gerade hier blieb vieles blass. Deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln